Sonntag, 2. Juli 2017

Trumpologiefolgenabschätzung – Teil IX



Trump ist wirklich wie die sprichwörtliche tote Qualle am Strand.
Man weiß genau, sie ist ekelig, geht aber doch hin und stochert mit einem Stock dran herum.
Immer wieder nimmt man sich vor, die Augen abzuwenden, aber es gelingt höchstens ein oder zwei Tage. Dann hängt man wie ein rückfälliger Crackhead wieder an CNN oder dem Internet und zieht sich die neuesten Berichte und Kommentare rein.
Und jedes Mal, auch wenn es eben noch unmöglich schien, schafft Trump es sein absolut unterirdisches Niveau noch einmal zu unterbieten.
Gerade erst zog er im Blutrausch über Mika Brzezinski her, so daß ich stundenlang die fassungslosen Reaktionen amerikanischer Journalisten/Analysten/Moderatoren ansehen mußte.
Die Faszination der dialektischen Tänze, die Trump-Fans aufführen, um ihren Helden zu rechtfertigen, kühlt langsam ab.
Inzwischen ist klar, daß Conway und Huckabee-Sanders Trump auch vehement verteidigen würden, wenn dieser öffentlich alle Kabinettsmitglieder vergewaltigt, sämtliche Bestecke des Weißen Hauses gestohlen und wahllos Passanten in Manhattan erschossen hätte.

Neben Ana Navarros Rant gefielen mir am besten:


Trump is "physically disgusting to look at" and a "vulgar pig."
"I have to tell you this. I'm not an employee of NBC so I'm going to go thug here. I'm sorry" (….)
"Because Mika is a friend of ours. She's a good woman. She's a great mom and he's a pig. He's a vulgar pig. Michelle Obama says when they go low we go high. We he goes low, I'm going low. You guys can take the high road."
"He's physically disgusting to look at. That's what I find ironic about the way he starts to always going after other people's physical attributes," "He's not mentally ok. This is a man, we have to start paying attention to it and he's disgusting to look at."
"I'm taking the low ground here. You know what. He goes after a woman that way. He goes after a friend that way. He is a vulgar human being. He is vulgar to look at. He is disgusting the way he behaves himself as president."


Und Seth Meyer, der seine Sprachlosigkeit inszenierte.


Natürlich, wie könnte es auch anders sein, folgte das doubling down aus dem Weißen Haus. Der beratungsresistente Bully pöbelte weiter.
Diesmal ging es gegen CNN, das Trump nur noch FNN - "Fake News Network" - nennt.

[…..] Donald Trump verachtet CNN. Nun hat der US-Präsident auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ein Video gegen den US-Fernsehsender veröffentlicht, das den Konflikt weiter anheizen dürfte.
Darin ist zu sehen, wie er am Rande eines Wrestlingkampfes einen Mann attackiert und ihm mehrmals ins Gesicht schlägt. Der am Boden liegende Gegner hat ein CNN-Logo über seinem Gesicht eingeblendet. [….]

[…..] CNN reagierte bestürzt auf das Video. "Es ist ein trauriger Tag, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten Gewalt gegen Reporter anregt", sagte ein Sprecher. Offenbar habe die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, vergangene Woche gelogen, als sie gesagt habe, Trump fördere in keiner Weise die Anwendung von Gewalt.
Solch kindisches Benehmen würdige sein Amt herab, sagte der CNN-Sprecher. "Wir werden weiter unseren Job machen. Er sollte damit anfangen, seinen zu machen." […..]

Man darf gespannt sein, wie lange es dauert bis in dem Land mit 350 Millionen privaten Handfeuerwaffen einer der fanatisierten Trump-Anhänger dessen wiederholte Aufforderungen zur Gewalt in die Tat umsetzt und einen Fernsehjournalisten erschießt.

Sicher, in den USA gibt es Wiederstand. Gerade gestern fanden Dutzende Demonstrationen statt, die einen Rücktritt Trumps verlangten.

[…..] Derweil waren in mehreren Dutzend Städten in den USA Demonstrationen für eine Amtsenthebung Trumps geplant. Die Organisatoren werfen Trump Verfassungsverstöße vor: Nach Ansicht seiner Gegner missbraucht Trump sein Amt für seine geschäftlichen Interessen. Auch habe er versucht, die Ermittlungen zu den Russland-Kontakten seines Wahlkampfteams zu behindern. [….]

Zu einem Impeachment wird es aber nicht kommen, da es dafür ganz andere politische Mehrheiten bedürfte. Die Republikaner haben aber die absolute Mehrheit in beiden Parlamentskammern, stellen 2/3 der Gouverneure und gewinnen weiterhin Wahlen gegen die Demokraten.
Das beeindruckt auch Deutschlands Rechte.
Wie mit im aktuellen SPIEGEL nachlesen kann, ist der aufstrebende CDU-Rechtsaußen Staatssekretär Jens Spahn ein Fan von Bannon und Trump.

Amerika ist offenbar zu schwach und zu verkommen, um einen antimoralischen zwanghaften Lügner aus dem Amt zu entfernen.

Es gibt nur noch eine Chance.
Die USA müssen gewaltig abstürzen.
Die Trumponomics müssen zu einem derartigen ökonomischen Einbruch führen, daß auch die letzten Hillbillys und FOX-Moderatoren begreifen sich auf einem Irrweg zu befinden.

Anzeichen für den wirtschaftlichen Niedergang gibt es schon. Insbesondere die Werte der Energieversorger stürzen ab, weil die Anleger doch nicht so blöd sind zu glauben, Braunkohle wäre die Technologie der Zukunft.

Zudem macht sich Trump international extrem unbeliebt. Auf der politischen und der persönlichen Ebene.

Trump schubst nicht nur die Regierungschefs kleiner Länder, wie Milo Đukanović, den Ministerpräsidenten Montenegros aus dem Weg.
Er behandelt auch wichtige Partner wie Dreck.
Letzte Woche empfing Trump den Südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-In im Weißen Haus und behandelte auch diesen engen Alliierten gegen Nord-Korea so, daß die Journalisten anschließend von „Offensive Behaviour“ und „almost humilating Moon Jae-In“ sprachen.

Trumps persönliches extrem schlechtes Benehmen ist das eine.
Hinzu kommt die totale Kakophonie seiner Administration. Dort wird jeden Tag etwas anderes behauptet. Versprechen aus Washington sind völlig wertlos.

[….] Die Ner­vo­si­tät un­ter den G-20-Pla­nern wächst, denn in Wa­shing­ton re­giert das Cha­os. Mit Schau­dern den­ken US-Di­plo­ma­ten an den Gip­fel der sie­ben west­li­chen In­dus­trie­na­tio­nen im si­zi­lia­ni­schen Ta­or­mi­na zu­rück, bei dem Trump die üb­ri­gen De­le­ga­tio­nen ent­nerv­te, in­dem er ei­nem wech­seln­den Team aus Be­ra­tern die Ver­hand­lun­gen über­gab. Kurz dar­auf feu­er­te er sei­nen Chef­un­ter­händ­ler, der ur­sprüng­lich auch in Ham­burg hät­te auf­tre­ten sol­len. Die­se Auf­ga­be über­nimmt nun ein Mann, der vor drei Wo­chen sei­nen ers­ten Ar­beits­tag im Wei­ßen Haus hat­te.

Hin­zu kommt: Die Zu­sa­gen, die Trump in Ta­or­mi­na ge­ge­ben hat­te, sind in­zwi­schen nichts mehr wert. Auf dem G-7-Tref­fen hat­ten sich die USA noch ge­gen „Pro­tek­tio­nis­mus“ und „un­fai­re Han­dels­prak­ti­ken“ aus­ge­spro­chen. Doch bei ei­nem Tref­fen der In­dus­trie­län­der­or­ga­ni­sa­ti­on OECD kürz­lich in Pa­ris woll­ten die ame­ri­ka­ni­schen Un­ter­händ­ler da­von nichts mehr wis­sen. Statt­des­sen sorg­ten sie da­für, dass die ent­spre­chen­den Pas­sa­gen aus den Pro­to­kol­len her­aus­flogen. […..]
(DER SPIEGEL, 01.07.2017)


Auf Dauer lassen sich aber auch die devotesten Amerika-Fans nicht mehr demütigen.

Wieso kann sich Amerika die großen Handelsbilanz-Defizite und enormen Etat-Schulden leisten? Weil Amerika aufgrund des mächtigen Binnenmarktes ein hochattraktiver Schuldner ist und der Rest der Welt nur zu gern die Milliarden als Kredite oder Investitionen in die USA zurückträgt.

Aber auch hier bröckelt es.

[….] "America First" Trump schreckt ausländische Investoren ab!
Ausländische Unternehmen scheuen offenbar neue Investitionen in den USA: Seit Amtsantritt von Präsident Trump sind die Direktinvestitionen einem Bericht zufolge um 40 Prozent eingebrochen. […..]

 […..] Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) geht nicht mehr davon aus, dass US-Präsident Donald Trump ein großes Konjunkturprogramm auflegen wird. "Wir glauben nicht mehr daran, dass die Regierung in der Lage sein wird, selbst ein kleines Paket mit Infrastrukturausgaben durchzusetzen", heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Studie. Zudem sei allenfalls mit moderaten Steuersenkungen, vermutlich Anfang nächsten Jahres, zu rechnen. [….]
(T-Online, 30.06.2017)

[…..] Der IWF zweifelt am Wachstumsziel der US-Regierung unter Präsident Donald Trump und senkte deshalb seine Prognose für die weltgrößte Volkswirtschaft. Das geht aus dem neuesten Länderbericht des Fonds hervor. Für 2017 wird ein US-Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent erwartet, nach bislang 2,3 Prozent. Im kommenden Jahr dürfte das Wachstum ebenfalls 2,1 Prozent betragen. Im April war der IWF noch von 2,5 Prozent ausgegangen. […..]

Bleibt zu hoffen, daß Trump sich Ende der Woche in Hamburg weiter unbeliebt macht. So unbeliebt, daß die anderen Nationen sich weiter aus den USA zurückziehen, so daß dort eine gewaltige Rezession einsetzen kann.

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