Mittwoch, 1. März 2017

Auslaufmodell


Eins der größten Rätsel des deutschen Journalismus wird für mich immer die Frage sein, wieso sich die an sich hochvernünftigen SZ-Chefredakteure Heribert Prantl, Kurt Kister und Wolfgang Krach immer noch den frommen Katholiken Matthias Drobinski, 52, als Redakteur halten.


Nicht nur, daß es ohnehin völlig absurd ist einen hochbefangenen Kirchenfuzzi über Kirchenthemen schreiben zu lassen, so ist Drobinski auch noch von einer schweren Echolalie befallen und schreibt in seinem stets larmoyanten Ton auch immer wieder das Gleiche:


Hach, wie traurig, die Kirche verliert Mitglieder und die Pfaffen sind frustriert. Dabei ist Franzl doch so super. Menno! Es kann aber nicht nur am Zölibat meiner heißgeliebten katholischen Kirche liegen, weil die Protestanten mindestens genauso schrumpfen. (Ätschibätsch)
Die Ursachen für das Wegsterben des kirchlichen Lebens sind also irgendwie ganz kompliziert. Das ist eine große Aufgabe für die Bischöfe und alles ist ganz furchtbar traurig, weil die Kirche doch so wichtig ist!

Die SZ verfügt über einige der besten Edelfedern Deutschlands – was wäre es für eine Wonne, wenn man auch zu kirchlichen Themen Spitzenjournalismus aus München bekäme.

Stattdessen immer noch dieselbe Leier.

Für immer weniger Menschen gehört die Religion zum Leben. [….] Auffällig ist jedoch, dass die Befragten von ihrer Kirche vor allem "klassische Kernkompetenzen" erwarten.
Der evangelischen Kirche in Deutschland geht zunehmend die Mitte verloren, die Bindung an die Institution schwindet. […..]

Wer meditiert und sich ins Gebet versenkt, entkommt dem Zweck und findet den Sinn. Der Gläubige kann sich in seinen Nöten und Ausweglosigkeiten vor seinen Gott werfen und den Fall an die höchste Instanz abgeben: Mach du was draus. Das ist zwecklos, aber nicht sinnlos.
Dem Zweck die Grenzen zeigen, sich selbst nicht die letzte Instanz sein müssen - und dürfen: Das sind die Gaben des Glaubens an die Gläubigen und an die ganze Gesellschaft. Es ist die Kraft des Transzendenten, die verhindert, dass der Mensch zum Objekt des Menschen wird, ob bei der Embryonenforschung, der Wirtschafts- und Flüchtlingspolitik.

[….] Europas Katholiken - und viele Menschen über die Kirche hinaus - sind mehrheitlich begeistert von dem Mann, der so bescheiden lebt und sich darangemacht hat, die Verhärtungen seiner Kirche aufzubrechen. [….] Dieser Papst ist nicht nur bemerkenswert, weil er sich im Mittelklassewagen fahren lässt. [….]

Das Erzbistum Köln ist nicht obszön reich, sondern solide finanziert.[….]

Es ist im Grundsatz das gute Recht der Kirchen, von ihren Mitarbeitern eine stärkere Loyalität zu fordern, als das zum Beispiel ein Fabrikant von Dosensauerkraut kann. Kirchen sind Tendenzbetriebe wie Gewerkschaften, Parteien, auch Zeitungshäuser und Rundfunkanstalten. […..]

Eine strikte Trennung von Staat und Kirche wäre dabei der falsche Weg, wie sauber ein solcher Schnitt auch scheinen mag. Die Leute wechseln ja nicht von der Kirche zur Humanistischen Union. Sie verschwinden in jener Gleichgültigkeit, unter der quasi alle Institutionen außer den unkaputtbaren Fußballverbänden leiden. [….]

Der Moralüberschuss der Kirchen ist unangenehm für alle, die diese Moral umsetzen sollen. Aber er ist auch notwendig, um zu verhindern, dass sich eine Politik nur auf das Nächstliegende konzentriert oder von Stimmungen leiten lässt. Er macht staatliches Handeln besser – […..]

Noch nie haben sich in Deutschland so wenige Männer zu katholischen Priestern weihen lassen wie im vergangenen Jahr. Den Zahlen der katholischen Bischofskonferenz zufolge gab es in den 27 deutschen Bistümern 2015 insgesamt 58 Priesterweihen; 2014 waren es noch 75 gewesen, 2013 sogar 98. 1990 hatte die Zahl der neuen Priester noch 295 betragen. Die katholische Kirche Deutschlands steht damit vor einem dramatischen Priestermangel.

In der Flüchtlingskrise haben sich beide Kirchen als Anwälte der Heimatlosen und Schwachen profiliert, ihre Sozialarbeit wird geschätzt. Und jetzt, wo so heftig über den Islam und seine künftige Rolle im Land debattiert wird, müsste doch eigentlich die Besinnung auf ihre christlichen Wurzeln viele dazu bringen, dass sie mal wieder in die Kirche gehen und sich sagen: Hier ist es gut, hier mache ich mit.  […..]

Nur noch 58 Männer ließen sich 2015 in Deutschland zum katholischen Priester weihen - so wenige wie noch nie. Die Zahl war eine Sensation, und dass es im vergangenen Jahr wieder (bescheidene) 80 neue Priester gab, ließ die Debatte nicht verstummen: Ist der Zölibat, die Verpflichtung der katholischen Priester zum ehelosen Leben, noch haltbar?

So ist Drobinski, immer seicht, immer am Thema vorbei.
Vorsichtige Kritik an der harten römischen Linie bei Homoehe, Zölibat und Frauenpriestertum, aber niemals würde Dobrinski den segensreichen Einfluss der Kirche auf den Staat in Frage stellen. Unverrückbares Fundament seines journalistischen Wirkens ist der Kampf gegen die Konfessionslosen.
Schlechte Nachrichten für die Kirche – Priestermangel, Austritte, verwaiste Gemeinden – sind für Dobrinski generell schlechte Nachrichten.
Weshalb irgendjemand die großartige Institution RKK verlassen sollte, versucht Drobinski zwar mit den üblichen Schlagworten zu beschreiben – Kirchensteuer und Kinderficken sind irgendwie suboptimal – aber es bleibt ihm wesensfremd.
Nach seiner Überzeugung sollte jeder gute Mensch Kirchenmitglied sein oder werden wollen.
Daß Kirchen massenhaft Mitglieder verlieren, konstatiert und bedauert er.
Das Konzept Kirche, die religiöse Ideologie stellt er aber nie in Frage.
Es müsse nur irgendwie besser geführt werden. Bischöfe könnten noch netter, Kardinäle liberaler und Menschen engagierter sein.

Well, Drobinski, I’ve got news for you:

Die Kirchen in Deutschland verlieren aus einem ganz anderen Grund den Boden unter den Füßen.
Das ganze Konzept ist Müll.
Die Bibel steckt voller Widersprüche und Grausamkeiten, Gott existiert nicht und praktische Religion führt immer zu Kriegen und Gewalt.
Zudem sind die Basics so unglaubwürdig, daß sie von gebildeten Menschen nur ausgelacht werden können.

Ich glaube nicht, dass die wissenschaftlichen und philosophischen Erkenntnisse, die wir gewonnen haben, schwerer zu verstehen sind als die seltsamen Geschichten, die uns von religiöser Seite nahegebracht werden. Ich frage Sie: Was ist schwerer zu verstehen? Die wissenschaftliche Erkenntnis, dass wir Teil eines evolutionären Prozesses sind, der aus einfachen einzelligen Lebensformen allmählich komplexere Organismen hervorbrachte? Oder der Glaube an einen Gott mit multipler Persönlichkeitsstörung (Dreifaltigkeit), dessen erster Teil (Gottvater) sich mit seinen Geschöpfen verkrachte, worauf er den zweiten Teil seiner selbst (Heiliger Geist) aussandte, um eine Jungfrau auf nichtsexuelle Weise zu schwängern, wodurch der dritte Teil seiner selbst (Jesus Christus) als aufrechtgehender Trockennasenaffe geboren wurde, um von einer historischen Besatzungsmacht hingerichtet zu werden und – ätsch – am dritten Tag wieder von den Toten aufzuerstehen? Man muss sich doch mal überlegen, welche intellektuellen Verrenkungen solche Glaubensinhalte den Menschen abverlangen.
(Michael Schmidt-Salomon)


Nein, Drobinski, es handelt sich beim Niedergang der Kirchen in Westeuropa nicht um eine „Begeisterungskrise“. An ein paar Stellschrauben zu drehen, um die Menschen wieder massenhaft in die Kirchen zu treiben, wird nicht funktionieren.

Die Krise der geistlichen Berufe in Deutschland ist im Kern also eine Begeisterungs- und Glaubwürdigkeitskrise der verfassten Kirchen im Land. Es gibt zu wenige junge Menschen, die sich anstecken lassen von dem, was in den Kirchen und ihren Gemeinden geglaubt und gelebt wird, von dem, was an intellektuellen Impulsen von der Theologie kommt - zumindest nicht so sehr, dass sie sagen: Das möchte ich den ganzen Arbeitstag lang machen, daran möchte ich mein Leben ausrichten. Hier allerdings spielen nun sehr wohl der Zölibat und das Männerpriestertum eine Rolle. Eine Kirche, die glaubt, nur sexuell enthaltsame Männer könnten zum Priester geweiht werden, der Eucharistie vorstehen und die Sakramente spenden, die vernichtet täglich Begeisterung und Glaubwürdigkeit, solange ihr dafür keine begeisternden und glaubewürdigen Begründungen einfallen.

Alle Statistiken sagen, daß Religionen mit zunehmenden Bildungsgrad verdrängt werden.

Das ist auch in sich logisch, da Religion kontrafaktisch und erkenntnisnegierend ist.


Die Länder mit den glücklichsten Bevölkerungen und den niedrigsten Kriminalitätsraten, sind gleichzeitig die Atheistischsten.


[….] So ist die Demokratie dort stärker, wo der Bevölkerung Gott im Durchschnitt weniger wichtig ist. Das wiesen Marc Bühlmann von der Universität Zürich und Wolfgang Merkel vom Wissen­schaftszentrum Berlin für Sozialfor­schung nach. Untersucht haben sie 30 Nationen anhand von über 100 empirischen Indikatoren für demokratische Prinzipien wie Freiheitlichkeit, Gleichheit und Kontrolle. („Top Ten“ waren Dänemark, Finnland, Belgien, Island, Schweden, Norwegen, Kanada, die Niederlande, Luxemburg und die USA; Deutschland kam auf Platz elf, die Schweiz auf 14, Österreich auf 20, Italien auf 22, und die letzten Plätze belegten Großbritannien, Frankreich, Polen, Südafrika und Costa Rica.) Die religiösen Selbsteinschätzungen stammt vom World Values Survey, einer großen weltweiten Umfrage, die seit den 1980er-Jahren immer wieder aktualisiert wird.
Atheistischere Länder sind auch friedlicher. Das ergab eine Auswertung des Global Peace Index 2009. Er basiert auf 23 Kriterien – darunter Kriege, Bürgerkriege, das Ausmaß von Menschenrechtsverletzungen und des Waffenhandels, die Zahl der Morde und der Gefängnis-Insassen sowie der Grad an Demokratisierung. Wie friedlich ein Land ist, korreliert positiv mit dem Prozentsatz der Atheisten in diesen Ländern und negativ mit dem Prozentsatz religiöser Menschen, die mindestens einmal im Monat einen Gottesdienst besuchen. [….]

Matthias Drobinski wird es sicher nie begreifen. Seine Religion hat drei Feinde:
Aufklärung, Bildung und die Zeit.
In der Folge wird die Religion weiter zurück gedrängt werden und das ist auch gut so!


1 Kommentar:

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