Freitag, 3. Februar 2017

Sippenhaft



Angela Merkel hat schon Kinder.
Daniel und Adrian Sauer, die ihr zweiter Mann mit in die Ehe brachte, sind nach landläufiger Meinung Teil ihrer Familie.
Die Öffentlichkeit weiß fast nichts über die Kanzlerinnen-Stiefsöhne, weil es die Öffentlichkeit wirklich nichts angeht.
Wenn Daniel und Adrian es wollten, könnten sie in allen Boulevardmedien auftauchen und in der BUNTEN über die Kanzlerfamilie plaudern.
Aber ganz offensichtlich wollen sie das nicht und haben daher auch das Recht in Ruhe gelassen zu werden.

Bei deutschen Topppolitikern ist es fast die Regel, daß enge Verwandte sich komplett von den Medien fernhalten.

Lothar Vosseler, der unselige Kanzler-Halbbruder war eine Ausnahme. Ihn drängte es stets in die Trash-Welt und dort war er einer zum mitschämen.

In Amerika gibt es eine andere Tradition.
Ehepartner und Kinder der Präsidentschaftskandidaten und Senatoren werden mit auf die Bühne gezerrt.
Wie selbstverständlich gehören sie zum Gesamtpaket.

Nachrichtensender berichten über die Kleidung der Präsidentenkinder, die Opposition beschäftigt sich mit ihnen.
Die Politiker selbst sind nicht unschuldig daran, da sie ihre eigene Brut mindestens einmal alle zehn Minuten erwähnen/lobpreisen – schließlich gilt Familie als große US-Tugend und wahlentscheidend.

Dauerpräsidentschaftskandidat und Ex-US-Senator Rick Santorum ist Vater von sieben Kindern. Ein Achtes war eine extreme Frühgeburt und lebte nur eine gute Stunde.
In Deutschland wäre das eine höchst private Angelegenheit. Loki Schmidt mußte erst 90 werden, bevor sie überhaupt erzähle Fehlgeburten gehabt zu haben.

Rick und seine Frau Karen Santorum hingegen ließen die Leiche ihres Frühchens  in ihr Haus tragen, um es nicht nur aufzubahren, sondern auch jedem Reporter Amerikas langatmig zu erzählend wie ergreifend die anderen sieben Blagen von ihrem halbausgebrütetem toten Bruder Gabriel Abschied nahmen. Karen veröffentlichte sogar ein Buch mit frommen Texten Letters to Gabriel: The True Story of Gabriel Michael Santorum.
So sichert man sich Wählerstimmen, wird allerdings auch angreifbar.
Die GWB-Töchter benahmen sich gelegentlich gar nicht so, wie es sich für einen stramm-konservativen Christen gehört.
Besonders peinlich ist der Fall Bristol Palin, die von ihrer ultra-konservativen und ultra-verblödeten Mutter genau wie ihre Geschwister ständig ins Rampenlicht gezerrt wurde. Bristol steht Sarah in Punkto IQ-Schwäche kaum nach, engagiert sich ebenfalls für christliche-fundamentalistische Werte wie absolute Enthaltsamkeit. Die 26-Jährige ließ sich sogar als Covergirl für die „Keinen Sex vor der Ehe-Kampagne“ einspannen.

In May 2009, at age 18, Palin appeared on both the Today show and Good Morning America in recognition of the National Day to Prevent Teen Pregnancy, calling for all teens to abstain from sex. This observance was started by The National Campaign To Prevent Teen and Unplanned Pregnancy. [….] Also in May 2009, Palin was named a Teen Pregnancy Prevention Ambassador for the Candie’s Foundation, a teen pregnancy prevention  [….]  Her duties as a paid spokeswoman involved attending town hall meetings, talking about abstinence, public service announcements, and giving interviews on morning talk shows.
In May 2009, on Good Morning America, Palin said, "Regardless of what I did personally, abstinence is the only 100% foolproof way you can prevent pregnancy." [….]
In April 2011 it was reported that Palin was paid more than $262,000 by Candie's Foundation for her work in 2009. [….]
On July 13, 2011, Palin had an interview with Christianity Today in which she reaffirmed her stance on abstinence. [….]
(Wikipedia)

Da ist es natürlich schon blöd, wenn man sich wie die immer noch unverheiratete Bristol gleich zweimal unehelich schwängern lässt und mittlerweile zwei Kinder von verschiedenen Männern aufzieht.





Bristol kann nichts für ihre Mutter, aber da sie sich als Erwachsene selbst aktiv für diese ultrakonservativen Belange einsetzt, darf ich mich an dieser Stelle auch über sie lustig machen.
Es bleibt aber ein fader Beigeschmack, da ich in der Tat mit meiner Bristol-Kritik eigentlich Sarah treffen möchte und das wiederum ist unfair gegenüber der Tochter mit ihren unehelichen Blagen.

Es ist niemals fair auf Kinder und Ehepartner einzudreschen, wenn man eigentlich jemand anders meint. Das ist unmoralisch und so ist es nur folgerichtig, daß Donald J. Trump diese Methode besonders intensiv anwendet.

Er zog über das Aussehen von Ted Cruz‘ Ehefrau her, deutete an Teds Vater könne irgendwie in das JFK-Attentat verstrickt sein, er beleidigte Michelle Obama und ließ bei der dritten Präsidentschaftsdebatte die Frauen, die vor einem Vierteljahrhundert behaupteten Sex mit Bill Clinton gehabt zu haben in die erste Zuschauerreihe setzen.

Nun sitzt der Super-Nepotist im Oval Office und selbstverständlich regnet es in den sozialen Netzwerken Häme über Melania, Don Jr., Ivanka, Eric, Tiffany und Barron. Man will es Donald heimzahlen.
Aber das bleibt unfair. Sippenhaft ist niemals zu rechtfertigen.

Barron, der bizarrerweise bereits die Körpergröße seiner Eltern aufweist, ist erst 10 Jahre alt.

Er ist also noch ein Kind und kann nichts für seine Eltern. Damit sollte er Tabu für alle Witze sein.
Daß sein eigener Vater nicht diesen Anstand aufbringt, ist keine Rechtfertigung ebenso unanständig auf Barron zu reagieren.
Tiffany, die ganz offensichtlich von ihrem Vater wesentlich weniger als ihre ältere Schwester Ivanka geschätzt wird, hält sich ebenfalls mit politischen Äußerungen zurück und sollte daher auch off limits bleiben.

Melania wird hunderttausendfach als „first hooker“  bezeichnet und nackt oder halbnackt dargestellt.
Diese Art der Kritik finde ich etwas erbärmlich.
Einerseits ist Prostitution ein ehrbarer Beruf und damit kein Grund Melania zu beschimpfen.
Andererseits finde ich eine Melania, die für Geld mit Trump schläft sehr viel sympathischer als eine, die das womöglich freiwillig tut und den Mann tatsächlich mag. I Gitt.

Zu kritisieren ist aber Melania Trumps Weigerung ins Weiße Haus zu ziehen, da die daraus resultierenden Sicherheitsmaßnahmen für den New Yorker Trump-Tower den Steuerzahler über 500.000 Dollar täglich kosten.
Donald Trump erspart sich damit jährlich also Ausgaben für Sicherheitsdienst in einer dreistelligen Millionenhöhe. Vor dem Hintergrund wirkt sein großspuriger Verzicht auf das Präsidentengehalt von einem Prozent der Kosten, die Melanias Weigerung nach Washington zu ziehen, verursacht, nicht sehr großzügig.

Trumps Kinder aus erster Ehe, Don, Eric und Ivanka, sind alle über 30, haben sich intensiv im Wahlkampf für ihren ultrarechten Vater engagiert und sind allesamt schon durch eigene extrem perfide Widerlichkeiten aufgefallen.
Die Brüder knallen gern Großwild ab und Ivanka nutzt das Amt ihres Vaters gnadenlos für ihren privaten Profit aus – zudem haben sie und ihr Mann beide zentrale Regierungsposten im Weißen Haus bekommen.

Es gibt also keinen Grund auf Ivanas Kinder Rücksicht zu nehmen.


Sie müssen sich Kritik der „liberal media“ gefallen lassen.

Melania muß aushalten, wenn auf ihrem Rücken ihr Ehemann kritsiert wird.





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