Donnerstag, 2. Februar 2017

Liebloser Sex



Das Gute an der römisch-katholischen Kirche sind die Dogmen und der Katechismus der katholischen Kirche (KKK).
Anders als beim eher frei interpretierbaren Koran, stellt die RKK der Bibel eine Gebrauchsanweisung zur Seite, damit auch Doofe genau verstehen wie die sich diametral widersprechenden Bibelgeschichten zu verstehen sind.
Dank des KKK wissen auch die rund 200.000 schwulen Priester weltweit was sie mit ihren Gefühlen und ihrem Penis anzustellen haben.
Nämlich nichts. Entweder ehelich vaginale Penetration oder man läßt die Finger ganz davon:

2337
Keuschheit bedeutet die geglückte Integration der Geschlechtlichkeit in die Person und folglich die innere Einheit des Menschen in seinem leiblichen und geistigen Sein. Die Geschlechtlichkeit, in der sich zeigt, daß der Mensch auch der körperlichen und biologischen Welt angehört, wird persönlich und wahrhaft menschlich, wenn sie in die Beziehung von Person zu Person, in die vollständige und zeitlich unbegrenzte wechselseitige Hingabe von Mann und Frau eingegliedert ist.
(…..)
2339
 Die Keuschheit erfordert das Erlernen der Selbstbeherrschung, die eine Erziehung zur menschlichen Freiheit ist. Die Alternative ist klar: Entweder ist der Mensch Herr über seine Triebe und erlangt so den Frieden, oder er wird ihr Knecht und somit unglücklich.
(…..)
2346
Die Liebe ist die Form aller Tugenden. Unter ihrem Einfluß erscheint die Keuschheit als eine Schule der Selbsthingabe. Die Selbstbeherrschung ist auf die Selbsthingabe hingeordnet. Die Keuschheit läßt den, der ihr gemäß lebt, für den Nächsten zu einem Zeugen der Treue und der zärtlichen Liebe Gottes werden.
(….)
2352
Masturbation ist die absichtliche Erregung der Geschlechtsorgane, mit dem Ziel, geschlechtliche Lust hervorzurufen. „Tatsache ist, daß sowohl das kirchliche Lehramt in seiner langen und stets gleichbleibenden Überlieferung als auch das sittliche Empfinden der Gläubigen niemals gezögert haben, die Masturbation als eine in sich schwere ordnungswidrige Handlung zu brandmarken", weil „der frei gewollte Gebrauch der Geschlechtskraft, aus welchem Motiv er auch immer geschieht, außerhalb der normalen ehelichen Beziehungen seiner Zielsetzung wesentlich widerspricht".
(….)
2353
Unzucht ist die körperliche Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet sind. Sie ist ein schwerer Verstoß gegen die Würde dieser Menschen und der menschlichen Geschlechtlichkeit selbst, die von Natur aus auf das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet ist. Zudem ist sie ein schweres Ärgernis, wenn dadurch junge Menschen sittlich verdorben werden.
(…..)
2357
(….)  Homosexualität tritt in verschiedenen Zeiten und Kulturen in sehr wechselhaften Formen auf. (….) Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet (….)  hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind" (….) Sie sind in keinem Fall zu billigen.
(….)
2358
Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. (….)
2359
Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich - vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft -‚ durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.
(KKK)

Kardinäle und Päpste haben hier also sehr schön und eindeutig festgelegt, was man in seinem eigenen Schlafzimmer mit seinen Geschlechtsteilen tun darf:
Gar nichts. Es sei denn, man ist kirchlich verheiratet und will Kinder bekommen.

Keine Autostimulation, kein OV, kein AV, Petting, Necking, alles verboten.
Die auf Penis und Penetration fixierten Kirchenfürsten sind so versessen auf Erektion und Eisprung, daß der Bischof von Viterbo einem zeugungsunfähigen Bräutigam schon mal die Eheerlaubnis versagte.

Sex zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern finden Bischöfe bähbäh und daß man noch irgendwelche anderen Gründen haben könnte eine Beziehung einzugehen - AUSSER SEX - liegt außerhalb der Vorstellungskraft der Sexperten des Vatikans.
Das gilt übrigens gleichermaßen auch für Heterosexuelle - in dem Punkt machen Ratzis Racker keine Unterschiede.

Daß ein Paar sich liebt, zusammen leben möchte ohne laufend GV zu praktizieren, ist für Bischof Lorenzo Chiarinelli in Viterbo nicht nur NICHT vorstellbar, sondern sogar verwerflich.

Einem standesamtlich verheirateten Paar verweigerte der Bischof den kirchlichen Segen, da der Ehemann durch einen Unfall gelähmt und zeugungsunfähig geworden war:

"Kein Bischof, kein Priester kann eine Hochzeit zelebrieren,
wenn er weiß, dass eine Impotenz vorliegt".

Kirchliche Trauung nur mit Erektion!
Das Hauptaugenmerk der Oberkatholen in den bunten Kleidchen liegt dabei mal wieder auf dem Penis, von dem sie geradezu besessen sind.
Jedenfalls ist mir nicht bekannt, daß auch zeugungsunfähige Frauen nicht kirchlich getraut werden dürfen.
Es soll sogar Damen geben, die erst NACH dem Klimakterium geheiratet haben, wenn man also üblicherweise nicht mehr ganz so viele Kinder bekommt.
Hier segnen die Bischöfe aber dennoch - es genügt ihnen im Zweifelsfall offenbar die Vorstellung, daß der Mann biologisch noch voll funktionsfähig ist.
Auf die Frau, gewissermaßen das Abfallprodukt der Schöpfung - kommt es nicht an.
Wir wissen ja, daß Gott sie aus einer Rippe gemacht hat, soll sich ja ohnehin unterordnen und den Mund halten (Frauen schweigen in der Gemeinde). (…)

Nach wie vor stellt die Penetration mit dem Penis das große Faszinosum für die sexlosen Geronten im Nachthemd dar.
Penisse gehören in die Vaginen. Darauf legen die Moralikonen großen Wert.
Nur so können Kinder entstehen und nur so funktioniere Liebe.
Alles andere es nicht wert gesegnet zu werden oder gar das Sakrament der Ehe zu empfangen.
Noch im Jahr 2017 bekräftigt das ausgerechnet der Erzbischof der gayfriedly Hauptstadt Berlin. Heiner Koch eiert bemerkenswert um die rechtliche Gleichstellung Schwuler und Lesben herum.
Er weiß offenbar wie schlecht Homobashing in Berlin ankommt. Aber der KKK ist eindeutig.
Homos haben keusch zu sein. Sie sind eben nicht in Ordnung und keinesfalls zu billigen. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Die Armen. Aus christlicher Nächstenliebe bringt Erzbischof Koch Mitleid mit LGBTIs auf – Akzeptanz aber nicht. Und „Ehe“ darf man sowas schon gar nicht nennen.

Heiner Koch: Ehe ist für uns, wenn Mann und Frau sich versprechen, ein Leben lang zusammenzubleiben. Und wenn sie offen sind für Nachkommen, wenn sie sagen: Wir wollen Vater und Mutter eigener Kinder werden. (…..)

Taz: Aber wenn nun zwei Homosexuelle verpartnert sind und in irgendeiner Weise zu einem Kind gekommen sind, wäre das dann nicht Familie und eine gewisse Form von Ehe?

Heiner Koch: Es ist keine Ehe, denn in einer homosexuellen Partnerschaft sind Vater und Mutter der Kinder – je nach Konstellation – jemand anderes.
(….)

Taz: Ist das das Entscheidende: die Weitergabe des Lebens. Das können homosexuelle Paare theoretisch nicht – deshalb sollen sie ihre Sexualität nicht leben?

Heiner Koch: Das ist der Hintergrund. Deshalb können sie Sexualität im umfassenden Sinne nicht leben. (….)

Taz: Aber ist es nicht eine gewisse Diskriminierung, wenn man Homosexuellen sagt, ihr dürft eben nicht die volle Sexualität leben?

Heiner Koch: Ich sage homosexuellen Paaren, dass sie die volle Sexualität nicht leben können. Denn sie können nicht Eltern, können nicht Vater und Mutter werden.  (….)

Man bekommt hier einen schönen Eindruck davon wofür wir säkulare Steuerzahler das Theologie-Studium finanzieren.
Koch fährt hier das ganze dialektische Rüstzeug auf, um zu erklären, daß Schwule geschätzt und toleriert werden, aber eben doch klar minderwertig sind.

Dem Erzbischof gelingt das recht gut, weil taz-Reporter Philipp Gessler ihn läßt und nicht allzu hart nachfragt.

Die meisten Koch-Aussagen stehen eher auf tönernen Füßen:

Sehr viele (heterosexuelle) Ehen sind natürlich auch nicht offen für Kinder.
Zu behaupten, das wäre grundsätzlich bei Heteros so und bei Homos nicht, ist glatter Unsinn. Knapp ein Viertel der deutschen Hetero-Ehen ist kinderlos. In den Stadtstaaten beträgt der Anteil fast ein Drittel.

Offenbar mögen also auch viele Heteros Sex, der nicht auf die Weitergabe des Lebens ausgerichtet ist. Bekanntlich ist eine Frau nicht immer empfängnisbereit, es gibt Verhütungsmittel, es gibt das Klimakterium und es gibt sterile Männer.
Nach Kochs Argumentation könnten all diese Paare keine „umfassende Sexualität“ leben und dürften sich nicht Ehe-Paare nennen.

Recht unsinnig ist auch die Aussage, schwule und lesbische Eltern könnten keine Ehe leben, da „jemand anderes“ Vater oder Mutter wäre.

Koch scheint zu glauben alle Menschen wären eine 0, 6 oder ein X auf der Kinsey-Skala.

(0 | Exclusively heterosexual
1 | Predominantly heterosexual, only incidentally homosexual
2 | Predominantly heterosexual, but more than incidentally homosexual
3 | Equally heterosexual and homosexual
4 | Predominantly homosexual, but more than incidentally heterosexual
5 | Predominantly homosexual, only incidentally heterosexual
6 | Exclusively homosexual
X | No socio-sexual contacts or reactions)

In Wirklichkeit sind die meisten Menschen aber irgendwas zwischen 1 und 5.
Ein schwuler Freund von mir klagt sogar gelegentlich, er sei der einzige Schwule, der wirklich noch nie was mit einer Frau hatte und werde daher in der Szene als Spießer gemobbt.

Ich vermute sogar, daß Frauen und Männer mit einer 6 auf der Kinseyskala bei sehr starkem Kinderwunsch auch einen heterosexuellen Geschlechtsverkehr fertigbringen.

Außerdem gibt es weitere Varianten wie das gemeinsame Kinderkriegen von einem schwulen und einem lesbischen Paar – dazu genügen zwei nebeneinander liegende Schlafzimmer und eine Bratenspritze.

Völlig absurd wir Koch aber durch seine biologistische Argumentation.

Es ist keine Ehe, denn in einer homosexuellen Partnerschaft sind Vater und Mutter der Kinder – je nach Konstellation – jemand anderes.

Demnach kann es also gar keine Adoptionen geben, weil ein Paar mit einem adoptierten Kind keine Ehe ist.

Und schließlich hätte ich mir von Reporter Gessler gewünscht den Erzbischof etwas mehr bei der bei der Ehe zu praktizierenden Sexualität im umfassenden Sinne zu grillen.

Wieso besteht der Erzbischof auf ehelichen Pflichtsex? Wie oft und wie lange hat der mindestens praktiziert zu werden, um sich noch Ehe nennen zu dürfen?
Müssen Paare, die eine Mindestsexquote unterschreiten geschieden werden?
Ist Merkel ehelich verheiratet?

Was für ein Paradoxon – jeder Bischof, der auf die „Homoehe“ angesprochen wird, schränkt ein, man könne Schwule schon irgendwie respektieren, aber dann müssten sie natürlich möglichst wenig Sex und wenn schon, dann streng monogam praktizieren.
Aber bei Heteroehen wird der Sex zum Pflichtprogramm erhoben, weil eheliche Liebe angeblich nur existieren kann, wenn die Sexualität auf Weitergabe von Leben ausgerichtet ist.

Als Kirche betrachten wir die menschliche Sexualität nicht isoliert, wir sehen sie in einem größeren Zusammenhang: Liebe, Verantwortung, Dauerhaftigkeit und Weitergabe von Leben und Lust und Freude in der Sexualität gehören zusammen. Diese ganzheitliche Perspektive reißen wir nicht auseinander. Ich finde das nicht weltfremd, sondern menschen- und lebensfreundlich.

Der Sexlose redet wirr.
Es gibt sowohl Liebe ohne Sex, als auch Sex und Leidenschaft ohne Liebe, als auch Liebe, Sex und Verantwortung ohne Dauerhaftigkeit.
Es gibt Weitergabe von Leben ganz ohne Freude und Liebe.
Es gibt Ehe ohne Dauerhaftigkeit, Verantwortung ohne Sex und natürlich auch Ehe ohne Weitergabe von Leben.




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