Donnerstag, 6. Oktober 2016

Reisewarnungen.



In meinem Bekanntenkreis gibt es zwei exzessive Reiser, die quasi andauernd durch die Welt fliegen.
Die kennen sich nicht, sind unterschiedlich alt und dennoch schwören beide, der Jemen sei mit Abstand das interessanteste Reiseland weltweit.

Angesichts des Alters der Kultur glaube ich das auch sofort.

Minäer und Sabäer errichteten schon vor 4.000 Jahren eine Hochkultur auf dem Gebiet des heutigen Jemen; etablierten die weltweit wichtigsten Handelsrouten.
Die über Jahrtausende begehrtesten Güter wie Edelsteine, Gewürze, Weihrauch und Myrrhe stammten aus dem Jemen oder wurden dort gehandelt. Vor 3.000 Jahren wurden dort Bewässerungssysteme errichtet, die effektiver waren als alles was wir dort heute kennen.
„Die Königin von Saba“ ging auch in unseren abendländischen kulturellen Horizont ein.
Die Römer bewunderten das jemenitische Himyar-Reich, versuchten immer wieder deren unermessliche Reichtümer zu erobern, scheiterten aber an den genialen Technikern im „glücklichen Arabien“.

Unfassbar, aber im heutigen Jemen existierten schon 2.500 Jahre Hochkultur, bevor der Islam erfunden wurde. In Deutschland saßen die tumben Germanen damals buchstäblich noch auf den Bäumen, lebten von Dreck und Aas, schlugen sich gegenseitig Keulen auf den Kopf.

Seit zwei Jahren empfiehlt es sich allerdings nicht mehr in den Jemen zu reisen, weil unser geliebter Handelspartner Saudi-Arabien das Land mit den von uns gelieferten Waffen zu Klump schießt.

[….] Ein Jahr lang zerbomben modernste Kampfjets von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten nun schon das arme Land Jemen an der Südspitze der Arabischen Halbinsel – ein Krieg, der ein humanitäres, militärisches und strategisches Desaster angerichtet hat. [….] Allein in der Hauptstadt Sanaa wurden 250.000 Menschen ausgebombt. Denn die saudische Luftaufklärung ist schwach und ungenau, die Kampfpiloten unerfahren und skrupellos. Aus Angst vor Abwehrraketen fliegen sie extrem hoch, so dass sie ihre militärischen Ziele meist verfehlen und stattdessen Krankenhäuser und Schulen, Moscheen und Flughäfen, Fabriken und Marktplätze sowie Hochzeitsgesellschaften und Privathäuser in die Luft jagen. [….]

Blöd an den Kriegen sind für das Riader Königshaus weniger der internationale Ansehensverlust oder gar die Myriaden Toten und Verletzten.

Insgesamt versuchen sich nach UNHCR-Angaben rund 2,4 Millionen Flüchtlinge innerhalb der Landesgrenzen vor den Kriegswirren in Sicherheit zu bringen. Über 8000 Menschen sind durch den Krieg bereits gestorben.

Wenn man über den Jemen als Reiseland spricht, ist schnell die Rede von der Todesstrafe für Homosexualität.
Dabei handelt es sich um eine sehr neue Entwicklung.
Über Jahrtausende gab es keine Probleme mit Schwulen im Jemen und auch in den islamischen Kalifaten herrschte die längste Zeit Toleranz – während in Europa das finstere Mittelalter willkürlich Menschen schon bei leisen Verdächtigungen auf den Scheiterhaufen beförderte.

Zum Glück gibt's den Islam
 […]  Das echte "finstere Mittelalter" Europas lag etwa zwischen dem vierten und dem achten Jahrhundert nach Christus. Damals hatte das Christentum sich in weiten Teilen Europas verbreitet, und seine Verfechter und Verteidiger begannen mit etwas, das man heute eher mit den Taliban assoziieren würde als mit dem christlichen Abendland: der systematischen Vernichtung von Kulturgütern.
Christliche Herrscher und Kirchenführer sorgten beispielsweise dafür, dass in West- und Osteuropa massenweise Bücher verbrannt wurden, ganze Bibliotheken opferte man der höheren Ehre Gottes. Alles Wissen jenseits der Bibel und theologischer Abhandlungen galt als gefährlich, weil es den Glauben hätte in Frage stellen können. Viele Schriften griechischer Philosophen und Dramatiker, natur- und geisteswissenschaftliche Abhandlungen konnten nur überleben, weil Gelehrte in den Osten flohen, Wissen und Bücher mitnahmen. "Über diese verschlungenen Pfade sollten also Araber Aristoteles und all die Schätze der griechischen Wissenschaft erben", schreibt Peter Watson in seiner grandiosen Welt-Kulturgeschichte "Ideen".
Aristoteles' Dialektik etwa sei im christlichen Denken geächtet worden, "weil ein Dialog mit Gott schlicht als unvorstellbar empfunden wurde". So kam es, "dass Aristoteles' Werke - mit Ausnahme von zwei seiner Abhandlungen über die Logik - aus dem Abendland verschwanden und uns nur erhalten blieben, weil sie von arabischen Übersetzern gehortet wurden". Andere Werke verschwanden vollständig. Sophokles etwa hat wohl mindestens 123 Dramen geschrieben - ganz erhalten sind gerade einmal sieben davon, ebenso wenige von Aischylos.
Die christlichen Kulturvernichter leisteten ganze Arbeit, auch später noch einmal, als im Zuge des byzantinischen Bilderstreits im achten und neunten Jahrhundert massenweise Kunstwerke zerstört wurden, weil die aktuelle religiöse Doktrin sie als Götzenbilder verdammte. […] Hätten Araber und Perser nicht viele antike Schriften gerettet, noch weit mehr von der Geistesgeschichte des Abendlandes wäre verlorengegangen. Zu unserem Glück flossen die Ideen und das Wissen schließlich aus dem arabisch-persischen Raum zurück nach Europa. […] Anders als im christlichen Abendland herrschte in der arabischen Welt damals nämlich vergleichsweise weitgehende religiöse Toleranz. […]
Nichtmuslime standen sogar unter dem Schutz der jeweiligen Herrscher, solange sie sich an bestimmte Regeln hielten. […]

Abgesehen davon, daß es mir in Arabien viel zu warm ist, daß ich nicht auf Abenteuer-Urlaub stehe, bei dem man Bomben und Raketen ausweichen muß, daß ich ohnehin Reisen für eine ökologische Katastrophe halte, daß ich überhaupt Misanthrop bin und ohnehin am liebsten meinem Troglodyten-Dasein fröne, könnte ich durchaus in ein Land mit Homotodesstrafe reisen, da ich auch in Deutschland üblicherweise keinen Sex mit Männern habe.

Es ist für mich eher eine grundsätzliche moralische Frage, ob ich Volkswirtschaften mit solchen Gesetzgebungen finanziell unterstützen möchte.

Homohass kommt von uns christlichen Europäern.
Wir trugen ihn insbesondere auch in die afrikanischen Kolonien.
So befinden sich die brutalsten antischwulen Gesetze in Afrika. Homosexualität wird in Afrika schwer bestraft.

Unter den zehn Nationen, die tatsächlich heute noch, bzw wieder die Todesstrafe für schwule Liebe vorsehen, sind vier Afrikanische.

• Jemen – Nach dem Strafrecht aus dem Jahr 1994 können verheiratete Männer gesteinigt werden wegen Homosexualität. Unverheiratete Männer werden ausgepeitscht oder müssen für ein Jahr ins Gefängnis. Frauen müssen sieben Jahre lang ins Gefängnis.

• Iran – Nach Schariarecht Todesstrafe und Männer können z.B für Küssen ausgepeitscht werden, ebenso wie Frauen.

• Irak – Strafrecht verbietet Homosexualität nicht ausdrücklich, aber die Menschen werden von Milizen getötet oder von Richtern unter Bezug auf Schariarecht verurteilt

• Mauretanien – Homosexuelle Männer können gesteinigt werden, nach einem Gesetz von 1984, Frauen kommen ins Gefängnis.

• Nigeria – Homosexualität ist ein Haftgrund, aber in einigen Gegenden gibt es Schariarecht, dort wird die Todesstrafe umgesetzt. Homosexuelle dürfen auch keine Treffen abhalten oder Vereine gründen.

• Katar – Schariarecht, Todesstrafe für außerehelichen Sex, egal welcher sexuellen Orientierung

• Saudi Arabien – Homosexuelle werden nach Schariarecht gesteinigt. Jeder Sex außerhalb der Ehe ist illegal.

• Somalia – Strafrecht fordert Gefängnis, aber in einigen Gegenden gibt es Schariarecht, dort gilt die Todesstrafe

• Sudan – Nach dreimaligem Verstoß Todesstrafe, beim ersten und zweiten Mal auspeitschen und Gefängnis. Im Süden des Landes wurden etwas gelockerte Gesetze erlassen.

• Vereinigte Arabische Emirate – Uneinigkeit ob das Gesetz Todesstrafe vorschreibt für einvernehmlichen homosexuellen Sex oder nur bei Vergewaltigung. Nach AI keine Todesstrafen, aber alle sexuellen Akte außerhalb der Ehe sind verboten.

Die mehrheitlich von US-amerikanischen Evangelikalen aufgehetzten stramm christlichen Schwulenhasser sind inzwischen Legende, weil sie so unfreiwillig komisch agieren – natürlich kann man das nur aus sicherer Entfernung „komisch“ finden.

Vermutlich reisen durchaus auch Schwule in die zehn genannten Länder. Man wird es dann nicht gerade an die große Glocke hängen und auf offener Straße beginnen mit anderen Männern zu kopulieren.

Schlecht verbergen könnte ich allerdings durch meine öffentlichen Äußerungen und meine Blogs was ich über Religionen denke.
Nennen wir das Kind beim Namen: Ich bin nicht gerade der Bilderbuch-Gläubige.
Und was noch schlimmer ist, ich bin bekennender Atheist, rufe sogar andere dazu auf sich ebenfalls von ihren Religionen zu lösen.

Ich mag nur ein winziges Licht sein, aber doch bin ich ein „atheistischer Blogger“. Und die haben es bekanntlich in vielen Ländern nicht gerade einfach.

Raif Badawi könnte möglicherweise morgen den Friedensnobelpreis verliehen bekommen und damit eine Art Lebensversicherung erlangen.
Anderenfalls ist keineswegs sicher, daß er die zehn Jahre Zuchthaus und 1.000 Peitschenhiebe überlebt.

Atheisten, die dies auch noch öffentlich zugeben, sich „dazu bekennen“, wie zu einer schweren Sünde, leben in vielen Ländern extrem gefährlich.
Zum Beispiel in Bangladesh.

    Für Atheisten ist die Lage in Bangladesch sehr beängstigend. In den letzten vier Jahren wurden dreizehn säkulare Aktivisten in Bangladesch ermordet. Nazimuddin Samad ist das jüngste Opfer.
    Neulich habe ich erfahren, dass eine Aktivist und Blogger mit seinen beiden Kindern von Hotel zu Hotel zieht, um sich zu verstecken. Er bekam Todesdrohungen und Drohungen, dass seine Kinder entführt würden. Faisal Arefin Dipan, der säkulare Bücher verlegte, wurde am 2. November erstochen. Am selben Tag stürmten Angreifer einen weiteren Verlag und bedrohten zwei Männer mit ihren Waffen, während andere den Verleger Ahmed Rahim Tutul und die Autoren Ranadeep Basu und Tareque Rahim attackierten.
    Ein weiterer, 73 Jahre alter Verleger wurde am 16. Februar wegen "des Verletzens religiöser Gefühle" verhaftet, weil er ein Buch veröffentlicht hatte, das Islamisten für beleidigend hielten und deshalb mit gewaltsamen Gegenreaktionen drohten. Ich denke Sie verstehen: für Atheisten und Freidenker sind nicht nur die Islamisten eine Bedrohung, sondern auch die Regierung. [….]

Peter Scholl-Latour schrieb immer wieder über seine blendenden Kontakte in die muslimische Welt, daß er dort als Christ wesentlich besser akzeptiert werde, als jemand der gar nicht glaubt.
Ungläubige sind der absolute Abschaum, die man aus Sicht vieler Religiöser nicht nur totschlagen kann, sondern auch soll.

Als atheistischer Blogger ist die Liste der „No-Go-Reiseländer“ länger als die für Schwule.

[….] In thirteen countries, you can be sentenced to death for not having a faith:

1. Afghanistan
2. Iran
3. Malaysia
4. Maldives
5. Mauritania
6. Nigeria
7. Pakistan
8. Qatar
9. Saudi Arabia
10. Somalia
11. Sudan
12. United Arab Emirates
13. Yemen

In a number of other countries, the death penalty is not a formal punishment on statute books but atheists and humanists have been murdered by religious extremists on account of their beliefs.
In countries including India and Bangladesh, police have been accused of condoning these murders by failing to investigate them properly. At least three atheist bloggers have been hacked to death in Bangladesh after penning posts advocating that scientific proof should inform opinion above religious beliefs. [….]

Wenn doch bloß diese widerliche religiöse Infektion der Erde geheilt werden könnte….