Montag, 21. November 2016

Widerstand gegen die AfD



Heute geistert eine Meldung durch die deutschen Zeitungen, nach der die Deutschen sehr viel weniger anfällig für populistische Thesen sind, als die anderen EU-Länder.

Das liest man ja irgendwie gern. Die Deutschen als geläutertes Volk, welches aus Erfahrung klug geworden Toleranz gelernt hat.
Deutschland, glücklich Bildungsstaat?

Das würde auch den Populismus der AfD-Führung erklären. Alexander Gauland ist offenbar total auf den Kopf gefallen und verfügt über keinerlei Allgemeinbildung.
So verkündete er am Wochenende, Österreich und Deutschland wären vor 1866 ein Land gewesen.
Da erinnere ich mich gleich an Evelyn Rolls Ratschläge und will bei solchen Thesen ausdrücklich dazu sagen: Das ist selbstverständlich blanker Unsinn, was der AfD-Geront da faselt.

Aber um auf die nette „Deutsche sind nicht populistisch“-Erkenntnis zurück zu kommen, sollte man genauer ansehen, wer das behauptet.
In diesem Fall ist es eine „YouGov“-Studie.
„YouGov“ ist ein von britischen Konservativen betriebenes Pseudoinstitut, welches sich nur auf nicht repräsentative Online-Befragungen stützt und diese dann willkürlichen Multiplikatoren versieht, um sie angeblich repräsentativ zu machen.

Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung dürfte deutlich seriöser sein und kommt auch zu anderen Zahlen.

[….] Mit einer ähnlichen Thematik beschäftigt sich auch eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde (zum Download). Mehr als ein Viertel der Deutschen teilt demnach sogenannte "neurechte" Einstellungen - ein Einstellungsmuster, das etwa eine vermeintliche Unterwanderung durch den Islam umfasst, ein "Meinungsdiktat" behauptet und eine nationale Rückbesinnung gegen die EU fordert. 84 Prozent der AfD-Wähler teilen solche Meinungen. Überhaupt sind die Anhänger der Partei im Vergleich zu 2014 deutlich nach rechts gerückt. Besonders gegenüber Flüchtlingen, Migranten und Muslimen sind sie der Studie zufolge menschenfeindlich eingestellt. [….]

Nach wie vor gilt eben: Traue keiner Umfrage, die du nicht selbst gefälscht hast.

Also wissen wir nicht wie Populismus-anfällig „die“ Deutschen sind und schon gar nicht wie genau es im Vergleich mit anderen Ländern aussieht.
Betrachte ich aber die Wahlergebnisse von Parteien, die sehr populistisch daherreden, also insbesondere die ständigen absoluten CSU-Mehrheiten in Bayern, meine ich, daß der Hang zum Populismus in Deutschland recht ausgeprägt ist.
Dafür steht insbesondere die Bundestagswahl von 1990, als die Kohl-Merkel-CDU im nationalen Rausch versprach, die deutsche Vereinigung könne man aus der Portokasse zahlen, dafür würde nie Steuern erhöht und schon bald gäbe es blühende Landschaften in der DDR.
Das war selbstverständlich populistischer Unsinn und nahezu jeder Fachkundige bescheinigte dem SPD-Kanzlerkandidaten Oscar Lafontaine das sehr viel realistischere Szenario.
Aber die CDU gewann groß, die SPD wurde für die nicht populistische, sondern ehrliche Wahlkampagne abgestraft.

Daher schlage ich dringend vor sich nicht gemütlich auf der Erkenntnis auszuruhen, die Deutschen folgten ohnehin keinen Populisten.

Wichtig ist, den gefährlichen Rechtspopulisten der immer radikaler und immer faschistischeren AfD konsequent entgegen zu treten, zu widersprechen, sichtbar zu sein.
Anders als in gewissen südöstlichen Bundesländern, gelang das am Wochenende in Hamburg recht gut. Die bedröppelte AfD bekam keine Hundert Leute zusammen und traute sich dann angesichts der gewaltigen Überzahl der AfD-Gegner gar nicht mehr überhaupt loszumarschieren.

[….] AfD sagt Protestzug ab – Demonstration friedlich beendet
[….] Gegen eine Demonstration der AfD sind am Sonnabend in der Hamburger Innenstadt Hunderte Menschen auf die Straße gegangen. Nach Polizeiangaben kamen rund 100 Teilnehmer zu der AfD-Kundgebung am Hachmannplatz vor dem Hauptbahnhof, zu der rund 500 erwartet worden waren. Die Zahl der Gegendemonstranten schätzten die Beamten auf 1000 bis 1500. Die knapp einstündige Veranstaltung sei ohne Zwischenfälle verlaufen, hieß es. Auf einen Demonstrationszug verzichteten die AfD-Anhänger überraschend.
[….] Die AfD hatte auf ihrer Facebook-Seite dazu aufgerufen, sich um 14.30 Uhr am Hachmannplatz zu versammeln. Das Motto der Demonstration lautete: "Die Opfer von Straftaten nicht vergessen – mehr Sicherheit für Hamburg. Polizei und Justiz müssen endlich durchgreifen." [….] Unterdessen riefen AfD-Gegner vor allem über die sozialen Netzwerke zu spontanen Gegenprotesten auf. Die Reaktionen auf die Aktion im Internet waren zahlreich. [….]
 (HH Abendblatt, 21.11.16)

Wo immer man auf AfD trifft, soll man ihnen vehement widersprechen.
 In Foren, auf Facebook, bei Demos und natürlich auch durch Zuschriften, wenn Storch und Co in den Talkshows sitzen.

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