Mittwoch, 24. August 2016

Frauenbilder.



Wenn sich ausgerechnet die CSU, die sich bis heute massiv gegen die rechtliche Gleichstellung von Schwulen wehrt, Toleranz gegenüber Homosexueller einfordert, weil sie damit ihre Islamophobie bedient, stinkt es.

Es stinkt, wenn ausgerechnet die Parteien des Bundestages, die sich bis heute hartnäckig gegen Frauenquoten und „equal pay“ sperren, nun mit Gesetzen auf die drei Burka-Trägerinnen Deutschlands reagieren.
Im Namen der Frauenrechte, ja ja.
Familien auseinanderreißen, indem der Familiennachzug verboten wird und Frauen in Mittelmeer ersaufen lassen stört nicht weiter, aber wehe eine von denen überlebt und trägt dann bei uns einen Niqab!


Jetzt ist das Hamburger Abendblatt, neues konservatives Flaggschiff der Funke-Mediengruppe total durchgedreht.
Back to the 1950s.

Mit der Bildunterschrift „Eine junge Frau liegt traurig im Bett und schaut auf eine Kerze (Symbolbild)“ illustriert es einen Artikel über den hohen Anteil von Singlehaushalten in Hamburg.

Klar, eine Frau, die keinen Mann abbekommt, hat ihren Lebenssinn verfehlt und muß daher in Depressionen versinken.

(HH Abla Bebilderung zum Thema Singles in Hamburg)
Das Abendblatt erklärt die Sinnlosigkeit eines Lebens ohne „einen starken Mann“ am Beispiel „Anna“.

Sie kam vor vier Jahren nach Hamburg, vor allem für einen neuen Job – aber auch mit der Hoffnung, hier den Mann fürs Leben zu finden. So viele Bars und Clubs, Musik- und Kulturevents, so viele Gelegenheiten – müsste da nicht früher oder später ein Typ auftauchen, der ihren Vorstellungen entspricht? Ein Gentleman alter Schule, respektvoll, mit beiden Beinen im Leben stehend, ein "starker Mann", wie sie sagt. Und müsste dann nicht früher oder später auch ihr das Glück widerfahren, dass es dann funkt zwischen ihr und einem solchen Mann?
Nun, nach mehr als einem Dutzend Dates, ist Anna ernüchtert. […..]
Das Statistikamt Nord beziffert die 2015 in Hamburg Alleinstehenden auf rund 560.000.
Aus Abendblatt-Perspektive ist das wie folgt zu deuten:
Zu den Alleinstehenden gehören bedauernswerte Witwen, die ihre Ehemänner verloren haben, unverheiratete Frauen, die darüber verzweifeln, daß sie noch keinen passenden Ernährer und Beschützer gefunden haben und schließlich auch männliche Singles, die sich amüsieren.
Klar, denn ein unverheirateter Mann ist glücklich allein und führt ein schönes Leben ohne Verantwortung übernehmen zu müssen.

Das Problem aus [Annas]  Sicht: "Seitdem ich in Hamburg bin, treffe ich vor allem Männer, die sehr unentschlossen sind und keine feste Bindung eingehen wollen. Die genießen ihre Freiheit." […..]

Frauen können sich natürlich nicht amüsieren und nicht ihre Freiheit genießen.

Wenn Frauen allein leben, womöglich sogar ein Kind erziehen, ist das für die hilflosen, dummen Dinger ein Trauma, das sie „bewältigen“ müssen.
Immerhin könnten sie dabei auf die schlimmen Erfahrungen ihrer Mütter zurückgreifen, die teilweise auch schon ohne die Befehle eines Familienoberhauptes auskommen mußten – das folgert Hasse aus den Erkenntnissen des Heidelberger Soziologen Jan Eckard.

Dass Frauen immer öfter ohne Partner leben, liegt dem Soziologen zufolge teilweise auch an der immer häufigeren Erfahrung, als Kind einer alleinerziehenden Mutter aufzuwachsen. Dabei könnten Frau die Bewältigungsstrategien ihrer allein lebenden Mütter lernen und seien deshalb gut auf ein Leben ohne Partner vorbereitet. [….]

Früher, in den guten alten Zeiten der 1950er Jahre, durften Frauen nicht ohne Zustimmung des Ehemannes arbeiten, kein Konto eröffnen und das Oberhaupt der Familie hatte bis in die 1990er Jahre das Recht sein Weib straflos zu vergewaltigen.
Da gab es noch keine Scheidungen, weil das schwache Geschlecht ohne Mann finanziell gar nicht überleben konnte. Alleinerziehenden wurden die Kinder weggenommen und zu Hunderttausenden in Kirchliche Heime gesteckt, um dort geschlagen und vergewaltigt zu werden.
Da blieben Frauen lieber bei ihrem Mann, der sie schlug und vergewaltigte.

Heute gibt es Sozialhilfen für Frauen, Frauenhäuser, Schläge und Vergewaltigungen werden gerichtlich geahndet, Frauen dürfen arbeiten was sie wollen und ihr eigenes Bankkonto haben.

Eine der daraus folgenden Konsequenzen ist die, daß frau eine miese Ehe nicht mehr weiterführen muß.
Eine andere Konsequenz ist der Abbau des Stigmas unverheiratet zu sein.
Frau und Mann müssen sich eigentlich nicht mehr dafür rechtfertigen, wenn nicht direkt nach der Schule heiraten, wenn sie gerne Single bleiben, oder wenn sie ganz andere Formen der Gemeinschaft finden.
Paare ziehen vielleicht unverheiratet Kinder groß, Liebende leben in verschiedenen Wohnungen, Singles erweitern ihre Freundeskreise zu dem was früher Familien waren. Der Vorteil ist, daß man seine Freunde aussuchen kann; die Familie nicht.
Es ist ein längst überholter Mythos, daß Singles verantwortungsloser wären.
Man kümmert sich gegenseitig.
Und jeder, der wie ich längere Zeit auf Palliativ- und Intensivstationen zu tun hatte, weiß daß Alte und Kranke am meisten von ihren unverheirateten Kindern und Freunden umsorgt werden, weil die Söhne und Töchter, die selbst fünf Blagen haben, ihren Fokus auf die eigene Brut richten.
Die Möglichkeit zu haben als Single zu leben, sich scheiden lassen zu können, einem persönlichen Lebensmodell zu frönen, ist eine ausgesprochen gute Sache.
Nur beim Abendblatt ist das noch nicht angekommen.

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