Donnerstag, 14. Juli 2016

Polit-Auguren.



Der arme Chris Christie.
Nun hat er sich bis zum totalen Würdeverlust für Trump verbogen und erniedrigt, sich als billige Hilfskraft zum Kaffee-holen missbrauchen lassen und wird doch kein VP-candidate.
So wie es aussieht wird Mike Pence, Gouverneur des Bundesstaats Indiana, Trumps Vizepräsidentschaftskandidat.
Der VP-pick ist alles andere als unwichtig.
Mit einem Griff ins Klo, wie ihn John McCain 2008 hinlegte, kann man sich die Präsidentschaft abschminken.
Üblicherweise soll ein VP natürlich Zustimmung bei den Wählergruppen und den Bundesstaaten generieren, wo der Kandidat schwächelt.
Joe Biden war perfekt – alt, weiß, erfahren – so deckte er all das ab, was der junge, schwarze Kandidat Obama 2008 nicht hatte.
Ihm traute jeder zu im Zweifelsfall „sofort übernehmen“ zu können und andererseits hatte er nicht so einen brennenden Ehrgeiz, daß er seinem eigenen Präsidenten schaden würde.
Paul Ryan, mächtigster Republikaner, erklärte vorgestern im CNN-Townhall-meeting ob Jake Tappers bohrender Fragen, Trumps Vize müsse konservativ sein.
Konservativ, konservativ, konservativ.
Ganz klar, die GOPer fürchten sich vor Trumps Sprunghaftigkeit. Wird er sich wirklich hasserfüllt gegen Schwule und brutal gegen Schwangere einsetzen?
Die fanatische Ideologie eines Ted Cruz kann Trump bisher nicht nachweisen.

Mike Pence, 57, seit 2013 Gouverneur ist sicher konservativ genug für die GOP.
Vehement tritt er für Folter, militärische Abenteuer und Guantanamo ein.
Als ehemaliger Radio-host gehört er Sarah Palins Tea Party an und vertritt ultrakonservative „Familienwerte“.
Wie üblich sind Pence‘ „Family values“ ein Euphemismus für blanken Hass und Diskriminierungen.
LGBTI sind für ihn bloß Kranke, die in christlichen Konversionstherapien „geheilt“ werden könnten. Natürlich stritt Pence stets gegen „gay marriage“ und die Aufnahme von Schwulen in die Army.

[…]
• Congress should oppose any effort to put gay and lesbian relationships on an equal legal status with heterosexual marriage.
• Congress should oppose any effort to recognize homosexual’s as a "discreet and insular minority" entitled to the protection of anti-discrimination laws similar to those extended to women and ethnic minorities.
• Congress should support the reauthorization of the Ryan White Care Act only after completion of an audit to ensure that federal dollars were no longer being given to organizations that celebrate and encourage the types of behaviors that facilitate the spreading of the HIV virus. Resources should be directed toward those institutions which provide assistance to those seeking to change their sexual behavior.
[…]

[…] Pence is under intense scrutiny since last week, when he signed the "religious freedom" law. Critics say the bill aims to legalize discrimination against same-sex couples, and a number of businesses and governments have since announced economic boycotts of the state. […]

Die hetzerischen Ansichten des mutmaßlichen Trump-VPs ließen sich lange fortsetzen.
So einen Mann wünschen sich die Teebeutler im Weißen Haus.

Ich bin aber auch zufrieden mit der Personalie.
Nachdem ich gestern längere Diskussionen verschiedener Polit-Experten auf CNN lauschte, habe ich Hoffnungen, daß Pence Trumps abschreckendes Potential noch verstärken könnte.
Bis heute waren Gingrich, Pence und Christie in der engeren Wahl.
Profi-Politauguren tippten auch Gingrich oder Christie. Pence schied aus, weil er nicht „primetime-tauglich“ wäre.
Ähnlich wie 2008 Frau Palin könne man ihn nicht ins „national TV“ stellen, weil er sich dann um Kopf und Kragen rede.
Zu abstrus seine Bildungslücken und sein christlicher Fanatismus.

Die alten Regeln, nach denen man nicht coram publico wie gedruckt lügen darf, wenn man Präsident werden will, gelten zwar nicht mehr seit Trump ausschließlich im fact-free room agiert, aber ich bezweifele, daß es der GOP nützt neben den Clown auch noch einen Deppen aus Podest zu heben.
Es ist offensichtlich, daß Pence genau die Anforderungen an den Veep, die bis gestern erhoben wurden, gerade nicht erfüllt.

Nach allgemeiner Expertenansicht sind noch drei, vier Männer in der engeren Auswahl, allesamt altgediente Politiker mit Regierungserfahrung. Sie, so die Logik, könnten Trumps mangelhafte Kenntnisse des Regierungsbetriebs etwas ausbalancieren.
[…] Sollte er danach aus irgendeinem Grund amtsunfähig werden, rückt der Vize auf. Dann wäre es schon gut, wenn der kein kompletter Hallodri ist. […]

Trumps Fans sind zwar begeistert, daß ihr Idol sich gerade nicht an den bisherigen Regeln orientiert, aber ob das die unentschlossenen Wähler der Swing-States auch so sehen, bezweifele ich.
Noch.
Ich kann in den USA politische Worst-Case-Szenarien natürlich nie mehr ausschließen.

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