Montag, 7. März 2016

Bayerische Kabale



Es gibt nur eine Sache, die Orbans aktuelle Lieblingskurtisane Horst noch weniger leiden kann als Asylanten; und das ist Markus Söder.
Der gegenwärtige CSU-Chef hasst den mutmaßlich Kommenden so sehr, daß er sein eigenes Versprechen zum Ende der Legislatur abzudanken wohl kassieren wird.
Als Parteichef gewählt bis 2017 will Seehofer auf gar keinen Fall dem xenophoben Franken das CSU-Ruder überlassen, weil er dann bis zur bayerischen Landtagswahl 2018 seinen (Partei-)Chef an seinem Kabinettstisch sitzen hätte.
Laut SPIEGEL plant der Bayern-Diktator eine außerordentliche Neuwahl des CSU-Parteivorsitzenden noch dieses Jahr, so daß er bis 2018 Chef bliebe.

Söder, der mit fremdenfeindlichen Parolen sogar noch deutlich rechts von Seehofer in der CSU positioniert ist, drängt allerdings derart machtvoll an die CSU-Spitze, daß er womöglich nicht mehr aufzuhalten ist.
Der Finanzminister ist jünger, gesünder, fieser als der Ministerpräsident und bemüht sich seit Jahren um intensive Vernetzung und Verküngelung innerhalb der CSU zu seinen Gunsten.

[….] Was kommt als nächstes? Wird Horst Seehofer verkünden, er werde den CSU-Parteivorsitz wieder seinem Vorgänger und Intimfeind Erwin Huber übereignen, nur um so seinen Vielleicht-Nachfolger und noch größeren Intimfeind Markus Söder zu verhindern? Wird Söder für seinen möglichen Widersacher Karl-Theodor zu Guttenberg heimlich eine Doktorarbeit schreiben, um Guttenberg mit einem zweiten Plagiat endgültig unmöglich zu machen? Sicher ist im Moment nur: CSU-Übervater Franz Josef Strauß wird kaum von seiner Wolke herabschweben und Seehofer oder Söder als Parteichef ausrufen. Oder etwa doch?
Nichts scheint unmöglich dieser Tage. Der CSU eilt nicht zu Unrecht der Ruf voraus, aufgeregter und geschwätziger zu sein als andere Parteien. Doch so schlimm wie im Moment war es lange nicht. Vergangene Woche verdichteten sich die Gerüchte, Seehofer habe ein Interesse daran, den in den USA lebenden Guttenberg an die Spitze der Bundestagsliste zu setzen und ihm schon in diesem Jahr den Parteivorsitz anzutragen. [….]  Mancher in der CSU vermutet, Seehofer versuche Söder mit immer neuen Zukunftsszenarien, in denen der Franke nicht auftaucht, zu reizen, bis dieser die Nerven verliere. Sollte Söder zu früh die Macht an sich reißen wollen und damit scheitern, wäre er für immer erledigt, so das Kalkül. [….]

Ob Seehofer oder Söder; die CSU-Führung zeigt sich wieder einmal von ihrer herzallerliebsten Weise. Mit möglichstem Nächstenhass wird aufeinander eingedroschen.
Dem Zornedinger Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende, den Rassismus aus der CSU vertrieb, springt man demonstrativ nicht bei.

 [….] Ndjimbi-Tshiende ist bald weg. [….]
Begonnen hatte alles im vergangenen Oktober, als die damalige Zornedinger CSU-Chefin Sylvia Boher im lokalen Parteiblatt geschrieben hatte, Bayern werde derzeit von Flüchtlingen "überrannt": "Das, was wir heute erleben, ist eine Invasion." In Deutschland würden viele Volksvertreter mehr Solidarität mit Flüchtlingen "als mit den eigenen Bürgern" zeigen.
[….] Ndjimbi-Tshiende übte damals deutlich Kritik an Boher. Die Situation eskalierte weiter, als Bohers damaliger Stellvertreter Johann Haindl eine deutliche Warnung gegen den Pfarrer aussprach: "Der (Pfarrer Ndjimbi-Tshiende - Anm. d. Red.) muss aufpassen, dass ihm der Brem (Altpfarrer von Zorneding - Anm. d. Red.) nicht mit dem nackerten Arsch ins Gesicht springt, unserem Neger."
[….] Dagegen sah sich der CSU-Bezirksverband Oberbayern zu einer Erklärung veranlasst, weil die Partei angesichts der Vorgeschichte um Boher und Haindl offenbar fürchtet, in Mithaftung für die jüngste Eskalation in Zorneding genommen zu werden. [….]
Boher war damals zwar als lokale CSU-Chefin zurückgetreten, sitzt allerdings weiter im Bezirksvorstand Oberbayern und im Kreisvorstand Ebersberg ihrer Partei. Auch dem Gemeinderat gehört sie an. [….]

Söder oder Seehofer?
Auf welche Seite stelle ich mich eigentlich?

Das ist buchstäblich die Wahl zwischen Pest und Cholera; oder um es noch drastischer auszudrücken; die Wahl zwischen Cruz und Trump.

Es gibt aber zwei Aspekte, die ganz leicht pro Seehofer in diesem Duell der Unsympathen sprechen.

1.

Seehofer ist ganz offensichtlich nicht voll zurechnungsfähig. Er ist ein Soziopath und als solcher ein psychiatrischer Fall.
Er kennt keine Empathie und rockert daher brutal-erratisch in seiner eigen Partei umher.
Vielleicht wäre der Mann mit einer Klinikpackung Lithium und Prozac im Blut sogar ganz nett?

2.

Soweit ich weiß, ist Horst Seehofer zwar der absolute Top-Verdiener unter den Landespolitikern Deutschlands, aber darüber hinaus nicht durch besondere Raffgier aufgefallen – im Gegensatz zu Wiesheu, Haderthauer, Strauß, Tandler, Georg Schmid, Pofalla oder von Klaeden zum Beispiel.
Söders Familie hingegen ist da von anderem Holz geschnitzt.
Während der bayerische Heimatschutzminister öffentlich wider die Einwanderung pöbelt, verdient sich seine Frau daran eine goldene Nase.

Familie von Asylkritiker Söder macht Kasse!
[….] Die ehemalige Produktionshalle der Firma Baumüller im Rossauer Gewerbegebiet wird Mittelsachsens neues Flüchtlings-Drehkreuz. Ab Februar sollen Asylsuchende von hier aus in längerfristige Unterkünfte verteilt werden.
Kurios: Die Tochter des Unternehmens-Chefs Günter Baumüller (75) ist die Ehefrau des bayrischen Finanzministers Markus Söder (49, CSU). [….] „Es hat ein Geschmäckle, dass Herr Söder einerseits öffentlich das Grundrecht auf Asyl infrage stellt, andererseits ein seiner Familie nahe stehendes Unternehmen finanziell von der Unterbringung von Asylsuchenden profitiert“, kritisiert Bundestagsabgeordnete und Kreisrätin Simone Raatz (53, SPD). [….]

Vielleicht ist also Söder sogar noch eine Spur abartiger als Seehofer.

Insofern sage ich: Go, Seehofer, go! Mach‘ Söder fertig.

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