Dienstag, 29. September 2015

TV-Bann für Menschenfeinde



Wenn man als organisierter Atheist in den sozialen Netzwerken unterwegs ist hat man immer eine Menge schwuler Freunde.
Das liegt in der Natur der Sache, da man in der Kirche einen gemeinsamen Feind hat.
Man kann es auch positiv formulieren:
Als Anhänger eines evolutionären Humanismus schließt man sich mit denen zusammen, die ebenfalls für Toleranz und Menschlichkeit eintreten.
Religionen mit ihrer „wir sind besser als die“-Attitüde sind prinzipiell anders, weil sie immer ausgrenzen.
Sie überhöhen sich und setzen die anderen herab. Noch besser kann man es in Amerikanisch ausdrücken: „we do things right!“
Das impliziert natürlich, daß die anderen alles falsch machen.
Ein evolutionärer Humanist stellt diese Wertungen eben gar nicht erst an.
2000 Jahre Christentum sind eine endlose Geschichte der Ausgrenzung und Herabwürdigung.
Frauen, Ketzer, Wissenschaftler, Geozentristen, Juden, Ungläubige, Demokraten, Sozialisten, Schwarze, Gelbe, Rote – all das wurde verdammt.
Dabei kann einem die heutige kirchliche Verachtung herzlich egal sein, wenn man nicht gerade in einem Pflegeberuf arbeitet.
Aber in der längsten Zeit der Geschichte war kirchliche Macht gleichzeitig weltliche Macht. Wer damals nicht ins Bild passte, wurde geköpft, gefoltert, verbrannt, verbannt, massakriert, bekriegt und genozidiert.
Die westlichen Christen des 21. Jahrhunderts geben sich weitüberwiegend weichgespült.
Zwar plappern die notorisch Doofen TV-Bischöfe wie Käßmann von der wundervollen Bibel, die viel mehr berücksichtigt werden sollte, aber stillschweigend wird Jesus nur dann zitiert, wenn er gerade in die augenblickliche politische Agenda passt.
Daß der HERR Religionszwang und Sippenhaft schon in den zehn Geboten fordert, Sklaverei befiehlt, Frauen als minderwertige Wesen erachtet, die in der Gemeinde zu schweigen hätten und Juden einfach nur hasst, erwähnen Bedford-Strunzdoof oder Marx nicht.
Ich zitiere nur das NEUE Testament und lasse den richtig blutrünstigen Scheiß der Alten Testaments mal weg:

Das sind die Juden, die unseren Herrn Jesus getötet und das Gleiche schon mit den Propheten gemacht haben und auch uns verfolgen. Sie missfallen Gott und sind mit allen Menschen verfeindet, weil sie uns hindern wollen, den anderen Völkern die rettende Botschaft zu verkündigen. So machen sie das Maß ihrer Sünden endgültig voll, und der Zorn Gottes wird unweigerlich über sie hereinbrechen.
(1, Thes 2,14-16)

Ihr Sklaven, gehorcht den Herren nach Fleisch mit Furcht und Zittern in Einfalt eures Herzens wie Christus, nicht in Augendienerei wie Menschen zu gefallen Suchende, sondern als Sklaven Christi, tuend den Willen Gottes von Herzen, mit Willigkeit dienend, als dem Herrn und nicht Menschen, wissend, daß jeder, wenn etwas er tut Gutes, dies empfangen wird vom Herrn, sei er Sklave, sei er Freier!
(Epheser 6, 5-8)

 Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen in den Gemeindeversammlungen schweigen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie zu Hause ihre Männer befragen. Schändlich ist es nämlich für [die] Frau, in [der] Gemeindeversammlung zu reden.
(1 Kor 14,33-35)

Muslime würden für solche Ansichten heftig angegriffen werden.
Bei Christen ist es aber breit akzeptiert.

So weit, so heuchlerisch.

Im Gegensatz zu Rassismus und Antisemitismus, wird Homophobie durchaus noch von vielen Kirchlichen praktiziert. Das geht bis weit ins Spektrum der demokratischen Parteien. Bis heute weigert sich die Mehrheit der CDU und CSU Schwulen und Lesben die vollen Rechte zuzusprechen. Wer im Bett nicht auf Linie ist, soll diskriminiert werden.

Wie man anhand von Joachim Herrmanns Sprüchen dieses Monats klar erkennt, sind bei den C-Politikern rassistische und antisemitische Gedanken durchaus noch vorhanden, aber sie werden üblicherweise verschwiegen; rutschen nur denjenigen raus, die wie der bayerische Innenminister ausschließlich Stroh hinter der Stirn gesammelt haben.
Es ist glücklicherweise Konsens, daß man nicht von „Negern“ (CSU-Minister Herrmann) spricht oder orakelt, die Juden hätten selbst Schuld an den KZs (CDU-MdB Martin Hohmann).

Antisemitismus, Befürwortung von Sklaverei, also Rassismus und krasse Misogynie sind im deutschen Fernsehen nicht gern gesehen.
Das ist too much.

Eine Eva Herman ist zudem für ihre Relativierungen der Hitlerzeit schon aus einer laufenden TV-Sendung geworfen worden.

Natürlich jammerte sie sich anschließend durch alle rechten Medienportale und beklagte die Abschaffung der Meinungsfreiheit.
Die Komikerin. Die Komikerin spricht unablässig. War rund um die Uhr gebucht, um bei jeder obskuren Christenveranstaltung zu referieren, veröffentlichte ein Dutzend Bücher, ist bis heute Darling diverser neokonservativer Netzwerke und beklagt sie dürfe nicht sprechen.
Herrmann darf ihre Meinung äußern und tut das auch dauernd.
Lediglich in einem Fall, als sie von der angeblich so guten Familienpolitik Hitlers losfaselte, befand Herr Kerner das müsse nun nicht in einer öffentlich finanzierten Sendung passieren.

Nein, wie gesagt, das sind die Dinge, die im öffentlichen TV nicht akzeptiert werden: NS-Verherrlichung, Rassismus, Antisemitismus.

Bei Schwulen vollziehen die öffentlich-rechtlichen Redaktionen diesen Schritt jedoch inkonsequenterweise nicht.
Dabei haben die öffentlichen Auftritte homophober Personen durchaus negative Effekte.

Wozu katholische Schwulenhetze führt, haben wir 2013 in Frankreich erlebt. 
In unserem traditionell eher homophilen Nachbarland hatten sich die homophoben Übergriffe verdreifacht, seit die liebe RKK des allseits so geschätzten Papst Franz sich so massiv in die französische Gesetzgebung einmischte.
Und auch in Hamburg geschah letzte Woche das Unvorstellbare: Mehrere gewalttätige Übergriffe auf Schwule im Zuge des CSDs. Zwei Opfer liegen immer noch im Krankenhaus.

Vom deutschen BND und seinen Schwesterorganisationen ist diesbezüglich allerdings rein gar nichts zu erwarten. Ihre Blindheit auf den rechten Augen stellten sie eindrucksvoll unter Beweis.

Maischberger, Will, Illner, Lanz, Jauch und Plasberg sind auf einer Linie mit Saud-Arabien, dem Vatikan und Jeb Bush, wenn sie öffentlich das Äußern homophober Ansichten als Teil der Meinungsfreiheit fordern oder fördern.

Meinungsfreiheit ist nämlich dann zu Ende, wenn dadurch Menschen zu Schaden kommen und genau das passiert sehr konkret nachts auf den Straßen, nachdem Christenfundis im TV schwulenfeindlich palavern.

Ich denke, ich muß an dieser Stelle nicht mehr erklären wie ich die intellektuellen Fähigkeiten der Dauertalkshowgästin Käßmann einschätze.
Ich habe mich damit abgefunden solche Menschen zu ertragen. Sie ist wie so viele andere Pfaffen intellektuell und geistig klar minderbemittelt.
Es ist völlig absurd, daß ein Pastor Fliege im vom Steuerzahler finanzierten ZDF hockt und über seine esoterisch-bebeteten Wässerchen sprechen darf.

Diese üblichen TV-Pfarrer sind zwar lästig und können durchaus Unheil anrichten, indem sie beispielsweise suggerieren ihre Eso-Produkte und Gebete könnten medizinische Behandlungen ersetzen.
Aber sie betreiben keine direkte antihumanistische Hetze – auch wenn Pfarrer Gauck wieder einmal auf unangenehmste Weise wider die Flüchtlinge agiert, indem er anmahnt das Boot sei bald voll.


Gauck ist und bleibt ein rechtslastiger und herzloser Egomane, dem man aufgrund seines derzeitigen Jobs bedauerlicherweise nicht den Mund verbieten kann.

Es gibt aber eine ganze Reihe rechts-konservativer Christen aus dem evangelikalen und katholischen Tradi-Milieu, die wirkliche Hetze betreiben.

Gabriele Kuby, Birgit Kelle, Andreas Laun, Hedwig Freifrau v. Beverfoerde, Klaus Kelle, Jürgen Limiski, Martin Lohmann, Christa Meves, Beatrix von Storch, Johanna Gräfin von Westphalen, Gloria Fürstin von Thurn und Taxis, Hedwig Gräfin von Buquoy, Wolfgang Ockenfels, Roger Köppel, Sophia Kuby, Hubert Hüppe, Mechthild Löhr, ..



Da ist ein ganzer Haufen, gerne auch mal Adeliger, der um seine vergangene Bedeutung trauert versammelt.

Lustig sind sie aber nicht, diese verbitterten Gestalten, die sich gerne zu Märschen und anderen obskuren Aktionen treffen.

Gabriele Kuby – die auf dem Flyer für die Demo für Alle als einzige mit Namen genannt wird – ist nicht allein und hat eine ganze Reihe obskurster Kombattanten: Mitglieder von mehr als einem Dutzend Organisationen, die behaupten, sich dem Kinderschutz zu widmen.
Darunter findet sich die drollige Vereinigung Kinder in Gefahr, die gegen Sexualaufklärung, Popmusik und ähnlich Jugendgefährdendes kämpft. Der Leiter der Aktion, Mathias von Gersdorff, führte einen peinlichen Feldzug gegen die „Bravo“, so wie einmal Tugendwächter zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Romankonsum von Frauen bekämpfen wollten.
Adel ist überhaupt des Öfteren bei den Unterstützern der Demo für Alle vertreten: da ist Hedwig von Beverfoerde von der Initiative Familienschutz, die sich einmal gegen die Betreuungspflicht von Kindern in der Grundschule gewehrt hat, damit die Mütter was zu tun haben und an anderer Stelle vehement gegen Abtreibung und Stammzellenforschung kämpft, also gegen die Selbstbestimmung der Frau und der Eltern über ihre eigenen Körper.
Wir wollen auch nicht das Bündnis – Rettet die Familie vergessen, das wiederum aus zahlreichen Unterorganisationen rechtskatholischer Provenienz besteht. Und siehe da, man kratzt ein wenig an der verkalkt-frommen Schale und findet darunter unverdaulich schimmlige Nüsse z.B. das Elternkolleg der einstmals führenden Homophoben Deutschlands, Christa Mewes, die den Stab ja an Kuby weiterreichte.

Die Kelles und Kubys, die von emotional minderwertigen Menschen hetzen, sind gefährlich und es erschreckt mich, daß man Meldungen über die Bennung Kelles zur Homo-Expertin durch die Sachsen-CDU wieder nur in den kleinen Portalen der usual suspects (Schwule und Atheisten) liest.

Ich wünsche mir eine Gegenreaktion.

Wir sollten eine Liste mit Homophoben und den entsprechenden Zitaten zusammenstellen, so daß man schnell und klar belegen kann, wie diese Typen wirklich denken.
Immer wenn einer von ihnen in eine öffentliche Talkshows geladen wird, sollte die Redaktion mit einer Flut von Zuschriften bombardiert werden, in denen a) auf die früheren extremistischen Äußerungen dieser Personen verwiesen wird und b) die Redaktion gefragt wird, ob man auch Gäste einladen würde, die sich entsprechend abfällig über Schwarze oder Juden äußern.

Wenn für Menschenhetze in Form von Rassismus und Antisemitismus kein Platz im deutschen Fernsehen ist, müssen sich die Plasbergs und Maischbergers fragen lassen, wieso sie bei Menschenhetze, die sich „nur“ gegen Schwule und Lesben richtet, alle Augen, inklusive Hühneraugen zudrücken.


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