Samstag, 10. Januar 2015

Nur die Guten und Produktiven.


Noch mal zu dem leidigen Einwanderungsland-Thema.

Über Jahrzehnte haben bekanntlich insbesondere die rechten Parteien diese Offensichtlichkeit hartnäckig bestritten, weil nicht sein kann was nicht sein darf.
Und bei allem Gerede über Multikulti, über die echte Freude, daß angelsächsische Popmusik, italienisches Essen und japanische Kommunikationstechnik zur Verfügung stehen (jaja, Deutschland kann auch im Jahre 2015 keine Fernseher oder Smartphones herstellen!), ist doch eine Ansicht über „die Ausländer“ Konsens:
Sie sind schlecht und sollen möglichst wenig das schöne Deutschland durch ihre Ausländergene verwässern.
Nach NSU, Pegida und deutschlandweit brennenden Asylunterkünften scheinen aber die Bundestagsparteien alle die „Zuwanderung“ (klingt ja nicht so schlimm wie EINwanderung) irgendwie regeln zu wollen.
Und die öffentlich rechtlichen Sender erfragen dazu wie der Urnenpöbel so denkt.
Der sieht das differenziert und ist nicht mehr ganz so grundsätzlich gegen Ausländer, würde auch einige mehr in Deutschland akzeptieren, aber eben nicht jeden!
Nur die Nützlichen!
Christliche Kriegsflüchtlinge… nun gut, die vielleicht.
Aber Afrikaner, die nur nichts zu fressen haben? Da sagt die Mehrheit „Nein!“


Wohlmeinende Presseleute und Politiker veröffentlichen nun vermehrt Studien, welche die ökonomische Notwendigkeit von Ausländern in Deutschland betonen.
22 Milliarden Euro bringen die in Deutschland lebenden Ausländer unterm Strich offenbar in die Staatskasse.
Sie scheinen tatsächlich finanziell nützlich zu sein, sonst würden die Gutmenschentum-unverdächtigen Wirtschaftsverbände nicht so massiv gegen Peginesen und Grenzen-Zu-Pöbler aus CDU und CSU vorgehen.

Ich staune.
So geht die christliche Nation Deutschland also mit Menschenleben um.
Myriaden Flüchtlinge werden durch die EU-Frontex-Maßnahmen zum elenden Tod im Mittelmeer verurteilt. Das nehmen wir achselzuckend hin. Die bringen uns wirtschaftlich ja auch nichts.
Genau wie Roma aus Südosteuropa. Gut, die werden in Ungarn auch massakriert, aber andererseits sind die doch auch alle faul, ungebildet und sowieso bestenfalls Taschendiebe. Die wollen wir nicht in deutschen Städten. So ein Roma-Leben ist uns eben nicht so viel wert.
Ausländer sollen wenigstens anpacken – so wie polnische Pflegekräfte oder Erntehelfer. Oder am besten als ausgebildete Akademiker hier ankommen.
Wenn sie einen hochbezahlten Arbeitsplatz nachweisen können, läßt Thommy de Maizière sie sogar für zwei Jahre rein.
 (Abhauen sollen sie aber schon irgendwann wieder).

Auch wenn die Magenta-FDP nur noch als Zombi-Partei ihrem endgültigen Ende entgegen wankt. Das neoliberale Denken, die Sharholder-value-Ideologie, das ökonomische Leistungsprinzip haben wir alle verinnerlicht.
Wer finanziell nichts nützt, soll auch nicht in Deutschland leben.

Vielleicht sollten wir das Prinzip noch viel konsequenter anwenden.
Was ist eigentlich mit den ganzen Rentnern? Die kosten doch auch nur! Und die faulen Hartzler sowieso. Und chronisch Kranke? Wer soll die finanzieren?
Am besten sofort alles ausweisen. Im Morgengrauen abholen, in die erprobten Abschiebeknäste sperren und dann in Transallmaschinen ausfliegen. Da könnte man eine richtige Luftbrücke einrichten.
Deutschland-Timbuktu. One Way Ticket. Am besten gar nicht erst landen da. All die Krankheiten, die man sich dort holen kann. Einfach immer zehn Kranke und Alte zusammenbinden, Lastenfallschirm dran und Ladeklappe auf. Fertig.
Aber nicht die Behinderten. Die sind zwar auch irgendwie unnütz und kosten nur, aber das KÖNNTE möglicherweise einen schlechten Eindruck in der Welt machen, wenn Merkel die „Aktion T4“ wieder aufleben ließe.
Und womöglich meckern auch die Lebensschützer in der Union. So wenig sie sich für Schwarze, Schwule und Linke erwärmen können; bei Ungeborenen und Down-Kindern reagieren sie immer so empfindlich.

1 Kommentar:

  1. Das ist eine Unart, die sich in der Politik schon vor längerer Zeit eingeschlichen hat. Rein moralische Argumente, haben fühlbar an Gewicht verloren. Wer Menschen mit Hartz IV demütigt und in Sklavenjobs presst, wer KITA-Plätze nur in ausreichender Zahl für die Kinder von Berufstätigen baut und damit sozial Schwache wissentlich diskriminiert und ausgrenzt, wer Homosexuellen in diskriminierender Weise ihr Recht vorenthält, für den haben moralische Argumente kaum mehr Gewicht.

    Man greift neuerdings in andere Schubladen. Immer geht es nur noch darum, 'Schaden von Deutschland' fernzuhalten, um etwas Unbequemes, aber angeblich Notwendiges durchzusetzen. Selbstverständlich alternativlos. 'Schaden von Deutschland', ist nichts anderes, als die schon unter den Nazis gebräuchliche 'Vaterlandsliebe'. Allerdings im neuen Gewand. Damit konnte man schon damals jeden erdenklichen Rechtsbruch rechtfertigen. So wie heute, wenn man damit z.B. den Verrat von Dienstgeheimnissen zu rechtfertigen sucht. Gleiches gilt für die Androhung von Folter. Die Menschen haben dafür schon Verständnis gezeigt. Wenn es Schaden abzuwenden gilt, missrät Unrecht zu Recht.

    Auch die anderen unmoralischen Entscheidungen der letzten Jahre, konnte man damit rechtfertigen. Was nützt es schon, wenn wir moralisch zwar richtig handeln, aber am Ende unserem Land damit schaden? Moral ist gar zum Störfaktor mutiert. Das ist der Politik deutlich anzumerken. Und darum verroht auch unsere Gesellschaft zunehmend. Es ist vermutlich die Folge eines gnadenlosen Wettbewerbs, ausgelöst durch den Druck seelenloser Ökonomen auf die internationalen Wirtschaftsräume. Die servieren Menschen zu Tausenden eiskalt ab, wenn es nur Schaden von der Habenseite abwendet.

    In die Kategorie "Schaden von Deutschland" abwenden, gehört auch die Gesetzesreform zur Beschneidung von Knaben. Juden und Moslems sind für unsere Wirtschaft nämlich unverzichtbar. Da musste das Recht der Knaben auf Unversehrtheit mitsamt der Moral weichen. Das Argument der kulturellen Vielfalt, verkam zum billigen Verkaufsargument, der diesen Verrat an der Menschlichkeit noch moralisch rechtfertigen sollte. Die politische Chefetage, ist nicht einmal mehr rot bei der Verkündung geworden.

    Darum ist es nur normal, dass Moral an Gewicht verloren hat. Weil sie längst prostituiert wurde und man ohnehin alles nur noch auf seine Wirtschaftlichkeit hin abklopft. Darum argumentiert man auch nur noch so. Der Bürgerliche hat ohnehin keine Moral. Wichtiger als sein Nachbar der Jude, den man gerade gestern noch abgeholt hat, ist ihm seine Karriere und sein Auskommen. Dem ordnet er alles unter. Man muss sich ja schadlos halten.

    Und wem das klar ist, der gewinnt Wahlen. Weil er zu überzeugen weiß. Zuwanderung? Ja, wenn man damit Schaden von Deutschland abwenden kann. Gerade beeinflusst man die Wahlen in Griechenland, oder versucht es wenigstens. Offenbar haben einflussreiche Banken, dort viel zu verlieren. Da droht großer Schaden. Was ist schon Demokratie, wenn man Schaden abwenden muss? Diese Entwicklung macht mir Angst. Stellen wir dann auch bald die Frage, ob wir nicht schon vorbeugend Krieg gegen potentielle Feinde führen sollten? Da könnte man schließlich auch Schaden abwenden, noch ehe welcher eintritt.

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