Dienstag, 11. März 2014

Chefs in bunten Kleidern gesucht.



 Gerade hocken die RKK-Bischöfe zu ihrer Frühjahrstagung in Münster zusammen.
Es ist diesmal eine besonders gerontige Veranstaltung. Der Kölner Kardinal Meisner, dem Muslimische Familien nur ein Drittel so viel wert sind wie Katholiken, wurde Weihnachten 80 Jahre alt und amtiert nicht mehr.
Die beiden Erzbischöfe Thissen und Zollitsch sind mit dem Überschreiten ihrer 75. Geburtstage ebenfalls am Bischöflichen Rentenalter angekommen und reichten ihre Rücktrittsgesuche ein.
Damit sind drei wichtige Personalien offen; es fehlt ein neuer Chef für das flächenmäßig größte katholische deutsche Erzbistum es fehlt ein Chef für das reichste deutsche Erzbistum und es fehlt insbesondere ein neuer Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, also der oberste Boss des Episkopats.

Für Hamburgs Erzbischof Werner Thissen ist das aktuelle Treffen in Münster die letzte Bischofskonferenz, an der er teilnimmt. Es war sein Wunsch, bei der Wahl des Nachfolgers für Robert Zollitsch, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, auch noch seine Stimme abgeben zu können. [….]
Jetzt verdichten sich die Hinweise: Der Hamburger Erzbischof wird voraussichtlich schon Ostern nicht mehr in seinem Amt sein. Im Laufe der kommenden Wochen soll die Entscheidung aus Rom kommen und Papst Franziskus den Rücktritt des Hamburger Erzbischofs annehmen.

Alle lieben Papst Franziskus, aber nun stellt sich doch langsam heraus, daß er nach über einem Jahr im Amt noch rein gar nichts Substantielles getan hat. Bergoglio entscheidet offenbar nicht gern, sondern macht lieber Faxen.
Unerträglich wird die Situation in Limburg. Bereits vor fünf Monaten wurde Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst beurlaubt und noch immer läßt der einlunigige Argentinier die Limburger schmoren. Dreist tanzt ihm TVE auf der Nase umher, wohnt zeitweise wieder in seinem Parlazzo Prozzo, läßt sich vom Chef der Inquisitionsbehörde zu dessen Kardinalserhebung nach Rom einladen und verwirrt nun auch seine deutschen Amtskollegen mit widersprüchlichen Signalen über seine Teilnahme an der Münsteraner Bischofskonferenz.
Sowohl das Limburger Domkapitel als auch Erzbischof Zollitsch im Namen des Episkopats hatten den Vatikan eindringlich um eine Entscheidung gebeten.
Aber nichts geschieht. Wie man diese Woche hörte, befinden sich die wichtigen Kardinäle der Bischofskongregation und Glaubenskongregation in Exerzitien.
Das Bistum Erfurt befindet sich nach dem Abschied von Bischof Joachim Wanke bereits seit 2012 in Vakanz. In Mainz, Hamburg, Köln und Limburg ist ebenfalls weit und breit kein Nachfolger in Sicht.
Es zeigt sich jetzt erst das ganze Desaster der Personalpolitik der über 30-Jährigen Ratzinger-Ära. Alle guten Kandidaten wurden ausgebremst, die Konzilsgeneration geht in den Ruhestand und dahinter ist nichts.

In der menschenrechtsfeindlichen, muffigen Tradikirche Ratzingers und Woytilas wurden Pädophile geschützt und Typen wie der Dominikanerpater Wolfgang Spindler stiegen auf. Die stoßen aber außerhalb der Kleriker-Kaste auf ungefähr so viel Sympathie wie Mundfäule oder Fußpilz. Dies bewies der Dominikanerpater diese Woche bei einem Auftritt der CSU-Geretsried.


Der Theologe Wolfgang Spindler, der als Festredner im örtlichen Ratsstubensaal eingeladen war, hat Thesen verbreitet, die hohe Wellen schlagen: Spindler klagte über eine "Inflation von Menschenrechten", über eine europaweite Umerziehung und Umprogrammierung der Geschlechter und des Familienbildes, über eine "Auflösung der menschlichen Natur". In diesem Kontext sprach er das Thema Homosexualität an und stellte die Frage in den Raum: "Werden demnächst auch Polygamie, Polyandrie oder Sodomie anerkannt?"
Etwa 100 Besucher hörten das und spendeten am Ende Applaus. Doch bald ahnte der CSU-Bürgermeisterkandidat, dass solche Reden wenige Tage vor der Wahl gar nicht gut ankämen: Noch bevor die ersten empörten Stellungnahmen und Leserbriefe in Umlauf kamen, entschuldigte sich Michael Müller in aller Form und auch im Namen der CSU-Landratskandidatin Sabine Lorenz. [….]
Umso erboster ist die Arbeitsgemeinschaft Lesben und Schwule in der SPD Oberbayern. Sie ist "entsetzt" und erkennt in Spindlers Äußerungen "einen Rückschritt ins Mittelalter". Die Analogie von Homosexualität und Sodomie sei beleidigend und ehranrührend. Mit dieser Art von Aufhetzungen würden in Afrika und in Russland "Hetzjagden auf Schwule und Lesben angestachelt, die häufig in Lynchjustiz enden".

Nicht nur die Pfarreien stehen leer und werden notdürftig in großen Konglomeraten zusammengefasst oder mit afrikanischen Hilfspriestern bestückt, weil auch die Priesterseminare verwaisen, sondern auch an der Spitze tut sich nichts.
Ein Bischof, der sich für den Vorsitz der Konferenz anböte, der womöglich gar von den Gläubigen geschätzt wird, ist nicht in Sicht.
Den Job „will“ eigentlich nur Kardinal Marx, aber der Münchner hat Leichen im Keller. Man hat nicht vergessen wie er gegen Mixa intrigierte oder Äbte in Rom anschwärzte, wie er sich aus der Missbrauchs-Verantwortung stahl.
Und Marx ist ein Prasser, der Prunk und Protz auslebt, neben dem TVE wie ein bescheidener Eremit aussieht.
Marx wollte schon vor sechs Jahren Nachfolger Lehmanns werden und blitzte gnadenlos in der Bischofskonferenz ab.

Die Auguren rätseln nun, wer als neuer Chef in Frage käme.

Kardinal Robert Zollitsch [Drobinski, Du DEPP! Zollitsch ist bloß Erzbischof – auch wenn Du ihn noch so sehr in den Himmel lobst, wird er nicht Kardinal!] hat die katholische Kirche in Deutschland durch ihre schwerste Krise geführt. Nun tritt er ab. Sein Nachfolger muss die überfälligen Reformen mutig und zugleich demütig anpacken [….] Die Probleme sind offenkundig: Die religiöse Landschaft in Deutschland wandelt sich, viele Gläubige wollen dringend Reformen, über das Staat-Kirche-Verhältnis wird debattiert. Jetzt braucht es einen, der das anpackt, demütig und selbstbewusst, als frommer Pilger trotzdem mit den Mächtigen auf Augenhöhe.
[….] Häufig genannt wird der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Er ist 63 Jahre alt und einer der dienstältesten Bischöfe. [….] [Schwierig] könnte werden, dass er bislang keine wichtige Rolle jenseits seines Bistums angestrebt hat. Seinem Essener Amtsbruder Franz-Josef Overbeck wird da mehr Ehrgeiz nachgesagt. Er gilt eher als Kandidat der Konservativen, der sich auch mal traut, gegen den Zeitgeist zu reden, wobei er in den vergangenen Jahren wesentlich differenzierter auftrat. Ein Hinderungsgrund könnte eher sein Alter sein: Mit 49 Jahren gehört er zu den jüngsten Ortsbischöfen, wer ihn wählt, wählt ihn möglicherweise für 20 und mehr Jahre. Das gilt auch für Stephan Ackermann, 50, den Trierer Bischof, den Beauftragten für Missbrauchsfälle. Er hat das Amt insgesamt gut gemeistert und sich tapfer in die Konflikte geworfen. Und dann ist da noch Rainer Maria Woelki, der 57-jährige Kardinal aus Berlin. Doch der sagt inzwischen jedem, der es hören möchte, dass er es auf keinen Fall werden wolle. [….]
 (SZ vom 11.03.2014)