Mittwoch, 15. Januar 2014

Nach einem Vierteljahrhundert ist es doch passiert.


Jahrzehnte lang haben die Katholischen Bischöfe die Gewinne bei Weltbild“ abgeschöpft.
Moral, total egal.

[Weltbild] verkauft im Namen des Herrn nicht bloß Erbauliches, sondern auch all das, was der Buchmarkt so hergibt - bis hin zu den Erotik-Bestsellern "Shades of Grey".
Die erotischen und esoterischen Bücher, die vor gut fünf Jahren viel Empörung auslösten, gibt es noch immer im Sortiment von Weltbild. Die Bischöfe haben es nicht geschafft, ihr Kaufhaus davon zu säubern.

Nächstenliebe und Fürsorge für die Schäfchen war da fehl am Platze. Die Bischöfe wollten kassieren und nicht für die Menschen da sein.
Nun ist es passiert; sie haben den Konzern mit Tausenden Mitarbeitern an die Wand gefahren.

Mitarbeiter der Weltbild-Verlagsgruppe erheben schwere Vorwürfe gegen die katholische Kirche als Eigentümerin des insolventen Unternehmens. In einem offenen Brief der Beschäftigten heißt es, die Bischöfe hätten "Weltbild bewusst in die Insolvenz getrieben". Der Brief wurde nach Angaben der Gewerkschaft Ver.di am Mittwoch bei einer Betriebsversammlung in Augsburg von rund 1500 Mitarbeitern unterzeichnet.
Die Beschäftigten werfen der Kirche vor, dass sie entgegen früheren Beschlüssen und einer Zusage die Refinanzierung des Verlags und Versandhändlers hätten scheitern lassen. Weltbild gehört zwölf Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin.
Die Kirche habe einen "völlig widersprüchlichen und unklaren Kurs während der letzten Jahre" gefahren, heißt es in dem Brief. Hintergrund der Anschuldigungen sind die Pläne der Weltbild-Gesellschafter, sich von Weltbild zu trennen, doch auch nach mehreren Anläufen fand sich kein Käufer. [….]

Klar, die Bischöfe sitzen auf Milliardenvermögen und verdienen persönlich alle sechsstellig bis zum Ende ihres Lebens – egal, ob sie noch im Amt, oder schon in Rente sind. Der Steuerzahler ist großzügig.
Und bekanntlich ist sich jeder selbst der Nächste. Undenkbar, daß die Bischöfe mit ihrem persönlichen Vermögen für diejenigen gerade stehen, die sie in die Arbeitslosigkeit getrieben haben.
Diese menschenfeindliche Einstellung ist nur konsequent – schließlich pocht die Kirche auch auf die NICHTERFÜLLUNG der Antidiskriminierungsrichtlinien und weigert sich grundlegende Arbeitnehmerrechte (Kündigungsschutz, Streikrecht,..) zuzugestehen.

Aber auch die Konkurrenz, die sich an gewissen arbeitsrechtliche Mindeststandards halten muß, tut alles dafür ihre Mitarbeiter auszuquetschen.

Amazon lasse Arbeitskräfte aus dem Ausland von Neonazi-Wächtern kontrollieren, titelt etwa der britische Independent.

Amazon setzt in seinen sieben deutschen Logistikzentren Tausende Saisonarbeitskräfte aus Spanien, Rumänien, Bulgarien oder Polen ein. In dem Zentrum in Bad Hersfeld, so hatte eine ARD-Dokumentation gezeigt, seien Arbeiterinnen in einer Ferienanlage untergebracht worden, wo sie permanent von Sicherheitskräften überwacht wurden, die manchmal Jacken der Firma Thor Steinar trugen – besonders beliebt unter Rechtsextremen.
Der Name der Firma: H.E.S.S – was Hensel European Security Service heißt, aber auch an Rudolf Heß, Hitlers Stellvertreter, erinnert. Die Security-Leute hätten Zimmer in Abwesenheit von Bewohnern kontrolliert. Patrick Hensel, der Chef von H.E.S.S, hat sich in einer schriftlichen Stellungnahme von „jeder Form von politischem Radikalismus“ distanziert. Aufgabe in den Unterkünften der Leiharbeiter sei es gewesen, „etwaige Konflikte“ zu verhindern und das Hoteleigentum vor „Diebstahl und Beschädigung“ zu schützen.

Ich verstehe nach wie vor nicht, wieso jemand auf die Idee verfallen kann bei Amazon oder Weltbild Bücher zu bestellen.
Wer will denn unbedingt die katholische Kirche oder den Multimilliardär Jeff Bezos noch reicher machen?
Zumal es in Deutschland eine Buchpreisbindung gibt und man keinen Cent spart, wenn man bei den Megamultis bestellt.

Über die Grossisten kann jede Buchhandlung jedes Buch in weniger als 24 Stunden im Laden haben.

Im Frühjahr 1988 zog ich in den Stadtteil, in dem ich jetzt immer noch hocke.
Von meinen Eltern hatte ich gelernt, daß man strikt bei den kleinen Einzelhändlern einkauft und keine anonymen Großkonzerne unterstützt.
Gerade im Buchhandel ist es wichtig damit den kompetenten Berater vor Ort zu cofinanzieren, so daß Service weiterhin groß geschrieben wird und Arbeitsplätze erhalten werden.

Über ein Vierteljahrhundert bin ich jetzt meiner Buchhandlung um die Ecke Stammkunde.
Die Betreiber sind ein Paar, die tatsächlich auch beide ständig lesen, so daß sie die Kunden wirklich beraten können.
Es macht einfach Freude in den Laden zu gehen und sich mit ihnen darüber zu unterhalten was man zuletzt gelesen hat.
Und wenn ich einen exotischen Wunsch zu einem mir fremden Themenbereich habe (beispielsweise Kinderbücher oder Krimis), kann ich mich beraten lassen.
Umgekehrt kennen die beiden auch meine Interessenschwerpunkte ganz genau, so daß sie alle diesbezüglichen Neuerscheinungen im Auge behalten und mir sofort alles über Ratzi und den Vatikan vorlegen, wenn ich vorbei komme.
Als Zeitungsleser weiß man allerdings ohnehin schon oft, was man möchte. Früher rief ich an, um etwas zu bestellen, später schrieb ich alles auf Zettel und faxte es rüber.

Seit es das Internet gibt, bestelle ich meine Bücher auch per Email.
Das geht besonders leicht und schon am nächsten Vormittag liegt alles für mich im Laden bereit. Ich zahle keine Versandgebühr und muß auch nicht wie bei den lästigen Paketdiensten bei Nachbarn oder in langen Schlagen auf Postämtern hinter meiner bestellten Ware hinterher sitzen.
Und es geht schneller als bei „Weltbild“ und Co.
Ich sehe also wirklich NUR Vorteile beim herkömmlichen Buchladen um die Ecke.

Es hilft aber alles nichts, weil nicht nur der Urnenpöbel, sondern auch die Menschen im Allgemeinen einfach zu dumm sind.
Entweder sie lesen nicht mehr, oder sie bestellen wirklich alle nur noch bei Amazon.

Soeben erhielt ich folgende verstörende Antwort auf meine Email-Buchbestellung von gestern:

Lieber Herr Tammox!

Vielen Dank für die Bestellung. Die Bücher werden in den nächsten Tagen bei uns sein!
Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir das Ladengeschäft zum 31. Januar schließen. Das Bargeschäft hat sich in den letzten Jahren derart verschlechtert, dass wir keine andere Wahl haben. Allerdings bleiben wir im Buchhandel tätig und werden weiterhin unsere Rechnungskunden beliefern.
Wir würden uns freuen, wenn wir auf diesem Weg weiterhin in Kontakt bleiben.
Die Bücher könnten wir Ihnen dann schicken oder zur Abholung einen Termin verabreden.

Viele Grüße aus der xxx!

So eine Scheiße.

Ich hasse die blöden Menschen auf der Welt.