Freitag, 10. Januar 2014

Homophobe Homofreunde.


Das Outing von Thomas Hitzlsperger war insofern eine lustige Geschichte, weil sein Name zu den circa drei Fußballern gehört, die ich notorisch Ballsportdesinteressierter kenne.
Vor circa zehn Jahren hatte ich in der „ZEIT“ nämlich eine sehr beeindruckende Reportage darüber gelesen, wie dieser Hitzlsperger zum Bücherwurm wurde.
Er kommt nicht aus einer bildungsbürgerlichen Familie und hatte im Fußball schon gar kein kulturelles Umfeld, in dem man sich üblicherweise mit Literatur beschäftigt.
Äußerst sympathisch beschrieb der junge Mann, wie er sich ohne Vorbild ganz allein an das Lesen herantastete, wie er anfangs Ehrfurcht vor dicken Büchern hatte und auch „DIE ZEIT“ immer mit einem griffbereit liegenden Fremdwörterbuch las.
Das sind Geschichten, die mich ehrlich beeindrucken, wenn jemand aus innerem Antrieb in irgendeiner Form „wächst“.
Allerdings kam es mir schon seltsam vor, daß ein Fußballer kulturell bewandert ist und sich gegen Diskriminierungen und Ausländerfeindlichkeit einsetzt.
Mit dem konnte doch etwas nicht stimmen.

Neben David Beckham, der statt heterosexuell eher metrosexuell ist, gibt es dann übrigens noch Moritz Volz in meinem Fußballnamensregister. Der ebenfalls 31-Jährige Deutsche spielte wie Hitzlsperger in der englischen Premier League und schrieb über seinen kulturellen Zusammenprall mit den Briten das Buch „Unser Mann in London“.
Ein kurzweiliges Buch, das die britischen Spleene liebevoll erörtert. Als Hamburger verfüge ich über eine natürliche Britophilie und habe das Buch trotz des leider immer wieder erwähnten Fußballs sehr gern gelesen.
Volz begann auf der Insel ebenfalls aus eigenem Antrieb zu lesen und rezensierte am Ende sogar Neuerscheinungen für eine englische Radiostation.
Es würde mich nicht wundern, wenn er sich auch demnächst outet. Intelligente Fußballer sind ein Oxymoron; da muss irgendwas verkehrt sein.

Hitzlspergers „Bekenntnis“ lieber mit einem Mann zusammen zu sein (als ob das irgendetwas wäre, wofür man sich schämen müßte…) wurde von einer Welle der Sympathie getragen.
Es gab auch keine andere Möglichkeit.
Wer hätte auch schon der Party-Pooper sein wollen und peinlich aus dem Rahmen fallen mögen?

Die usual Homophobes wie Geis, Overbeck und Steinbach, halten sich zurück – in der Befürchtung Klassenkloppe zu bekommen.

Erbärmlich ist aber wie leicht die Homophoben mit ihrer Heuchelei durchkommen.
Reihenweise beglückwünschen CDU-Politiker und Kirchenvertreter dieses erste große Fußballerouting – also genau jene Leute, die sich bis heute weigern Schwulen und Lesben die gleichen Rechte wie dem Rest der Menschheit zuzuerkennen.
Auch die neue große Koalition kann keine völlige Eheöffnung durchsetzen, weil CDU und CSU auf ihrer diskriminierenden Ansicht bestehen.
Unionisten sollten sich schämen jetzt auf den Hitzlsperger-Jubelzug aufzuspringen.
Erbittert kämpfen die Gottesanbeter in CDU und CSU (siehe christliche Werte)
seit 68 Jahren für ihre schwulen und lesbischen Mitbürger.
Keiner sonst kämpfte - im Sinne von Päpsten und Luther - dermassen verbissen wie Generationen nächstenliebender christlicher Politiker
gegen den Nazi-Paragraphen § 175
gegen Schwulen-Diskriminierung
gegen Homo-Hetze
gegen homohetzende Geistliche, Politiker, "Wissenschaftler", Medien
gegen Homophobie
gegen Rosa Listen
gegen Schwulen-Klatschen und antischwule Gewalt
gegen Schwulen-Verfolgung in anderen Ländern
und und und
für Toleranz und Respekt gegenüber Schwulen und Lesben
für Aufklärung über Homosexualität
für Wiedergutmachung für schwule Nazi- und KZ-Opfer
für gesellschaftliche Gleichstellung Homosexueller
für gleiche Rechte für Schwule und Lesben

Wie einige Christen wirklich denken, erfährt man bei der Katholischen Post.

Ex-Nationalspieler Hitzlsperger hing die Fussballschuhe so vorzeitig an den Nagel, um den (wahrscheinlich nur noch kurzen) Rest seines ihm verbleibenden Lebens dem Anal-Götzen zu weihen.
Hitzlsperger hat den vollgeschissenen Darkroom verlassen und der fast bankrotten Hamburger Dreck-Zeitung “Zeit” ein Interview gegeben.
[…] Dammbrecher und Dickdarm-Fetischist Hitzlsperger wirkte während seiner Karriere sowohl spielerisch als auch persönlich zurückhaltend und schüchtern.
Das war ein Trugschluss: In der Rückschau betrachtet, sind diese Charakterzüge als Apathie, also als Symptom einer psychischen Störung zu verstehen.
[…] Kotstecher-Hitzlspergers Homo-Empfinden ist ein anderes Symptom seiner Psychokrankheit.  Die reichstreuen Pravda-Medien deutscher Sprache schwingen angesichts des Hitzlsperger-Outings gemeinschaftlich die Schwulenfahne und bringen den wunden Schoß des deutschen Michel mit eintönigem Lob und Hurra-Geschrei zum Vorglühen, dass er das ranzige Homo-Zäpfchen bloß aufnimmt. […]
 (KPO 08.01.14)

Die katholische Nächstenliebe dringt aus diesen Zeilen wie einst bei Kreuznet.
Aber ist das eine bizarre Einzelmeinung?

Eher nicht.
Das zeigen die Reaktionen auf die Absicht der grünroten Stuttgarter Landesregierung schon in der Schule um Toleranz gegenüber Minderheiten zu werben.
Sofort machen die Frommen Front gegen die Menschenrechte.

Bald 70.000 Unterstützer fand bis zum Donnerstag die Onlinepetition eines Realschullehrers aus Nagold im Schwarzwald. Sie trägt den Titel: Zukunft – Verantwortung – Lernen: Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens. Viel Zustimmung erfuhr der Initiator auch in den Kommentaren der entsprechenden Meldung auf ZEIT ONLINE. Er polemisiert gegen einen Entwurf des Baden-Württembergischen Bildungsplans für 2015, der Toleranz gegenüber sexueller Vielfalt als Lernziel im Unterricht verankern will – nicht in einzelnen Modulen im Sexualkundeunterricht, sondern in fächerübergreifenden "Leitprinzipien" für alle Schulformen und von der ersten Klasse bis zum Abitur. In diesem Teil des Bildungsplans geht es nicht um konkrete Unterrichtsinhalte, sondern um eine pädagogische Perspektive: Sie soll die Schüler unterstützen, verantwortungsbewusst und selbstbestimmt in einer globalisierten Welt klarzukommen. Sexuelle Vielfalt ist dabei nur ein Thema unter vielen.
Konkret steht in der Vorbemerkung zu den Leitprinzipien des Bildungsplans, es sei wichtig, "die Perspektiven anderer Personen und Kulturen übernehmen zu können, Differenzen zwischen Geschlechtern, sexuellen Identitäten und sexuellen Orientierungen wahrzunehmen und sich für Gleichheit und Gerechtigkeit einsetzen zu können".
[….]  Ein Lehrerkollege aus demselben Landkreis des Petitionsinitiators, der nicht genannt werden will, sagt: Je häufiger Schüler mit einem positiven Bild von Homosexuellen konfrontiert würden, desto besser. Unter seinen Neunt- und Zehntklässlern sei "schwule Sau" eine gängige Beschimpfung, und als er zum Thema gemacht hatte, dass Exminister Westerwelle homosexuell ist, sei die Mehrheit der Klasse empört gewesen. Unter Schülern sei Homophobie noch extrem verbreitet. Aber während im Englisch-Lehrbuch ganz selbstverständlich ein indisches Mädchen und ein schwarzer Junge zur Clique gehören, gebe es in den Lehrbüchern noch keine lesbischen oder schwulen Eltern. [….]

So weit, so schlimm.
Aber es sind inzwischen auch Merkels CDU und die FDP (sic!), die gegen die Homotoleranz wettern und sich der evangelikalen Petition anschließen.
Also diejenigen, die gestern noch in die Kamera grinsten und Hitzlspergers Schwulsein bejubelten.

Offene Homophobie im Südwesten: Auch die baden-württembergische Opposition und die christlichen Kirchen wollen verhindern, dass die grün-rote Landesregierung im Lehrplan für Schulen die Gleichwertigkeit von Homosexuellen festlegt.
[…]  In Baden-Württemberg nimmt der Widerstand gegen eine Bildungsplan-Reform der grün-roten Landesregierung zu, mit der homophobe Vorurteile in der Schule bekämpft werden sollen. Am Freitag haben sich hochrangige Landespolitiker von CDU und FDP sowie die evangelische und katholische Kirche erklärt, sie lehnten es ab, dass Schwule und Lesben im Schulunterricht als gleichwertig mit heterosexuellen Familien bewertet werden würden.
Die Regierungskritiker unterstützen dabei indirekt oder direkt die Petition des christlichen Aktivisten und Lehrers Gabriel Stängle, der "Werbung" für Homosexualität verhindern will. Inzwischen haben seit Ende November über 80.000 Menschen die homophobe Petition unterschrieben. […] Am deutlichsten kritisierte ein liberaler Politiker das Ziel der Landesregierung, Homosexuelle als gleichwertig anzusehen: FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sagte: "Wir betrachten andere Lebensformen als tolerabel, aber nicht als gleichwertig". Zwar seien diese Lebensformen "akzeptiert", "die bevorzugte sollte aber die Familie sein".
[…] Auch die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz erklärte in der "Südwestpresse", das Thema Homosexualität komme viel zu prominent im Bildungsplan vor und solle Lehrern nicht aufgezwungen werden. Am Samstag wird sie zudem auf einer Veranstaltung der Evangelischen Lehrer- und Erziehungsgemeinschaft den Petitionsautoren Stängle treffen. An der Veranstaltung nimmt auch die Ärztin Christl Ruth Vonholdt, eine der lautstärksten deutschen Aktivistinnen für Homo-"Heilung".
In der "Stuttgarter Zeitung" machte CDU-Fraktionschef Peter Hauk den Autoren der homophoben Petition zum Opfer einer Kampagne: "Wenn man diese Diskussion um Toleranz im Bildungsplan führt, muss man auch tolerant gegenüber denjenigen sein, die dort andere Auffassungen vertreten", so Hauk. […]

Unnötig zu erwähnen, daß die Moralexperten der Kirchen mal wieder besonders bigott und menschenfeindlich auftreten.

Kirchen wehren sich gegen Homosexualität auf dem Lehrplan
Schule sei kein Platz für Indoktrination: Die Kirchen in Baden-Württemberg stellen sich an die Seite der Gegner von mehr Aufklärung über Homosexualität im Unterricht.
[…..]  Die zwei evangelischen Landeskirchen und die zwei katholischen Diözesen forderten in einer gemeinsamen Mitteilung, dass in der Bildung jeder Form der Instrumentalisierung, Ideologisierung und Indoktrination gewehrt werden müsse. Dies gelte "nicht zuletzt im sensiblen Bereich der sexuellen Identität und damit verbundener persönlicher und familiärer Lebensentwürfe".
Die Kirchen unterstützen damit indirekt eine Online-Petition gegen die Absicht der Landesregierung, die "Akzeptanz sexueller Vielfalt" als Ziel im Bildungsplan 2015 festzuschreiben. Die Unterstützerzahl dieser Petition wuchs bislang auf mehr als 80.000. […..]


+++Eilmeldung+++Nach Hitzlsperger-Outing: Katholische Kirche jetzt weltweit einzige Institution ohne Homosexualität.