Donnerstag, 20. Februar 2014

Ausgeknipst



Als die Hamburger FDP-Landesvertreterversammlung am 7. Dezember 2012 im Bürgersaal Wandsbek zusammentrat, war das insofern mal eine halbwegs spannende Angelegenheit, weil die Überraschungs-Landesvorsitzende Canel ihre Muskeln spielen lassen wollte.
Die Bundestagsabgeordnete Sylvia Canel gehörte zu der Handvoll FDP’ler, die immerhin noch Rudimente eines Rückgrats hatten und gelegentlich sogar gegen die schwarzgelbe Koalition stimmten.
Sie konnte sich sogar öffentlich vorstellen die Koalition der Katastrophen vorzeitig zu beenden. Zunächst war sie damit in Hamburg eine Querulantin, die niemand ernst nehmen mochte.
Als es aber 2012 galt den alten debakulierenden Landesvorsitzenden Salo durch die Lieblingsfrau der Bundesparteiführung und Westerwelle-Presseball-Begleitung Katja Sudig zu ersetzen, passierte etwas merkwürdiges.
Canel gewann am 5. April 2012 erstaunlicherweise gegen die Vorsitzende der FDP-Bürgerschaftsfraktion Katja Suding mit 66 zu 55 Stimmen und schwang sich zur Parteichefin an der Elbe auf.
Das war sehr peinlich für Fipsi und Guido, die alles getan hatten, um Suding zu unterstützen. Aber auch Canel gelang es nicht Autorität und Ansehen zu gewinnen.
Manch einer hörte da schon die Engelein vom Ende der Bundestags-FDP singen.
Nur mit Mühe konnte sich Canel im Dezember 2012 dann den Listenplatz 2 für die Bundestagswahl erkämpfen. Die Elbliberalen lagen – wieder einmal – am Boden.
Im Zuge dieser Verwerfungen auf Landesebene taten sich die weiteren blaugelben Bundestagskandidaten schwer damit Aufmerksamkeit zu erheischen.
Einem gelang es allerdings doch. Der zugezogene Chemiker Rehmelt machte sich einen Namen als „Baller-Mann der FDP“, indem er intensiv für private Schusswaffen warb und entsprechende Plakate aufhängen ließ.


Sein Plakat-Motto: „Schießsport ist Freiheit.“ Die Schützenlobby ist begeistert.
Ballern ist sein Hobby. Seine Lieblingswaffe: ein Revolver von Smith & Wesson (Kaliber 357 Magnum). Denn Rehmet steht auf große Kaliber: Seit 2009 ist der FDP-Politiker Vereinsmeister bei der „Altonaer Schützengilde von 1639“ in drei Waffengattungen, zugleich ist er Vorsitzender.
Nun haben Sportschützen seit diversen Amokläufen ein hartnäckiges Imageproblem, gerade in Großstädten. Doch die zahlreichen Schützen sind auch Wähler. Das hat Rehmet erkannt und sein Baller-Plakat im Internet über Facebook verbreitet – in einer Gruppe namens „Waffenlobby“. Bisher habe er nur positive Rückmeldungen. „Man könnte sagen, dass ich von einer Welle der Begeisterung überrollt worden bin“, sagt der Harley-Fan, der auf dem aussichtslosen Listenplatz 9 antritt.

Rehmet hatte zwar keine Chance, aber er nutzte sie. Recht schnell wurde er bundesweit bekannt, weil beispielsweise die Satiresendung Extra3 am 18.09.2013 über sein Baller-Thema berichtete.
Nach dem Motto „es gibt keine schlechte Publicity“ genoss der FDP-Hintermann alle Aktionen, die ihm Aufmerksamkeit verschafften.

Eine makabre Aktion überschattet den Bundestagswahlkampf in Erfurt. Ein gefälschtes Wahlplakat mit Logo und Farben der FDP und dem Spruch "Schießsport ist Freiheit" hing direkt vor dem Gutenberg-Gymnasium. An der Erfurter Schule hatte vor 11 Jahren ein Amokläufer 16 Schüler und Lehrer sowie schließlich sich selbst mit Schusswaffen getötet.
[……]  Der Plakatfälscher hatte dabei eine Parole aufgegriffen, die Roland Rehmet, der Bundestagskandidat der FDP in Hamburg, tatsächlich für seine Wahlwerbung benutzt. Auf dem in Erfurt aufgehängten Machwerk waren darüber hinaus Schussgeräusche und Schmerzensschreie schriftlich nachgeahmt.
Das Plakat wurde noch Dienstagvormittag entfernt und von der Kriminalpolizei sichergestellt. Gegen den Fälscher sei sofort Strafanzeige erstattet worden, teilte Florian Hartjen, der Direktkandidat der FDP für Erfurt mit. Üble Nachrede oder gar Verleumdung wirft Thomas Kemmerich, Vorsitzender des FDP-Stadtverbandes, dem illegalen Plakatkleber vor.  [….]

Im Bundestagswahlkreis 193 Erfurt - Weimar - Weimarer Land II holte die FDP am 22.09.2013 stolze 1,2%. Gut gemacht Rehmet.

Viele Menschen, zu ihnen gehöre ich auch, verstehen nicht wozu Menschen in ihrer Freizeit mit Waffen rumballern dürfen.
Rehmert genierte sich hingegen gar nicht und präsentierte in den sozialen Medien immer wieder stolz sein Können:


Die Hoffnung keimt: Glock 17 aus 25 Meter. — hier: Sporthalle Alsterdorf.


Kreismeister 2013 2.55

Offensiv diskutierte und diffamierte er auf Facebook.

Roland Rehmet, 27. August 2013:
Die FDP ist die einzige wählbare Partei in Deutschland, die ernsthaft für Datenschutz, Bürgerrechte und die freie Entfaltung der Persönlichkeit eintritt. Im Wahlprogramm ist ebenso das klare Bekenntnis zum privaten Waffenbesitz zu finden. Dieses Thema greife ich mit meinem Internet-Wahlplakat auf. Am 22.09.2013 FDP wählen!

Götz Loudercreek:
 Schön dass endlich mal jemand den Schießsport als das darstellt was es ist: ein Hobby für verantwortungsvolle Menschen aus unserer Mitte!
Keine Spinner, keine Psychos, keine potentiellen Amokläufer...
Meine Stimme haben Sie, Herr Rehmet - und 2.000.000 Sportschützen werden genau überlegen wo sie ihr Kreuz machen.
@ FDP-Führung: steht mal hinter diesem Mann, ER holt die Stimmen, nicht ihr da oben!

Uwe Becker, 19. September 2013:
 Ich will auch mal schießen. Mein Lehrer nervt voll, der Arsch. Ich würde euch wählen, bin aber erst 16,9

Roland Rehmet:
 Lieber Uwe Becker, lern erst einmal was vernünftiges, bevor Du Jungspund hier unqualifiziert herumquakst! Vielleicht wirst Du dann auch irgendwann mal 18. Vorerst: setzen, 6! Viele Grüße, Roland Rehmet

Roland Rehmet, 20. September 2013:
 Schießsport ist Therapie! (Aber bitte Schluß hier mit Gebrechen. Der Sozialdienst kann Euch zu den Urnen bringen. Ich meine die Wahlurnen!)

Chris Er Exzessiver:
 Gebrauch von Schusswaffen scheint sich wirklich nachteilig auf die Intelligenz auszuwirken. In welchem Kontext das wiederum mit einer Mitgliedschaft bei der FDP steht möchte ich hier nicht beantworten. Das müsste man mal untersuchen

Roland Rehmet, 21. September 2013:
 Ich mag alles, was Krach macht: Schießen, Motorrad, Aufsitzrasenmäher mit 150 PS, Zwiebeln essen etc. Schließlich bin ich Diplom-Chemiker. Es liegt in meiner Natur, ob intelligent oder nicht. Viele Grüße, Roland Rehmet

Mich hatte er aber immer noch nicht überzeugt. Ich kann nicht einsehen, wieso Menschen mit tödlichen Waffen spielen dürfen.

Bis heute.

Da wurde mir klar, daß Waffen auch Vorteile haben – wenn sie in den richtigen Händen sind.

FDP-Politiker Roland Rehmet erschießt sich
[…]  Dr. Roland Rehmet (48) war 2013 Bundestagskandidat der Hamburger FDP, Vorsitzender der Altonaer Schützengilde von 1639 und Aktivist für Väter-Rechte: Nun hat sich der Sportschütze mit einem großkalibrigen Revolver in seiner Eidelstedter Wohnung erschossen. […]  Als die Polizei die kleine Wohnung des Chemikers öffnete, fand sie den Toten. Unweit der Leiche lag die Waffe, mit der sich Rehmet erschossen hatte – ein Smith & Wesson-Revolver, Kaliber 357 Magnum, sowie ein blaues Weihnachtsmannkostüm.
Darin trat der FDP-Politiker als „Blauer Weihnachtsmann“ bei Mahnwachen oder Infoständen auf. […] 


Immerhin einer hält die Möllemannschen Traditionen in der FDP aufrecht.

8 Kommentare:

  1. Griff ins Klo! Mindestens Petra Kelly hat keinen Selbstmord begangen. Sie wurde im Schlaf von ihrem damaligen Partner erschossen! Das es sich um einen abgesprochenen, gemeinschaftlich begangenem Suizid handelte, muss sehr bezweifelt werden. Es gibt dafür keinen Hinweis, wie Abschiedsbrief oder etwas Vergleichbares.

    "Da wurde mir klar, daß Waffen auch Vorteile haben – wenn sie in den richtigen Händen sind."

    Diese Äußerung empfinde ich in so einem Zusamenhang als äußerst geschmacklos und unangemessen. Es handelt sich immerhin um den Freitod eines Menschen. Seine Parteizugehörigkeit und sein Auftreten, sind da irrelevant. Das ist für sich gesehen eine Tragödie.

    AntwortenLöschen
  2. Ju, war hart formuliert.
    Ist mir klar.
    Aber wenn jemand, der sich DERMASSEN FÜR SCHUSSWAFFEN EINSETZT, sich bald anschließend in den Kopf schießt, muß man auch mal eine Spruch dazu bringen können.


    Kelly-Bastian nehme ich in diesem einen Satz mal als Einheit. Definitiv hat sich ja das Paar umgebracht.


    LGT

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das ist ja kein 'Spruch', wenn man sein Wohlwollen über den Selbstmord eines Menschen äußert. Mag ja sein, dass Rehmet ein Rollenbild pflegte, dass ein fragwürdiges Klischee bedient. Mag auch sein, dass einem sein Selbstmord unsinnig erscheint. Er konnte offenbar nicht verkraften, dass seine Ehe scheiterte. Es ist denkbar, dass ihm gewahr wurde, dass er seine Beschützerrolle nicht weiter wird ausfüllen dürfen und an dem Gedanken zerbrach, dass seine Tochter schutzlos in einer Welt voller Irrer wird aufwachsen müssen. Vielleicht sah er sich als Versager, weil ihm irgendwann klar wurde, dass er ein Leben führte, welches mit seiner Selbstwahrnehmung unvereinbar war. Wir wissen es nicht.

      Was wir aber wissen, ist, dass er auch anders hätte reagieren können. Es gibt Menschen, die in solchen Situationen einen erweiterten Selbstmord begehen und sowohl seine Frau, als auch seine Tochter mit in den Tod nehmen. Gleiches aber tat Rehmet nicht.

      Er traf eine einsame und zutiefst tragische aber persönliche Entscheidung. Auch wenn man ihn und seine Ansichten nicht mochte, sollte man doch so viel Anstand besitzen, ihn nicht nachträglich mit Spott und Häme zu belegen. Er selbst kann sich nicht mehr gegen Ihre Angriffe wehren. Schon darum ist es geboten, mit angemessenem Respekt über seine Selbsttötung zu berichten.

      Denken Sie an Kreuz.net und den Schmähartikel zum Tod von Dirk Bach. Auch Sie haben hier eine Grenze überschritten, die man einfach nicht überschreitet. Ich werde mich an geeigneter Stelle über Sie beschweren.

      Löschen
  3. Das stimmt nicht. Das mit Petra Kelly war Mord und kein Freitod.

    Aber überhaupt einen Artikel über den Freitod eines Menschen zu verfassen, so aufzubauen und den Freitod dann abschließend gutzuheißen, ist einfach unmöglich.

    AntwortenLöschen
  4. @ Anonym 1:

    Also, ich finde, daß ich mich eigentlich nicht besonders mit „Häme und Spott“ hervortat.

    Hämisch war Rehmet, der trotz all der Amokläufe weltweit und in Deutschland offensiv für Waffenbesitz und Pistolengebrauch warb.
    Unter anderem höchst öffentlich in der Facebook-Gruppe „Waffenlobby“

    https://www.facebook.com/groups/waffenlobby/

    Wer auf diese Art tagtäglich hämisch den Opfern und Angehörigen der Amokläufe ins Gesicht springt, hat ähnlich wie ein Schwuler, der sich für homophobe Gesetze stark macht, keinen Anspruch auf die Wahrung seiner Privatsphäre diesbezüglich.
    Haben Sie sich mal überlegt wie brutal und abartig so ein Waffennarr Rehmet beispielsweise auf die Eltern der in Winnenden Getöteten Kinder wirken muß? Sie alle Kämpfen für Waffenverbote und ein FDP-Mann macht sich gewissermaßen lustig über sie, indem er auf Schießständen, mit Zielscheiben und Schützentrophäen posiert?
    Das ist der eigentliche Skandal.

    Im Übrigen halte ich Selbstmorde generell nicht für tragisch, schon gar nicht für „zutiefst tragisch“-
    Das ist ein vollkommen falsches Bild von einer persönlichen und freiheitlichen Entscheidung.
    Wer das a posteriori als Tragödie darstellt, diffamiert damit die Entscheidung des Suizidalen.
    DAS ist respektlos.

    Ich hoffe doch sehr, daß ich dereinst die Kraft zu einem Suizid haben werde, bevor ich so krank und hinfällig bin, daß ich meine Selbstständigkeit aufgeben muß.

    Meines Erachtens gebietet es der Respekt vor einem Toten seine Motive zu achten und zu akzeptieren und nicht etwa spekulativ zu verniedlichen oder zu romatisieren, so wie Sie das hier tun:

    „Es ist denkbar, dass ihm gewahr wurde, dass er seine Beschützerrolle nicht weiter wird ausfüllen dürfen und an dem Gedanken zerbrach, dass seine Tochter schutzlos in einer Welt voller Irrer wird aufwachsen müssen.“

    Darüber können Sie gar nichts wissen und sollten nun nicht auch noch Dritte ins Licht der Öffentlichkeit zerren.

    Ich hatte wohlweislich NICHT die Familie erwähnt, sondern lediglich den POLITIKER Rehmet beschrieben.


    @ Anonym2:

    Ich hatte bereits eingeräumt, daß der Name Kelly zumindest mit Anführungsstrichen zu versehen ist.

    Gemeint war der Suizid bieder, gewissermaßen als Paar.
    Ich hatte mich damals sehr genau mit dem Thema befasst und sehr viel darüber gelesen.
    Daß Bastian Kelly gegen ihren Willen umbrachte, daß es sich also um einen Mord handelte, so wie Sie es jetzt darstellen, ist zumindest unsicher.
    Ich neige eher zu einer anderen Auslegung.

    LGT

    AntwortenLöschen
  5. @ Anonym - in sieben Jahren, die ich schon täglich einen Artikel schreibe, habe ich erst zwei oder drei Kommentare gelöscht und möchte dieses Mittel auch so selten wie möglich einsetzen

    Leider mußte ich bei Ihrem letzten Kommentar auch so verfahren, da Sie meiner Ansicht nach Beleidigungen weit unter der Gürtellinie niederschrieben.

    LGT

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Welcher Satz hat Sie denn beleidigt? Der, in dem ich darlegte, dass Sie sich mit Petra Kelly nicht auseinander gesetzt haben können? Denn es war bekannt, dass sie sich panisch vor der Ermordung fürchtete. Auch war bekannt, dass sie sich bon Bastian trennen wollte. Beide Informationen müssen ihnen unbekannt gewesen sein. Denn Sie stufen den Tod Kellys immer noch als Suizid ein. Dabei war das ein erweiterter Suizid Bastians. Er tötete Kelly ohne ihr Einverständnis. Und das ist Mord.

      Diese Informationen kann man nachlesen. Wenn Sie dennoch behaupten, Kelly habe Selbstmord begangen, machen Sie sich doch selbst lächerlich.

      Und zum Artikelinhalt ist alles gesagt. Mit Ihren Ausführungen zeigen Sie ja, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. ;)

      Löschen
  6. Es geht nicht um inhaltliche Dinge.

    Darüber kann, darf und soll man immer diskutieren.
    Es ging natürlich um Ihre perfiden persönlichen Anfeindungen.

    Sie sollten sich schämen.

    Damit fangen Sie ja auch schon wieder an:

    "machen Sie sich doch selbst lächerlich. Und zum Artikelinhalt ist alles gesagt. Mit Ihren Ausführungen zeigen Sie ja, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. "

    Auf so ein Niveau werde ich mich nicht hinuterziehen lassen und die nächsten Beleidigungen dieser Art wieder löschen!

    Was Kelly betrifft - und das war nun wirklich NICHT Gegenstand meines Postings - so bleibe ich dabei, daß die Todesumstände ungeklärt sind und auch vieles für einen Doppelsuizid spricht.

    Ihr Behauptung, es wäre Mord, ist nur eine Behauptung.
    Völlig unbewiesen.

    AntwortenLöschen

Feedback an Tammox