Donnerstag, 5. September 2013

Outing




Dieses grauenhafte Merkel-Steinbrück-Düllchen hatte immerhin ein Gutes. Während ich mich über Raab gruselte, ist mir eingefallen, daß ich bei der letzten Bundestagswahl immer diesen „TV-Total-Erstwähler-Check“ angesehen  habe.


Das war immer sehr lustig – wenn auch sicher nicht repräsentativ. Aber man wird auch 2013 wieder mit Straßenumfragen zugemüllt, in denen desinteressierte Doofe ungeniert in die Kamera grinsen, erklären von Politik nichts zu verstehen  und dann doch ihre irrelevanten Meinungen in das MoPo-Mikro plappern.
Man ahnt ja gar nicht wie verblödet Menschen sein können. Demokratie kann so nicht funktionieren.




Aber das nur am Rande.
Nun könnte man hoffen, daß die sogenannten „Promis“ ein bißchen besser informiert sind und insofern eine Vorbildfunktion einnehmen, für die Wahl und für eine Partei zu werben.
Die allermeisten Personen, die man „aus Film, Funk und Fernsehen“ kennt, hüten sich aber davor ihre politischen Vorlieben bekannt zu machen.
Sie scheinen also entweder Angst davor zu haben politisch Andersdenkende zu verprellen, oder aber sie sind auch nicht gebildeter als die TV-Total-Erstwähler und fürchten sich zu blamieren.
Das ist erbärmlich! In Zeiten von politischer Apathie und einer partiell fragilen Demokratie sollte jeder seine Prominenz nutzen, um auf die Wichtigkeit von Wahlen hinzuweisen.
Ich habe schon immer hochaufmerksam verfolgt, ob sich „Star“ parteipolitisch äußert.
Für den Konsumenten politischer Informationen ist das auch nicht unwichtig zu wissen, wo die Berühmten zu verorten sind.
Ich erinnere mich an ein Talkshow zur Zeit der rot-roten Koalition in Sachsen-Anhalt unter Ministerpräsident Höppner (auch einer von den Guten). Eingeladen war unter anderem Tagesschau-Sprecherin Susanne Daubner, die regelrecht in Wut geriet und sich als strammer CDU-Fan zu erkennen gab.
So etwas möchte ich doch als Tagesschau-Gucker gerne wissen.
Nun ja, vielleicht spreche ich auch von einem hohen Ross aus.
Im politischen Links-Rechts-Schema gibt es eine Bildungskorrelation. Je intellektueller, desto linker.
Es hat Tradition, daß die SPD von Künstlern, Schriftstellern und Wissenschaftlern unterstützt wird, während die CDU ihre Promis eher unter Fußballern, Schlagerstars und Halbseidenen Typen findet.
Ganz ohne Ironie bekunde ich durchaus Respekt mit den „schwarzen Fans“, die seit Jahrzehnten für die CDU und CSU Werbung machen. Viel mehr Menschen sollten sich outen.
Glücklicherweise geriet ich noch nie in einen Gewissenskonflikt in dem Sinne, daß ich für einen CDU-Fan schwärmte.
Die CDU-Unterstützer fand ich bisher durch die Bank weg charakterlich abstoßend.
Zeit endlich ein paar Namen zu nennen.

Heiner Lauterbach
Uschi Glas

Schauspielerin Uschi Glas (69) gerät regelrecht ins Schwärmen: „Wenn ich an Angela Merkel denke, fallen mir spontan Begriffe ein wie: Bescheidenheit, Besonnenheit, Bestimmtheit, Charme und Verschmitztheit. Ich finde es großartig, wie sich Angela Merkel hier in unserem Land, in Europa und in der ganzen Welt präsentiert.“
(Focus 19.08.13)

Udo Walz
Dieter-Thomas Heck
Regina Halmich
Roberto Blanko
Wolfgang Joop
Heike Drechsler
Marianne und Michael
Michael Stich
Sascha Hehn
Gaby Hauptmann
Otto Rehakel
Dagmar Berghoff

Es fällt auf, daß es sich bei all den Genannten um besondere Blitzbirnen handelt, deren Wahlentscheidung nicht wundert.

Die SPD hat ganz andere Kaliber auf ihrer Seite.

Lisa Fitz
Walter Sittler
Günter Grass
Gesine Schwan
Jürgen Habermas
Eva Menasse
Silvia Bovenschen
Ulrich Beck
Ulrich Matthes
Thomas Quasthoff
Senta Berger
Renan Demirkan
Maren Kroymann
Sten Nadolny
Leonie Ossowski
Tammox

Die ZEIT befragt in ihrer aktuellen Ausgabe 48 Intellektuelle nach ihren Wahlabsichten.
Von ihnen geben beschämende 60% keine parteipolitischen Angaben.
Es finden sich aber immerhin zwei intelligente CDU-Freunde:

Martin Walser und Wolf Biermann.
Also beides Denker, die durchaus mal sehr Gutes geschrieben haben, aber seit Jahren offensichtlich dem Wahnsinn anheimgefallen sind und nun gerne mal kriegslüstern oder antisemitisch daher reden.
Da stimmt das Bild dann wieder.




Martin Walser