Samstag, 13. Juli 2013

Spaß am Samstag



Blogger sind die Prototypen des „netzaffinen“ Menschen. 
Vermutlich müßte ich deswegen auch viel mehr NERD-Themen in den Vordergrund rücken. Dinge, die die „Netzgemeinde“ interessieren. Heiße Diskussionen, welche die „Internetcommunity“ elektrisieren.

Das tue ich allerdings nicht. Und zwar aus einem Grund: Diese Begriffe wie „netzaffin“ oder „Webcommunity“ sind bullshit.

Zig Millionen Deutsche sind online, Facebook hat über eine Milliarde User. Das sollen alles meine  Internet-Buddies sein? Ich bilde ja auch keine Interessen- oder Freundesgruppe mit allen Homo Sapiens, die Auto fahren oder Musik hören.
Das sind viel zu allgemeine Beschreibungen. 

Jeder Depp hat einen Führerschein und jeder Depp hat Internetzugang. Deswegen habe ich aber noch keinerlei Gemeinsamkeiten mit ihnen.
Ich besitze seit 1988 ein eigenes Auto und fahre beinahe täglich damit. Das macht mich aber noch lange nicht zum KFZ-Mechaniker oder ADAC-Fan. Ich habe auch noch nie ein Formel1-Rennen gesehen, weil mich der Mist einfach nicht interessiert.
Ich kann mein Auto sicher und zügig fahren, so daß ich von A nach B komme. Darüber hinaus weiß ich wie man tankt und den Reifendruck nachguckt. Beim Scheibenwischerwasser warte ich aber schon lieber auf die Inspektion.
 Bei anderen Autos kann ich über die Farben urteilen (diese neue Mode mit dem extrem matten schwarz finde ich ganz geil) und natürlich die Form bewerten (der Kia Pro Ceed ist ganz schön). Aber das war es dann auch.

Ähnlich verhält es sich mit „dem Internet“.
Ich bin durchaus in der Lage einen Computer zu „nutzen“. Mit so einem Laptop verstehe ich es ausgezeichnet zu kommunizieren und Informationen zu finden.
Das bedeutet aber noch lange nicht, daß ich irgendwas von Laptops verstehe. Ich kann weder so ein Ding bauen, noch kann ich es beurteilen.
Es interessiert mich auch schlicht und ergreifend nicht. Genauso wenig wie Smartphones, iPods, Navis oder Digitalkameras.
Ja, ich bewege mich seit zehn Jahren in Blogs und Internetforen, aber deswegen bin ich doch kein IT-Fachmann.
 Ich verstehe absolut nichts von Programmieren, habe in meinem ganzen Leben noch kein einziges Computerspiel gemacht und verspüre auch nicht den geringsten Drang zu googeln was eine „x-box“ oder ein „Wii-Spiel“ sein mag.

Mit anderen Bloggern oder Facebookern bilde ich genauso wenig eine „community“, wie ich mit Amerikanern oder Rechtshändern eine „community“ bilde.
Wenn sich Piraten oder „Chaos-Computer-Club“-Nerds treffen, erscheint mir deren Slang genauso rätselerregend, wie Fachsimpeleien über Pömps-Hersteller.

Nur weil ich einen Computer nutze, habe ich noch lange kein Sascha-Lobo-Poster über meinem Bett hängen und imitiere auch nicht die Mode von Marc Zuckerberg.

Eins der ganz wenigen Computer-Dinge, die ich aus BITTERER eigener Erfahrung weiß, ist die Tatsache, daß das Betriebssystem Windows 8 (zumindest für herkömmliche Computer ohne touchscreen) der letzte Mist ist.
Extrem Benutzer-unfreundlich. Noch nie hatte ich mit einem neuen Betriebssystem derartige Probleme und noch nie habe ich mich so über diesen Riesenkonzern Microsoft geärgert, weil er einem so ein nerdiges System aufzwingt.
 (Was ein „Nerd“ ist, weiß ich übrigens auch nicht so genau. Ich meine damit in diesem Fall, daß W8 ein System ist, daß Fachidioten offenbar für Fachidioten entwickelt haben, ohne vorher zu testen, ob die Oma von nebenan, die nur Emails verschicken will und Nachrichten lesen möchte, damit überhaupt zurecht kommen kann.)
Und ich Depp dachte immer, daß Betriebssysteme im Laufe der Zeit weniger fehleranfällig und benutzerfreundlicher werden. Ha. Weit gefehlt.
Durch einen Zufall gehörte ich zu den ersten überhaupt, die in Deutschland mit W8 arbeiten mußten und zweifelte schon an meinem Verstand, als ich nach drei Wochen immer noch nicht damit umgehen konnte.
Da ist es schon eine gewisse Beruhigung gewesen, daß nach einigen Monaten mehr und mehr Artikel erschienen, die W8 allesamt in Bausch und Bogen als Fehlkonstruktion verdammten. Microsoft soll sogar für eine Computerabsatzkrise verantwortlich sein, weil keiner mehr Laptops mit diesem System kaufen soll. Demnächst gibt es ein großes kostenloses „Update“ von MS, mit dem dann auch Nicht-Nerds wieder ihren Computer verstehen sollen.
Ich bleibe skeptisch. Offenbar wünschten sich die Leute alle wieder einen START-Button, damit man den Computer wieder wie früher runterfahren kann.
Na ja. Daß der abgeschafft wurde, halte ich zwar auch für idiotisch, aber wie man das verdammte Ding auch ohne diesen Knopf ausmacht, gehört zu den Dingen, die man am schnellsten lernt. Das wäre jetzt nicht mein Hauptproblem gewesen.
Aber ich will nicht in die Betriebssystem-Diskussion einsteigen, weil ich mich damit nur blamiere. 
Es sagen sowieso alle "Dau"s das Gleiche: Die Betriebssysteme sind alternierend gut. 
W98, XP und W7 mag jeder und die anschließend entstandenen „Millennium“, VISTA und W8 hasst jeder.
Eine Aussage, der ich mich im Großen und Ganzen anschließe. Allerdings hatte ich mit VISTA kaum Probleme. Gegen W8 ist VISTA noch pures Gold.

Eine andere unqualifizierte Aussage, die ich „gefühlsmäßig“ sofort unterschreiben würde, ist die Ansicht, daß der Microsoft-Konzern generell höchst unsympathisch ist und die von ihm abhängigen Konsumenten systematisch ausquetscht, indem er ihnen alternativlos immer neue und teure Programme aufzwingt.
 (z.B. OFFICE! Die neueste Version muß man jetzt mieten! Kostet 99 Euro und läuft dann nur genau ein Jahr! Ich glaube, es hackt!)
Soweit folge ich also dem Mainstream: MS ist scheiße.

Daß der Konzern seiner User betrügt und Geheimdienste mit sensiblen Daten versorgt, passt also nur zu gut ins Bild.

Neue Enthüllungen im NSA-Skandal: Edward Snowden soll dem "Guardian" Informationen zugespielt haben die belegen, dass Microsoft intensiv mit den US-Geheimdiensten kooperiert.

Dem Bericht zufolge geht aus den Unterlagen hervor, dass das durch "Prism" gesammelte Material routinemäßig an das FBI und den US-Auslandsgeheimdienst CIA ging.   Hatten Microsoft, Apple, Facebook, Google & Co. bisher den Eindruck erweckt, eine Zusammenarbeit mit den US-Behörden beschränke sich auf das Nötigste, wirft Snowdens Bericht nun ein anderes Licht auf die Internet-Giganten.

So sollen die Informationen von Snowden belegen, dass Microsoft seit drei Jahren intensiv mit US-Geheimdiensten zusammenarbeitet. Der Konzern soll der NSA geholfen haben, die konzerneigene Verschlüsselungstechnik zu umgehen. Dem bericht zufolge hat sich dieses Vorgehen nicht auf die Web-Chats beschränkt haben: Die NSA soll auch Zugang zu E-Mails auf Outlook.com und Hotmail gehabt haben. Auch der Internettelefoniedienst Skype geriet demnach ins Visier der NSA. Die Firma ermöglichte laut "Guardian" den Geheimdiensten, owohl Video- als auch Audio-Unterhaltungen mitzuschneiden.
Ein echter Brüller ist angesichts dieser Erkenntnisse der aktuelle Microsoft-Werbeslogan.
Der Spaß am Samstag:
'Ihre Privatsphäre ist unsere Priorität.' (Your Privacy is our Priority)
Der Joke ist doch echt gut, oder?
Microsoft hat den US-Geheimdiensten offenbar bereitwillig erklärt, wie sie sich bei Skypern und Chattern einklinken können

Es war ein griffiger Slogan. Einer, der Vertrauen schaffen sollte. Einer, der nun klingt wie blanker Hohn. 'Ihre Privatsphäre ist unsere Priorität.' Mit diesem Satz wirbt Microsoft seit wenigen Wochen. Doch wenn es stimmt, was der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden behauptet, dann setzt der Softwarekonzern ganz andere Prioritäten. Dann ist es ihm in den vergangenen drei Jahren wohl doch wichtiger gewesen, sich als williger Gehilfe des amerikanischen Geheimdienstes NSA zu erweisen als seine Kundschaft vor allzu neugierigen Blicken abzuschirmen.

[…] Microsoft ist vor allem für seine Computerprogramme bekannt. Für Windows, Word oder Excel. Doch der US-Konzern bietet auch einige Internetdienste an: die E-Mail-Adressen mit der Endung outlook. com beispielsweise, bis vor Kurzem noch unter dem Namen hotmail.com; den kostenlosen Internettelefondienst Skype, den der Konzern im Mai 2011 für acht Milliarden Dollar gekauft hat; und schließlich auch den Speicherdienst Sky Drive, bei dem man Fotos und andere Dokumente hinterlegen und dann von überall aus zugreifen kann. Damit ist Microsoft für die Geheimdienste von ähnlichem Interesse wie Apple, Facebook oder Google. Denn wann immer man einen dieser Anbieter nutzt, um eine E-Mail zu senden oder mit den Freunden zu chatten, läuft dies über die Server der Unternehmen in den USA. Und dort können die Behörden sich dann, eine entsprechende Anordnung vorausgesetzt, nach Einzelheiten erkundigen.

[…] Laut den Dokumenten, die Snowden dem Guardian zugespielt hat, sei die NSA im vergangenen Sommer besorgt gewesen, dass Microsoft plane, seinen Chatdienst im Internet zu verschlüsseln. Innerhalb von fünf Monaten hätten Microsoft und das FBI aber eine Lösung gefunden, die es der NSA erlaube, diese Verschlüsselung zu umgehen.

Im Visier der NSA stand auch Skype. Der Dienst, den mehr als 660 Millionen Menschen weltweit nutzen, verschlüsselt die Sprach- und Videoanrufe. Die nun veröffentlichten Dokumente zeigen allerdings, dass der Einzelne davon wenig hat: So habe die NSA seit Juli 2012 einen kompletten Zugang zu dem Dienst gehabt. Davor konnte der Geheimdienst lediglich den Ton mitschneiden, danach 'bekamen sie ein komplettes Bild', wie es in dem Bericht heißt.
(Varinia Bernau, SZ vom 13.07.2013)