Donnerstag, 4. Juli 2013

Der Fehlgriff



Einer der größten Späße, die sich der christliche Homo Sapiens erlaubt hat, ist es sich selbst als „Krone der Schöpfung“ anzusehen.
Wenn es denn so wäre, daß Gott die Arten geschöpft hätte, ist es schon sehr erbärmlich, daß eine derart destruktive und sadistische Spezies sein Meisterstück gewesen sein soll!
Also wenn DAS Gottes „Krone der Schöpfung“ sein soll, die sich „die Erde untertan machen“ soll, dann sollte man dem Typen keinesfalls weitere Planeten zum Einrichten anvertrauen.

Homo Sapiens ist doch ein triebgesteuertes Monstrum, das so egozentriert auf seine eigenen Körperfunktionen ist, daß es unablässig mit fressen, ficken und scheißen beschäftigt ist. Neben diesen erbärmlich banalen Tätigkeiten ist der Mensch stets noch bemüht die anderen Spezies auszurotten und seine Umwelt in eine gigantische Müllhalde zu verwandeln.

Homo demens ist dabei auch noch so verblödet und wenig selbstreflektiert, daß er sich auch noch selbst das Leben versaut, indem er jeden Tag 100.000 Individuen der eigenen Sorte an Hunger verrecken läßt, sich gegenseitig mit Kriegen überzieht und mittels Radioaktivität und Chemischen Abfällen permanent neue Krankheiten entwickelt.

Die ganze Doofheit des Menschen zeigt sich eigentlich am besten daran, daß er sich Religionen ausdenkt, in denen allmächtige Götter Homo Sapiens „nach seinem Ebenbild“ geformt haben und ihn damit zum „Herrn über alle anderen Tiere“ erhoben hätte.
Was für eine dümmliche Egomanie.

Der allmächtige Schöpfer des Universums, inklusive aller Sternensysteme und Planeten, soll so aussehen wie ein Mensch und diesen als das Nonplusultra entwickelt haben.
So ein Märchen kann man sich nur ausdenken, wenn man das Vakuum zwischen den Ohren mit Egomanie kompensiert.

Eine der abstoßendsten Eigenschaften des Menschen ist die seit Jahrtausenden selbstverständliche Praxis sich gegenseitig zu versklaven.
Daß ein Homo Sapiens einen anderen Homo Sapiens komplett entrechten, ausnutzen und auf jede erdenkliche Art quälen darf, wurde über Äonen nicht in Frage gestellt. 
Gott selbst wollte es schließlich so.
Dies versicherten Kleriker seit Tausenden Jahren.

Der Pakt zwischen Adel und Klerus - „du hältst sie dumm; ich halt sie arm!“ - scheint langfristig zu wirken.
Das Christentum lehrt schließlich ganz eindeutig sich nicht aufzulehnen.

Mit dem Auftauchen Jesu und dem Neuen Testament, war die Richtschnur gefunden.
Gott will, daß Sklaven und Diener und Leibeigene und andere Rechtlose willig und ohne aufzumucken ihren Besitzern dienen - und wer sich Gott widersetzt, kommt in die Hölle.
Simple as that.

5 Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern und mit aufrichtigem Herzen, als wäre es Christus. 6 Arbeitet nicht nur, um euch bei den Menschen einzuschmeicheln und ihnen zu gefallen, sondern erfüllt als Sklaven Christi von Herzen den Willen Gottes! 7 Dient freudig, als dientet ihr dem Herrn und nicht den Menschen. 8 Denn ihr wisst, dass jeder, der etwas Gutes tut, es vom Herrn zurückerhalten wird, ob er ein Sklave ist oder ein freier Mann. 9 Ihr Herren, handelt in gleicher Weise gegen eure Sklaven! Droht ihnen nicht! Denn ihr wisst, dass ihr im Himmel einen gemeinsamen Herrn habt. Bei ihm gibt es kein Ansehen der Person.
(Brief an die Epheser, Kapitel 6)

Aufmüpfig war erst der extrem antisemitische christliche Gelehrte Martin Luther, der sich dermaßen mit seiner klerikalen Obrigkeit anlegte, daß es zum Schisma kam.

Die daraufhin anbrechenden Bauernaufstände gegen ihre Herren, schockierten den Kirchenmann allerdings.
Ja, er nahm sich das Recht gegen den Vatikan zu opponieren.
Daß aber völlig rechtlose Leibeigene auch anfingen gegen ihre weltlichen Herren zu rebellieren, stand auf einem ganz anderen Blatt und so lehrte insbesondere die protestantische Kirche unbedingten Gehorsam gegen jede Obrigkeit.
Die christliche Lehre funktioniert genau so: Alle Macht den Oberen und halte die Armen mit dem Argument ruhig, ihr Schicksal sei gottgewollt und die Erlösung käme dann im Jenseits.

Das Diesseits für die Herrscher, das Jenseits für die Beherrschten.

Diese besondere soziale Auffassung haben die Kirchen nie wirklich überwunden.
Sie unterwarfen sich willig einem Reichskanzler Hitler - schließlich sei er der „rechtmäßig gewählte Führer“ (ein Argument, das man auf Kreuznet lesen kann, wenn es darum geht, weshalb die Kirche nichts gegen die Nazis unternommen habe).
Aber auch nach dem WK-II und der UN-Menschenrechtscharta, blieben die Großkirchen fest an der Seite der Herrschenden - sei es beim faschistischem Mörder General Franco in Spanien, oder bei den verschiedenen südamerikanischen Diktatoren.

Es ist keine Hundert Jahre her, daß man hier bei mir vor der Tür in Hamburg entrechtete Menschen in Käfige sperrte und anglotze.

Gerne wurden „Schau-Neger“ auf Jahrmärkten gezeigt. Carl Hagenbeck ließ für seinen Zoo in Hamburg allerlei „wilde Afrikaner“ einfangen und zeigte sie den höchst interessierten Hanseaten in seiner „Völkerschau“.
Den christlichen Besuchern kam es gar nicht in den Sinn, daß es irgendwie unmoralisch sein könnte, neben Löwen und Antilopen auch Hottentotten und Zulus in Käfigen zu zeigen.
Die Körperlichkeit der vielen afrikanischen Völkerschauen in Deutschland faszinierte insbesondere die Frauen in Deutschland - hatten sie doch in der Regel noch nie nackte Männer gesehen.

Blütezeit der Völkerschauen in Europa war zwischen 1870 und 1940. Allein in Deutschland wurden in dieser Zeit über 300 außereuropäische Menschengruppen vorgeführt. Teilweise lebten in diesen „anthropologisch-zoologischen Ausstellungen“ gleichzeitig über 100 Menschen. (Wiki)

Tatsächlich konnten die in Hamburg gefangenen Afrikaner noch von Glück reden. Es war nämlich durchaus auch üblich „Neger“ aus praktischen Erwägungen auszustopfen oder des einfacheren Transports halber nur ihre Köpfe auszustellen.
Noch heute lagern in den Kellern der Berliner Charité kistenweise getrocknete Köpfe von Menschen aus allen Gegenden Afrikas.

Bei Sklaverei denken wir zuerst an die USA und den dazugehörigen Bürgerkrieg 1861 bis 1865, der das offizielle Ende der Sklaverei brachte.
Keineswegs aber hatten Menschen aller Rassen damit auch dieselben Rechte!
Die US-Army, die Deutschland von den Nazis befreite, erlaubte noch keine schwarzen Offiziere. Sie durften nur niedrigste Dienstgrade haben.
Als die Eltern von Barack Obama heirateten, war diese „Mischehe“ noch in vielen Staaten der USA illegal.
Sklaverei gibt es aber noch heute auf US-Territorium. Immer wieder werden Fälle bekannt, daß sich reiche Familien einen Teenager aus Haiti oder anderen Problemnationen als „Haussklaven“ halten.
Die vielen UN-Diplomaten in New York können mit ihren „Hausangestellten“ ebenfalls so umgehen wie sie wollen.
Manchmal werden spektakuläre Fälle bekannt; so zum Beispiel im Februar 2010, als Prinz Abdulasis bin Nasir al-Saud seinen „Diener“ in einem Londoner Hotel totschlug.
Während es für die Saudische Königsfamilie wichtig war zu verschleiern, daß  Abdulasis bin Nasir al-Saud schwul ist und seinen Diener als Sexsklaven einsetzte, wunderten sich westliche Augen über die Aufnahmen der Überwachungskamera, die zeigten, daß der Versklavte die Schläge völlig wehrlos über sich ergehen ließ. Er war es offenbar gewöhnt, daß sein Herrscher mit ihm tun kann, was er möchte.

Bei arabischen Potentaten sind als de facto Sklaven gehaltene „Angestellte“ genauso üblich, wie bei einigen Hongkonger oder Singapurer Milliardären. 
Am meisten Sklaverei gibt es groteskerweise heute in Afrika, dem Kontinent, der über so viele Jahrhunderte als Sklavenreservoir für die „zivilisierten Christen“ herhalten mußte. Hauptsächlich im Sudan, Mauretanien und im Niger gibt es immer noch traditionelle Formen des Menschenhandles. Nach UNICEF-Angaben sind gegenwärtig allein 200.000 Kinder verkauft worden.

Es dauert also durchaus mal länger bis sich Christen mit dem Gedanken anfreunden, daß Sklaverei nicht zeitgemäß ist. 
Immerhin fand Jesus selbst die Sklaverei keineswegs kritikwürdig.
Die Herrnhuter Brüdergemeine (oft auch: Unitas Fratrum), eine pietistische, überkonfessionelle Christengruppe brauchte bis ins Jahr 2013, um sich einzugestehen, daß der von ihr betriebene Sklavenhandel irgendwie nicht moralisch anständig war.

Die Unitas Fratrum, die sich im 16. Jahrhundert gründete, ist festes Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), beteiligt sich am Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und ist  assoziiertes Mitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die knapp eine Million Mitglieder haben sich inzwischen über die ganze Welt zerstreut und bilden überall fromme Gemeinden. 
Gerade mal 150 Jahre nach dem Ende der Sklaverei in Amerika, bittet nun auch die Unitas Fratrum um Entschuldigung. 
In der niederländischen Kolonie Surinam hatten die Herrnhuter Menschen versklavt und mit ihnen gehandelt. Natürlich immer streng nach den Regeln der Bibel!
Sorry, ey.
Ganz so schlimm war es allerdings nicht, denn so sind diese Typen immerhin zu Christen geworden.

»Wir müssen erkennen, dass unsere Missionsarbeit nicht dazu beigetragen hat, das menschenverachtende System der Sklaverei zu ändern oder aufzuheben«, sagt Frieder Vollprecht, Vorsitzender der Kirchenleitung der Brüder-Unität. »Ja unsere Kirche hat in Surinam selbst Sklaven besessen. Beschämt stehen wir vor diesem Aspekt unserer Geschichte und bitten die Nachfahren der zu Sklaven gemachten Schwestern und Brüder um Vergebung und Neuanfang.«

In einer Erklärung zum 1. Juli, dem Gedenktag an die Abschaffung der Sklaverei in Surinam vor 150 Jahren, bekennt die Kirchenleitung der Evangelischen Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine die belastende Vergangenheit ihrer Missionsarbeit. »Der Herrnhuter Missionsarbeit kommt das Verdienst zu, den zu Sklaven gemachten Männern und Frauen das Evangelium von Jesus Christus verkündigt und ihnen gleichzeitig Bildung und eine Verbesserung ihres Gesundheitswesens gebracht zu haben«, sagt Frieder Vollprecht, »aber sie war weder bereit noch im Stande, die Sklaverei grundsätzlich in Frage zu stellen.«

In der Erklärung, die am 30. Juni in den Sonntagsgottesdiensten aller Brüdergemeinen in Deutschland und den Niederlanden verlesen wurde, heißt es: »Die Geschichte der Sklaverei in Surinam prägt bis heute unsere gegenseitige Wahrnehmung und unser Selbstbild: In der Art wie wir miteinander umgehen sind Bilder von Höherwertigkeit und Minderwertigkeit noch lange nicht aus unserem Bewusstsein verschwunden. Jedes Wirtschaftssystem, das Menschen ihrer Freiheit, ihrer Würde und ihrer Rechte beraubt, wie es die Sklaverei getan hat, ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und mit dem biblischen Bild vom Menschen als Gottes Ebenbild unvereinbar. Aus diesem Grund beklagen wir die beschämende Weise, in der sich die Mission unserer Kirche in Surinam an der Sklaverei unkritisch beteiligt und sich dem darauf aufbauenden, menschenverachtenden System der Ausbeutung nicht klar und deutlich widersetzt hat.«