Mittwoch, 16. Januar 2013

Praktische Nächstenliebe



 Die „Caritas-Lüge“ oder „Caritas-Legende - so muß man es nennen, wenn offiziöse Christen sich der sozialen Wohltaten ihres Vereins rühmen.
Der Staat finanziert diese Einrichtungen zu weit über 90 %, wobei der Staat alleine für die römisch-katholische Caritas und das evangelische Diakonische Werk pro Jahr knapp 50.000.000.000 (50 Milliarden Euro) aufbringen muss. "Die Kirche gibt 2 % dazu"

Für konfessionelle Kindertagesstätten gaben der Staat und damit alle Steuerzahler 2009 insgesamt 3,9 Milliarden Euro aus. Die Finanzierungsregeln sind Sache der Länder, die sie unterschiedlich handhaben. In Hamburg oder Bayern werden christliche Kitas ohne Geld der Kirchen betrieben, in Nordrhein-Westfalen steuern sie zwölf Prozent zu den Etats „ihrer“ Kitas bei. Mehr ist es nicht. Aber die Kirchen werden nicht müde zu beteuern, dass sie die Kirchensteuer für die kirchlichen Krankenhäuser, Kindertagesstätten und weitere soziale Einrichtungen brauchen. Das glauben dann auch die wohlmeinenden Christen.

Das ist das Spannungsfeld: Die Kirche, die Kinder erzieht, Alte pflegt oder Kliniken betreibt. Der Staat, der diese Aufgaben den Kirchen überträgt. Die Mitarbeiter, für die ein besonderes, religiös gefärbtes Arbeitsrecht gilt, anders als für andere Arbeitnehmer. Die Öffentlichkeit, die für dieses Arbeitsrecht im 21. Jahrhundert kaum noch Verständnis hat.

[…]  Lange war es so, dass die Kirchen in ihren Kindergärten auch einen Großteil der Kosten selbst übernahmen. In Nordrhein-Westfalen etwa lag der Eigenanteil bis 1990 noch bei 36 Prozent. Dann argumentierten die Kirchen mit dem Rückgang der Kirchensteuereinnahmen. Im Jahr 2000 zahlten sie daraufhin nur noch zwanzig, 2008 noch zwölf Prozent. Und selbst die hat die Stadt Königswinter, wie viele andere Kommunen auch, inzwischen freiwillig übernommen.

"Wenn die Kirchen im Durchschnitt noch fünf Prozent Eigenmittel beisteuern, muss man schon froh sein", sagt Ursula Krickl vom Deutschen Städte- und Gemeindebund zum Thema christliche Kindergärten. Bei Altenheimen, Krankenhäusern, Schulen ist das nicht anders. Sogar ihre Wohlfahrtsverbände, Caritas und Diakonie, betreiben die Kirchen zu achtundneunzig Prozent mit dem Geld aller.

[…]  Der Staat kauft so nicht nur Dienstleistungen der Kirche, die seine eigenen Aufgaben erledigt, er bekommt zwangsläufig das besondere Arbeitsrecht mit dazu, das in der heutigen Zeit an seine Grenzen stößt. Wer nicht getauft ist, nicht gläubig, nach einer Scheidung verheiratet oder homosexuell, hat besonders bei der katholischen Kirche schlechte Karten.
 Was ist nun schlecht daran, daß Kirchen-Organisationen Krankenhäuser, Altenheime und Kitas betreiben?

Kirchen diskriminieren. 
Obwohl der Staat die Löhne bezahlt, werden nur Christen als Mitarbeiter zugelassen.
Diakonie und Caritas bestehen also auf ein „Juden unerwünscht, Moslems unerwünscht, Konfessionslose unerwünscht, Homosexuelle unerwünscht, Geschiedene unerwünscht, in wilder Ehe Lebende unerwünscht“ in ihren Personalabteilungen.

Wenn man bedenkt wie laut die Zentralräte der Muslime und Juden aufjaulten, als einige Menschenrechtler bei der Genitalverstümmelung auf die Kinderrechte hinwiesen, ist es ein Wunder, daß sie zu dem „Juden raus!“ der Kirchen gar nichts zu sagen haben.

Kirchen behandeln ihre Mitarbeiter schlecht.
Die werden ausgebeutet, mieser bezahlt, dürfen keine Gewerkschaftsmitglieder sein, nicht streiken und genießen keinerlei Kündigungsschutz.

Für die Hamburger ein Tipp an Rande:

Im letzten Jahr „durfte“ ich wieder viele Krankenhäuser von innen kennenlernen. 
Wenn es zufällig nicht gerade um Minuten geht und man sich die Klinik aussuchen kann, sollte man die privat betriebenen Asklepios- und Schön-Häuser meiden.
Noch unangenehmer sieht es allerdings bei kirchlichen Trägern wie dem riesigen katholischen Marienkrankenhaus (1627 Angestellte und 567 Betten), dem evangelischen Agaplesion Diakonieklinikum (Ex-Elim, Ex-Bethanien & Ex-Alte Eichen, 360 Betten), oder dem freikirchlichen Albertinenhaus (1088 Angestellte und 613 Betten) aus.

Gehen Sie lieber ins hervorragende Israelitische Krankenhaus (spezialisiert auf Verdauungsorgane), welches von einem „Freundeskreis“, sowie einer Stiftung ohne religiösen und pekuniären Anspruch getragen wird.

Bei allen anderen Problemen empfehle ich das Hamburger Universitätskrankenhaus Eppendorf; das berühmte UKE mit 6000 Angestellten und 1500 Betten.
Ein gigantischer Apparat mit dem entsprechenden Organisationchaos, aber es gehört der Universität und ist nicht auf Profit oder Missionierung ausgerichtet. 
Daher ist der Schwesternschlüssel viel patientenfreundlicher als in den anderen Häusern.
Morgens stellt sich dem stationären Patienten eine Schwester vor, die den ganzen Tag für ihn da sein wird und sich bei Bedarf auch 75 Minuten Stück Zeit nimmt, um den Kranken in Ruhe zu duschen, zu frisieren und anzuziehen. Selbstverständlich im eigenen Bad.
Die gleiche Prozedur sieht im Albertinenhaus so aus, daß einmal die Woche eine Schwester in die Männerstation der Geriatrischen Kardio-Reha kommt, die in Vierbettzimmern (natürlich ohne Telefon oder Fernseher) liegenden herzkranken Alten auffordert sich „den Flur runter“ vorm Gemeinschaftsbad aufzustellen und einen großen Schlauch rausholt, mit dem die Leute quasi am Fließband abgespritzt werden. (Kein Witz! Habe ich mit eigenen Augen im März 2012 mehrmals gesehen!)

Vorsicht also bei kirchlichen Trägern.

Sie investieren sehr viel Zeit ihre christlichen Leitbild-Gedanken zu formulieren, hängen an jedem Bett Abreißkalender mit Bibelsprüchen auf, bieten Bibelkreise und Gebetsstunden an. 
Christliche Werte in Medizin und Pflege - Von der Tradition zur Zukunft tätiger Nächstenliebe

AGAPLESION macht christliche Nächstenliebe erfahrbar und steht für Exzellenz in Medizin, Pflege und Management. Die christliche Orientierung ist "Leitstern" und der Kern der Identität von AGAPLESION. Sie ist in unseren Leitsätzen verankert und wird in den Einrichtungen gelebt.

Der Auftrag unseres Unternehmens ist „tätige Nächstenliebe“. Die Mitarbeiter unserer Häuser haben sich auf gemeinsame Leitlinien festgelegt, deren konsequente Realisierung Bestandteil unseres Qualitätsmanagements ist.

Als Teil des christlichen Gesundheitskonzerns behandelt und betreut das AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM HAMBURG Menschen in allen Lebensphasen.
(d-k-h.de)
Für den Patienten, der Hilfe benötigt, ist das aber möglicherweise recht unangenehm.
 Der Hippokratische Eid wird den diskriminierenden mittelalterlichen Amoralvorstellungen gelegentlich untergeordnet. 
Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung wurden, werden nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in einigen katholischen Krankenhäusern des Erzbistums Köln nicht mehr behandelt.

[…] Eine vergewaltigte Frau ist von zwei Kölner Krankenhäusern in katholischer Trägerschaft abgewiesen worden. […]

Im Dezember war eine 25-Jährige in zwei Kölner Kliniken, die von der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria geführt werden, abgewiesen worden. Die junge Frau war offenbar bei einer Party auf den Kölner Ringen mit K.O.-Tropfen betäubt worden und erst einen Tag später auf einer Parkbank in Stadtteil Kalk wieder zu sich gekommen.

Eine Notärztin, die eine Vergewaltigung nicht ausschließen konnte, hatte die Kliniken um eine Spurensicherung gebeten, um mögliche Tatspuren gerichtsverwertbar zu sichern. Sie wurde mit der Begründung abgewiesen, die gynäkologischen Untersuchungen zur Beweissicherung seien seit zwei Monaten untersagt, weil damit ein Beratungsgespräch über eine mögliche Schwangerschaft und deren Abbruch sowie das Verschreiben der Pille danach verbunden seien.

Ärzte, die sich dieser Regelung widersetzten, müssten mit fristloser Kündigung rechnen.
  Christliche Nächstenliebe, eben….
Bezahlt von uns allen.