Mittwoch, 9. Januar 2013

Quot erat expectandum Teil II


Manchmal weiß man vorher schon sehr genau was rauskommt.
Zum Beispiel wenn Angela Merkel Personalentscheidungen fällt. 
Immer. Das einzige Einstellungskriterium ist, daß man der Chefin nicht widerspricht. So wird man Bundesminister, Parteigeneralsekretär oder Berater.
Bitte kein eigenständiges Denken.
Diesem Untertanen-Fetischismus der Kanzlerin verdankt Europa auch die ergrauten Politmarionetten Herman Van Rompuy und Catherine Baroness Ashton.
Von diesen Unterwürflingen muß Merkel keine politischen Aktivitäten fürchten.
Notwendig wäre natürlich genau das andere Extrem. 
Als Europaaußenminister und Europa-Präsident müßten selbstbewußte Macher mit Weitblick fungieren. Ein Churchill, oder wenigstens ein Joschka Fischer, der sich nicht stumm vor Merkel in den Staub schmeißt, sondern lautstark verkündet wohin es gehen soll.

Genau wie Merkel halten es auch Papst und Katholische Kirche:

Bloß keinen Widerspruch, keine neuen Ideen, keine Abweichungen vom einmal eingeschlagenen (Irr-)Weg.
Wer auch nur ein kleines bißchen den Kopf vorstreckt, wird gnadenlos ausgemerzt. 
Karriere machen die 150% Papsttreuen. Die wenigen Sympathischen werden geschasst.
Päpste sind generell unfehlbar, aber ganz besonders der Aktuelle denkt gar nicht daran, daß er sich einmal irren könnte. 
Selbst wenn etwas so total schief geht, wie das myriadenfache weltweite Kinderficken durch katholische Geistliche, sieht der Vatikan die Schuld bei Medien und Säkularen. 

Man erinnert sich an Ostern 2010 im Vatikan.

In einem vom Kirchenprotokoll abweichenden Schritt stellte sich der Dekan des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, ausdrücklich hinter den Papst, der wegen des Skandals mehrfach persönlich angegriffen worden war. "Heiliger Vater, das Volk Gottes ist mit dir und wird sich nicht von dem unbedeutenden Geschwätz dieser Tage beeinflussen lassen", sagte der Kardinal dem Papst.

Sodano lobte Benedikt als "unfehlbaren Felsen der Heiligen christlichen Kirche" und wünschte dem müde wirkenden Kirchenoberhaupt fröhliche Ostern.
(Spon 04.04.2010)
Derjenige, der TATSÄCHLICH verantwortlich war, nämlich jener Mann, der ein Vierteljahrhundert als oberster Glaubenswächter wirkte, aktiv alle Kinderfickerfälle an sich zog, strengstes Schweigen befahl und die Bischöfe anwies die Päderasten in ihren Reihen gewähren zu lassen, zweifelt kein bißchen an seiner Rolle. 
Aus Gründen absoluter Geheimhaltung zog in der Tat die verschwiegene vatikanische Glaubenskongregation alle wichtigen Fälle von Sexualvergehen von Klerikern an sich und so kamen die Fälle in den Jahren 1981 bis 2005 auf den Tisch ihres Präfekten Kardinal Ratzinger. Dieser sandte noch am 18. Mai 2001 ein feierliches Schreiben über die schweren Vergehen ("Epistula de delictis gravioribus") an alle Bischöfe der Welt, in welchem die Missbrauchsfälle unter die "päpstliche Geheimhaltung" ("secretum Pontificium") gestellt wurden, deren Verletzung unter Kirchenstrafe steht.
(Küng)
Reue Fehlanzeige.
Bei Benedikt geht es […] um Folgendes: Er war verantwortlich als Chef der Glaubenskongregation für die Fälle von Missbrauch in der Kirche. Also, er war für deren Aufklärung, beziehungsweise eben für deren Vertuschung.
Und wenn man sagt, man will jemandem vergeben, dann muss man sagen, nach der katholischen Lehre muss da sein: A, Schuldeingeständnis, B, echte Reue, dann kann C, Vergebung folgen. Aber der Papst selbst, obwohl er sich mit Missbrauchsopfern trifft, obwohl er hier und da Dinge sagt, wie schrecklich das alles sei - er hat nicht seine eigene Schuld eingestanden.
Er zeigt keine Reue, im Gegenteil, er sagt, man sieht ja, wie diese schlimme weltliche Gesellschaft, diese schlimme sexuelle Enthemmung auch die Kirche affiziert, und darum muss sich erst recht mein Kampf gegen die - wie er es nennt - Antikultur des Todes fortsetzen. Das heißt, er zieht genau die falschen Schlussfolgerungen. Er sieht so zusagen - er guckt weiterhin auf den Span in unserem Auge, statt den Balken im eigenen zu erkennen.
(Alan Posener 19.09.2011
Schuld am Missbrauchsskandal sind laut der unfehlbaren Ansicht des Vizegotts die Plaudertaschen, die sich nicht an die Omerta gehalten haben. 
Der Leiter des Berliner Canisius-Kollegs, der das Schweigen gebrochen hatte, wurde bald von seinem Orden strafversetzt und schmort jetzt im Schwarzwälder Abklingbecken. 
Es ist noch heute eine spannende Frage, warum erst die Mail des Jesuitenpaters Klaus Mertes den bundesweiten Skandal auslöste - und nicht die vielen Missbrauchsfälle

[…] Mertes [ist] mit 58 Jahren im besten Alter, Führungsaufgaben zu übernehmen, nun weit weg ist vom Politik- und Medienbetrieb. Jenseits des Schwarzwalds tritt er nur noch selten auf und erklärt mit intellektueller Schärfe, warum das Problem sexueller Gewalt in der katholischen Kirche auch ein Problem der Institution, des Systems ist. […] Für konservative Katholiken ist er  […] der Mann, der die Kirche in den Dreck gestoßen hat. Als im September 2011 Papst Benedikt XVI. Deutschland besuchte und Mertes beim Abschlussgottesdienst in Freiburg in der Menge stand, erkannte ihn einer der Umstehenden, spuckte vor ihm aus und ging.
Die Mertes-Antipode saß seinerzeit in Regensburg.
Der dortige Abschaum-Bischof Müller hat höchstpersönlich den Kinderficker-Pfarrer Peter K., der 1999 in Viechtach den 12-Jährigen Benedikt Treimer sexuell missbrauchte, nach seiner Verurteilung (12 Monate Haft auf Bewährung) nach Riekofen geschickt, wo er gleich wieder kleine Jungs anbummerte.

Müller schützte den Päderasten-Priester K. und setzte stattdessen die Opferfamilie Treimer schwer unter Druck, hetzte ihnen Anwälte auf den Hals, die absolutes Schweigen verlangten.

Als 2010 Pater Mertes erneut dem Kinderficker-Thema einen Spin gab, war es wieder Bischof Müller, dessen Bistum sich als einziges von 27 jeglicher Aufklärung komplett verweigerte. Regensburg ließ keinerlei Akteneinsicht zu. Stattdessen verleumdete der Oberhirte die gbs, Michael Schmidt-Salomon und hetzte gegen den Presse.
Der Bischof lässt das Lügen nicht.
Müllers Lügen über MSS waren derartig abartig, daß er schlußendlich vom Verwaltungsgericht gezwungen wurde seine Tiraden zu unterlassen.
Das Bundesverwaltungsgericht stellte in einem heute zugestellten Urteil (BVerwG 7 B 41.11) fest, dass "die religiöse Äußerungsfreiheit, auch soweit es um eine Predigt geht, keinen absoluten Vorrang vor den Belangen des Persönlichkeits- und Ehrenschutzes" genießt. Damit hat die dreijährige gerichtliche Auseinandersetzung zwischen dem Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, und dem Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller ein Ende gefunden.
Eben diesen kinderfeindlichen Aufklärungsfeind erkor Papst Benedikt XVI zum obersten Glaubenswächter der 1,2 Milliarden Katholiken weltweit.
 Eine Beförderung um viele Stufen auf einmal. Als neuer Kurienerzbischof und Präfekt der Glaubenskongregation ist Müller jetzt Chef der Inquisition und die Nummer drei in der Vatikan-Hierarchie nach Ratzinger und Bertone.

Wenn das kein Wink mit dem Zaunpfeiler war!
Der UNBEREUTE Papst zeigte dem deutschen Episkopat mehr als deutlich was er von dem Vorhaben hielt Transparenz walten zu lassen und öffentlich zu machen wie viele Priester in Deutschland Kinder missbraucht haben: Nämlich GAR NICHTS!

Die Zielsetzung des Aufklärungsprojektes, welches die deutschen Bischöfe mitProfessor Pfeiffer, dem renommierten Kriminologen und ehemaligen Justizministers in Niedersachen planten, klang durchaus sinnvoll.
Die Bischofskonferenz wollte durch die Untersuchung drei Fragen beantworten: Unter welchen Umständen ist es zu den Taten gekommen? Wie ist die Kirche mit den Taten umgegangen? Welche Schlüsse lassen sich ziehen, um Taten künftig zu verhindern? Das Forschungsprojekt war auf drei Jahre angesetzt, es sollte auch zum Thema haben, wie sich Täterprofile in den vergangenen Jahren verändert haben.

Das Projekt war für die katholische Kirche von enormer Bedeutung. Der Vertrauensverlust nach dem Missbrauchsskandal war enorm. Umso markiger waren die Worte des Missbrauchsbeauftragten der Bischofskonferenz, des Trierer Bischofs Stephan Ackermann, 2011: "Wir wollen auch der Wahrheit, die möglicherweise noch unentdeckt in Akten vergangener Jahrzehnte liegt, auf die Spur kommen."
Ackermann, der Trierer Gänswein beschwor die „ganze Wahrheit“ nach Bischofsart:
Das Bistum Regensburg machte nicht mit, die übrigen 26 Bistümer sollten nur Akten der letzten zehn Jahre zugänglich machen und lediglich neun Bistümer noch ältere Archive öffnen. 
Keinesfalls sollten aber die Mitarbeiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) allein die Akten einsehen: Sie durften lediglich anwesend sein, wenn von den Bistümern benannte „neutrale“ Experten Akteneinsicht nahmen. 
Dabei sollten die Materialien aber nie aus den Lagern der Bischöfe entnommen werden.

Aber schon das war den aufklärungsunwilligen Pädo-Beschützern viel zu viel Transparenz.
Den Papst haben sie dabei auf ihrer Seite.
Scheiß auf die Opfer. 
Die durften schon aus gutem Grunde nicht mit am sogenannten Runden Tisch der Bundesregierung sitzen.
Ob und was man bei Thema Missbrauch an Kindern aufklärt, wollen die Täter lieber unter sich entscheiden. 
Das groß angelegte Forschungsprojekt, das Fälle sexueller Übergriffe durch Priester und weitere Kirchenangehörige seit dem Jahr 1945 untersuchen sollte, ist gescheitert.

[…KFN-] Direktor Christian Pfeiffer erhob schwere Vorwürfe gegen die katholische Kirche. Das Projekt sei "an den Zensur- und Kontrollwünschen der Kirche gescheitert", sagte er der SZ. Entgegen der ursprünglichen Vereinbarung habe die Kirche darauf beharrt, über die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse sowie über die Auswahl der beteiligten Wissenschaftler bestimmen zu dürfen. […]

Nach einem Vertragsentwurf des [Verbandes der Diözesen Deutschlands] VDD vom Mai vergangenen Jahres hätte die Kirche tatsächlich letztlich darüber bestimmen können, ob die Ergebnisse veröffentlicht werden oder nie bekannt werden. Davon wären auch Doktor- und Habilitationsarbeiten betroffen gewesen, die generell publiziert werden müssen, um den Titel zu erlangen.

Ein weiterer Entwurf vom Juni 2012 sah vor, dass die Kirche ein Veto einlegen kann gegen die Anstellung neuer Forscher für das Projekt, wenn auch nur "aus wichtigem Grund". Pfeiffer kritisierte, dies sei "unvereinbar mit der Freiheit wissenschaftlicher Forschung". Zudem liegen Pfeiffer laut einem Brief an die Bischöfe Hinweise aus der Kirche vor, dass in mehreren Diözesen Missbrauchsakten vernichtet worden seien.
Einen Heuchel-Orden hat sich in diesem Zusammenhang wieder die Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger verdient:

Seit Jahren läßt sie die Opfer im Stich, verlängert NICHT die Verjährungsfristen, ignoriert die 700.000 in kirchlichen Kinderheimen geschundenen, missbrauchten, gequälten heute noch psychisch geschädigten Menschen und macht der Kirche keinen Druck.

Nicht auszudenken was IRGENDEINEM anderen Verein, der über Jahrzehnte sexuellen Missbrauch an Kindern vertuscht hätte, inzwischen passiert wäre.

Die FDP-Frau beläßt es bei den zölibatären alten Männern in den bunten Kleidchen aber bei wohlfeilen Ermahnungen ohne irgendwelche Konsequenzen. 
Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger sendet nach der gescheiterten Untersuchung sexueller Übergriffe in der katholischen Kirche einen Appell an die Bischöfe. […]

"Der Vorwurf, Zensur und Kontrollwünsche behinderten eine unabhängige Aufarbeitung, sollten durch den Vorsitzenden der Bischofskonferenz schnell aus der Welt geschafft werden", sagte sie.

[…] Leutheusser-Schnarrenberger appellierte an die Kirche, die Missbrauchsfälle extern aufarbeiten zu lassen. "Es ist ein notwendiger und überfälliger Schritt, dass sich die katholische Kirche öffnet und erstmals kirchenfremden Fachleuten Zugang zu den Kirchenarchiven ermöglicht."
Heißt übersetzt:
Ich habe euch die letzte drei Jahre auch blockieren und vertuschen lassen. Von mir habt ihr außer heißer Luft auch weiterhin nichts zu befürchten. Die Generalstaatsanwaltschaft wird nicht eingeschaltet, ich ziehe kein Verfahren in das Justizministerium, ich höre selbst auch keine Opfer an, ich lasse euch alle Privilegien und Pfründe. Immer weiter so.
Eure Sabine.