Samstag, 30. November 2013

Naughty Nuns




Es gibt kaum etwas, das weltweit so hartnäckig positiv konnotiert ist wie „Mutter Teresa.“ Im Sprachgebrauch der heutigen Jugend gibt es Neo-Adjektive wie „Mutterteresamäßig“ oder auch den Ausspruch „Ich bin doch nicht Mutter Teresa“, wenn eine sehr selbstlose Tat verlangt wird.
Erstaunlich, wie tief so etwas in kollektiven Bewußtsein feststeckt, obwohl doch längst allgemein bekannt sein sollte, was für eine Heuchlerin und Sadistin die selige Agnes Gonxha Bojaxhiu (1910-1997) war.
„Der Engel der Armen“ bevorzugte es selbst Erster Klasse zu fliegen. Trotz gut gefüllter Medikamentenschränke ließ sie gerne Frauen Schmerzen leiden, indem sie ihnen Analgetika verweigerte. In einer ähnlich perversen Schmerzverherrlichung wie Karol Woytila, sei laut Mutter Teresa durch das Leid eine besondere Nähe zu Jesus Christus erfahrbar, Schmerzen und Leiden seien daher positiv zu bewerten.
Ganz anders als sie selbst krank wurde. Sie ließ sich in den besten amerikanischen Privatkliniken behandeln.

Das meiste Geld des Ordens landet in Rom, auf einem Konto bei der Vatikanbank. Was auch immer dort damit geschieht – den Armen der Welt kommt es nicht zugute. Das Finanzgebaren Mutter Teresas hat Hilfe systematisch verhindert, denn so unterblieb der Aufbau einer effizienten Organisationsstruktur. Die Schwestern werden weder aus- noch weitergebildet, viele der Hilfseinrichtungen arbeiten nicht professionell und die Ordensgründerin war offensichtlich noch stolz auf diesen Zustand: laut stern soll sie die Missionarinnen der Nächstenliebe die “desorganisierteste Organisation der Welt” genannt haben.
Diese zynische Einstellung führt nicht nur dazu, dass Spendengelder nicht für den eigentlich vorgesehenen Zweck eingesetzt werden, Zeugen beschreiben zudem menschenverachtende Zustände, die in den Stationen der Missionarinnen herrschen sollen: Tuberkulosekranke werden nicht isoliert, Spritzen nicht anständig desinfiziert, aus Prinzip wird auf die Verabreichung von Schmerzmitteln verzichtet. Für Mutter Teresa war der Schmerz “das schönste Geschenk für den Menschen”, weil er so, “am Leiden Christi teilnehmen kann”; die britische Zeitung Guardian hingegen sah in den Sterbehospizen nur eine “organisierte Form unterlassener Hilfeleistung”.
Als wäre dies nicht schon genug, sind nun auch noch Vorwürfe aufgetaucht, dass der Orden in Kinderhandelsaktivitäten verstrickt sei. Wiederum der stern berichtet von einem Fall aus Indien, wo Nonnen einer Mutter ihr Kind wegnahmen und nach Deutschland vermittelten – ohne dass die Adoptiveltern ahnten, dass die leibliche Mutter des Kindes noch lebte und ihre Tochter nicht freiwillig weggegeben hatte.

Frau Bojaxhiu ist alles andere als ein Einzelfall. Wer sich mit den Berichten über die 700.000 – 1.000.000 in deutschen Christlichen Heimen misshandelten Kinder beschäftigt, liest immer wieder, daß die Brutalität der Ordensschwestern unübertroffen war. Neben körperlicher Gewalt und sexuellen Übergriffen, verstanden sie sich auf die perfidesten Methoden psychische Qualen zu bereiten. Die Bilder gleichen sich; sadistische Nonnen ruinierten überall in der katholischen Welt unendlich viele Kinderseelen. Es ist nicht festzustellen wie viele Kinder die Bräute Christi in den Suizid getrieben haben.

Küng, von Beruf Rechtsanwalt, leitete die unabhängige Expertenkommission, die die ungeheuerlichen Vorgänge in schweizerischen Kinderheimen durchleuchtete, die unter der Leitung des Ordens der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz standen. Die Untersuchung auf Veranlassung der Nonnen bezog sich auf die Zeit zwischen 1928 und 1970. […]
Auslöser ist der 2009 erstmals ausgestrahlte Dokumentarfilm "Das Kinderzuchthaus" von Beat Bieri, der das jahrzehntelang tabuisierte Thema öffentlich machte. Er schaffte es, dass sechs frühere Bewohner des Heimes ihr Schweigen brachen und einen Stein ins Rollen brachte, der die Alpenrepublik schwer erschütterte. Sie berichteten in bewegenden Interviews über sexuellen Missbrauch, Dunkelzellen ohne Bett, prügelnde Nonnen, Schwerstarbeit und sogar Selbstmorde aus Verzweiflung.Die Klosterschwestern übernahmen die Erziehung der Kinder. Eine Weisung der Ordensführung von 1926 lautete so: "Körperliche Strafen sollen stets mit großer Vorsicht gegeben werden. Das Schlagen auf den Kopf, auf den Mund oder auf den Rücken, Reißen an den Ohren und Haaren ist für Ordensschwestern unwürdig." Eine unbekannte Zahl von Nonnen ignorierte die Vorgabe. Sie schikanierten stattdessen ihre Schützlinge in grausamer Weise.
Zeuge spricht von tagtäglichem Missbrauch
"Die institutionelle Schuld der weltlichen und kirchlichen Behörden ist klar belegt. Es ist aber nicht auszuschließen, dass es in den verschiedenen Heimen Täter und Täterinnen gab, welche systematisch den Kindern abscheuliches Leid zufügten", lautet das Fazit der Kommission, die sich darum offenkundig bemühte, weder zu richten noch zu entschuldigen, sondern zu erklären. […..]
Auffällig ist, dass sich der Ingenbohler Schlussbericht in der Härte der Aussagen deutlich von dem Gutachten der Historikerkommission unterscheidet, die die Vorwürfe gegen den Orden im Auftrag der Luzerner Kantonsregierung ebenfalls untersuchte. Sie hatte ihr Ergebnis im Sommer präsentiert. In ihrem Endbericht heißt es zu Misshandlungen: "Einige der angewendeten Strafpraktiken werden heute als Foltermethoden aufgeführt, wie das 'Unterwasserdrücken' (Waterboarding - die Red.) des Kopfes oder das Einsperren in dunkle verliesähnliche Räume." Auch ist darin von harten Arbeitseinsätzen in der Landwirtschaft die Rede. Zum sexuellen Missbrauch wird betont: "Die Übergriffe wurden durch Frauen und Männer an Knaben wie an Mädchen begangen. (...) Die weitgehende Negierung möglicher Übergriffe ließ Täter und Täterinnen quasi unkontrolliert agieren, ja führte zu stillschweigender Allianzbildung, gegen die die Kinder nicht ankamen."

Die Verhältnisse in Österreich waren nicht anders und in Spanien betrieben dem faschistischen Regime treu ergebene Nonnen im 20. Jahrhundert sogar massenhaften Kindesraub und Menschenhandel. Sie sollen bis zu 300.000 Babies verkauft haben.
Morgen zeigt „Tele5“ wieder einmal den 2002 entstandenen Film „Die unbarmherzigen Schwestern“, welcher das perverse Treiben irischer Nonnen nachzeichnet.

Die Magdalenen-Heime - benannt nach der biblischen Figur der ehemaligen Prostituierten Maria Magdalena, der Jesus ihre Sünden verzieh - wurden im 19. Jahrhundert in Irland als Zuflucht für in Ungnade gefallene Frauen gegründet. Anfang des 20. Jahrhunderts übernahm die katholische Kirche diese Einrichtungen und führte strenge Regeln ein. Die Aufsicht unterstand den Barmherzigen Schwestern (Sisters of Mercy), die die jungen Frauen zu bis zu zehn Stunden unbezahlter täglicher Arbeit zwangen. Der sonst so heilige Sonntag bildete keine Ausnahme. Hunger, Prügel und sexueller Missbrauch führten zu zahlreichen Ausbrüchen und in den 50er- und 60er-Jahren auch zu Aufständen.

Auch wenn Nonnen keine Kinder oder Kranke in die Finger bekommen, stehen sie gern auf der Seite der Brutalen.
Beispiel Syrien. Dort ist die katholische Kirche eine der letzten und wichtigsten Stützen des Assad-Regimes. Daß Hunderttausende gekillt werden, teilweise sogar vergast wurden, stört nicht weiter.

Oberin Agnes-Mariam vom Kreuz erhebt ihre Stimme, sie will versöhnen in einem Krieg, 'der Syrien ausbluten lässt'. Und doch klingt sie nur wie der Lautsprecher des Regimes. Für die Rebellen ist die Ordensfrau denn auch 'Assads Nonne'. Sie behauptet etwa, die Opferzahlen beim Damaszener Giftgasangriff seien übertrieben gewesen - Russlands Außenminister Sergej Lawrow zitierte sie sogar als Kronzeugin. Sie erklärt, die Rebellen töteten Babys, um ihre Leichen als Kriegsopfer auf der Internetplattform YouTube zu zeigen: Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch nannte den Vorwurf 'bizarr'.
Die Gegner des Aufstands hingegen sehen in der 61-Jährigen eine Stimme der Wahrheit. [….]  Als Christin steht Agnes-Mariam Präsident Baschar al-Assad zwangsläufig näher als den Aufständischen. […]  Sie sagt, unter den Assads sei Syrien ein 'liberaler, säkularer Staat' gewesen, in dem die Frauen Rechte hatten.

Nonnen, immer wieder nett.

Durch den Christen des Tages Nr. 62, den geistig verwirrten Würzburger Rudolf Gehrig erfuhr ich von einer weiteren grandiosen Nonne.



Mutter Angelica, 90, Klarissin vom Orden der Poor Clares of Perpetual Adoration (Arme Klarissen der ewigen Anbetung) wurde in Canton, Ohio, geboren und gründete 1976 den religiösen Sender Eternal Word Television Network, EWTN.


Der Erfolg ist enorm, nach eigenen Angaben erreicht das inzwischen auch in deutscher Sprache gesendete Programm 200 Millionen Haushalte und ist damit der weltweit größte katholische Privatsender.
Man orientiert sich streng am päpstlichen Lehramt, lehnt Frauenpriestertum, Homosexualität, Ehescheidungen und andere Perversionen strikt ab.


Aber man muß der lieben Mutter Angelica einfach zustimmen, weil sie so sympathisch ist.



Freitag, 29. November 2013

Zwischenstand Mitgliederentscheid.



Nein, ich habe immer noch keine Entscheidung über meine Stimmabgabe beim GroKo-Mitgliederentscheid getroffen. Inhaltlich lehne ich das „Werk“ weiterhin ab, befürchte aber, ein „Nein“ der Basis könnte der SPD so schaden, daß einzig die CDU/CSU davon profitiert, indem sie in Zukunft locker absolute Mehrheiten holt.
Ein weiteres kleines Schrittchen in Richtung „Ja“ bedingt meine Persönlichkeitsstruktur, die prinzipiell immer gegen den Strom schwimmt.
Ich habe mein ganzes Leben lang extrem skeptisch und misstrauisch reagiert, wenn alle einer Meinung sind. In den Kreisen, in denen ich (virtuell) verkehre, ist die Stimmung so extrem gegen eine GroKo aufgehetzt, daß ich schon aus Prinzip anfange das Ding zu verteidigen.

Anyway. Ich habe ja noch ein paar Tage Zeit.
Interessant finde ich wie nervös die Parteioberen offensichtlich werden – obwohl sie natürlich dastehen wie ein Mann: Alle Landesverbände bejubeln den Vertrag und legen ihren Mitglieder dringend ein „Ja“ ans Herz. Offenbar glauben sie also nicht, daß das ein Selbstgänger wird. Die SPD-Mitglieder sind schon lange keine Arbeiter mehr, sondern ältere Männer mit Uniabschluß, die werden ihren eigenen Kopf benutzen.
Gabriel verlor gar in einem harmlosen ZDF-Interview mit Marietta Slomka so sehr die Fassung, daß ihm heute Crazy Horst beisprang und in alter CSU-Tradition beim ZDF intervenierte. Medienfreiheit wird im Königreich Seehofers immer weniger geduldet.
Inhaltlich war übrigens Frau Slomka ein bißchen auf dem Holzweg und eher Gabriel im Recht – aber was zählt das schon heutzutage?
Grundsätzlich ist aber der Mitgliederentscheid demokratietheoretisch in Ordnung. Es war immer klar, daß die SPD es so handhaben würde und die Wähler haben so gewählt, daß diese Option zum Tragen kam. Wer jetzt sauer ist, daß er nicht mitabstimmen kann, hat selbst Schuld. Er hätte ja rechtzeitig in die SPD eintreten können.

Die Zeit arbeitet allerdings gegen die Parteiführung. Zunächst einmal hatte niemand die 185 Seiten des Vertrages gelesen und die Berichterstattung stützte sich auf die Jubelbeschreibungen der Autoren.
„Stimmt zu, Genossen!“ schrieb der von mir eigentlich hochgeschätzte und oft zitierte Thorsten Denkler.
Inzwischen fangen aber immer mehr Menschen an das Konvolut zu lesen. Das ist sehr suboptimal für eine Mitgliederpartei wie die SPD. Die CSU hat es da einfacher. Sie verzichtet auf das ganze demokratische Chichi. Noch nicht mal Seehofer hat alle 185 Seiten gelesen und dennoch hat die Partei schon offiziell den K.O.alitionsvertrag abgesegnet. Das ist der klassische strategische Vorteil der Konservativen: Sie sind handlungsfähiger, weil sie das lästige eigene Denken vermeiden und stets obrigkeitshörig das abnicken, was die Führung möchte.

Bei den Sozis werden allerdings die Lupen rausgekramt und im Kleingedruckten wimmelt es nur von Kröten. Die hopsen überall umher und quaken von Stunde zu Stunde lauter.
Keine Finanzierungspläne, lange Übergangsfristen, keine Transparenz, keine Reform der Unternehmens- oder Mehrwertsteuer, Rentenerhöhung einseitig zu Lasten der gesetzlich Angestellten, keine Reformen im Gesundheitssystem, keine Bafög-Reform, 400.000 Privatversicherte, die de facto keine Versicherung mehr haben, weil sie sich die rasant steigenden Beiträge nicht mehr leisten können werden einfach im Stich gelassen und bei den Minderheiten sieht es noch dürftiger aus: Flüchtlinge und Asylanten werden im Stich gelassen, es gibt keine rechtliche Gleichstellung von Schwulen und obwohl Gabriel und Co werbewirksam aufsagen „die doppelte Staatsbürgerschaft kommt!“, kommt diese eben NICHT.
Wer älter als 23 ist  - ich bin selbst ganz knapp drüber – muß Ausländer bleiben und ist in Deutschland nicht willkommen.
Und übrigens, liebe CDU und liebe Journalisten: Nicht alle Ausländer in Deutschland, die gern Deutsche werden wollen, sind Türken.
Ach Schweden, Kanadier, Schweizer, Japaner, Australier und US-Amerikaner wie ich werden vor den Kopf gestoßen.
Allerdings nicht so sehr wie Flüchtlinge aus Afrika oder dem Nahen Osten. Die waren es offenbar keiner Partei bei den Koalitionsverhandlungen wert sich für sie einzusetzen.

Triumph der Hardliner.
[…] Tatsächlich festigt der Koalitionsvertrag den Status quo in der Asylpolitik. […]  Lampedusa, war da etwas?
Von dem angekündigten Wandel jedenfalls ist im Koalitionsvertrag so gut wie nichts übrig geblieben. Die Beschlüsse der Arbeitsgruppe Integration und Migration, die die Koalitionäre als "bedeutende Fortschritte" für Flüchtlinge verkaufen, sind in Wahrheit eine als Reform getarnte Zementierung des Status quo.
    Beispiel Arbeitsverbot: Flüchtlinge sollen nach dem Willen von Union und SPD künftig nach drei statt wie bisher neun Monaten arbeiten dürfen. Die sogenannte Vorrangprüfung durch das Arbeitsamt, das kontrolliert, ob eine freie Stelle adäquat durch EU-Bürger besetzt werden kann, bleibt jedoch bestehen. Gerade in strukturschwachen Regionen führt dies zu einem faktischen Arbeitsverbot. Die Gesetzesänderung bleibt wirkungslos.
    Beispiel Residenzpflicht: Die Regel, wonach Asylbewerber die Region, in der sie untergebracht sind, nicht verlassen dürfen, ist eine in Europa einzigartige Schikane. Schwarz-Rot will sie nun lockern. Flüchtlinge sollen sich künftig zumindest innerhalb eines Bundeslandes frei bewegen dürfen. Das klingt nach neuer Freiheit, ist jedoch in allen Bundesländern mit Ausnahme Bayerns und Sachsens längst Alltag. Vernünftig wäre gewesen, die Bestimmung ganz aufzuheben.
    Beispiel Asylentscheid: Bislang warten Flüchtlinge durchschnittlich neun Monate auf eine Entscheidung über ihren Asylantrag, manchmal bis zu eineinhalb Jahren. Das Procedere soll nun auf drei Monate verkürzt werden. Dies ist ein richtiges Ansinnen, auf das sich die EU allerdings bereits vor etwa einem halben Jahr in ähnlicher Form verständigt hat.
[…] Schwarz-Rot [will] Serbien und Mazedonien als "sichere Drittländer" einstufen. Menschen, die von dort nach Deutschland fliehen, hätten künftig keine Chance mehr auf Schutz. Dabei hat Maria Böhmer, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, die für die Union die Verhandlungen mit der SPD bei dem Thema führte, vor kurzem selbst noch "erhebliche Diskriminierungen" von Roma auf dem Balkan beklagt.  […] Auch Schwarz-Rot hält an der deutschen Abschottungspolitik fest.

Donnerstag, 28. November 2013

Die Wirklichkeit ist anders als die Realität – Teil II



Also zunächst einmal vorrausgeschickt: Ich bin immer noch nicht entschieden, wie ich über den K.O.alitionsvertrag abstimmen werde.
Ich finde es allerdings wenig angenehm als „Koalitionsbefürworter“ tituliert zu werden.
Ich lehne Schwarzrot ab! Ich hätte viel lieber RotRotGrün und allein die Vorstellung, daß mit SPD-Stimmen solche Typen wie Dobrindt und Friedrich in die Regierung kommen, löst bei mir Brechreiz aus.

Aber mal abgesehen davon, was ich gerne HÄTTE; stelle ich mir die Frage was praktisch wirklich möglich ist und welche Konsequenzen ein „Nein“ von der Basis hätte.

Ich habe noch gar nicht entschieden, wie ich letztlich abstimme, aber sollte ich „Ja“ ankreuzen, dann nur deswegen weil ich die Hosen voll habe und befürchte, daß es dann noch viel übler für die SPD kommt.
Zementiert das womöglich viele lange Jahre Opposition im <20 al="" br=""> Dann ist es ganz vorbei mit der Hoffnung endlich eine andere Euro-Politik zu bekommen, den Banken an den Kragen zu gehen, einen Mindestlohn einzuführen, das Krankenversicherungssystem gerechter zu machen, die doppelte Staatsbürgerschaft zu legalisieren, die Homoehe endlich voll zu akzeptieren und selbstbewußt gegenüber der USA aufzutreten.

Das „Verräter“-Geschrei und die Pöbelei wider die pöstchenversessene Parteispitze finde ich allerdings absurd. Denn sie klüngelt eben nicht in irgendwelche Hinterzimmern aus, sondern übersendet just im Moment eine hundert Doppelseiten starke Ausgabe des „Vorwärts“, in der der gesamte Koalitionsvertrag abgedruckt ist.
Die Basis entscheidet und diskutiert just jetzt enorm heftig.
Man kann ja ablehnen, wenn man mit den Ergebnissen unzufrieden ist.

Zu gerne wüßte ich wie das Ergebnis wohl ausfallen könnte.
Allein, das zu schätzen scheint unmöglich.
In den ersten Aufwallungen bejubelten heute viele Zeitungskommentatoren den Vertrag. Ja, es sei ein bißchen viel Klientelbedienen und viel zu unklar finanziert, aber die SPD hätte sich doch erstaunlich weit durchgesetzt.
Der heutige MoPo-Leitartikel ist mit „Zustimmen, Genossen!“ überschrieben. SPD-Mitglieder hätten demnach allen Grund zufrieden zu sein. Eine breite Mehrheit für die GroKo wäre nur Formsache.

SPD-Chef Sigmar Gabriel zeigt sich sicher, dass die Genossen einem Regierungsbündnis mit der Union zustimmen werden: "Die Mitglieder der SPD werden stolz auf das sein, was wir für die Menschen in Deutschland in diesem Koalitionsvertrag erreicht haben". Der Koalitionsvertrag stärke Deutschland und Europa.

Auch die seriöseren Medien haben viel Häkchen bei der SPD-Wishlist gemacht und können sich nicht vorstellen weshalb die Mitglieder ablehnen sollten.

Hat die SPD angesichts ihres mageren Wahlergebnisses beim 'Groko-Deal' mehr erreicht, als je gedacht? Das ist die Frage, um die sich an der Basis alles dreht. Die Spitzen-Genossen jedenfalls sind hoffnungsfroh.
[….] Wenn man wissen will, wie die Stimmungslage ist vom Norden bis zum Süden dieser Republik, der sollte nach Schleswig-Holstein schauen. Nein, im Grunde können sie dort über den Koalitionsvertrag nicht jammern: Der Nord-Ostsee-Kanal wird als eines der wenigen Verkehrsprojekte explizit erwähnt. Die Kliniken im Norden erhalten mehr Geld. Die windreichen Länder werden bei der Förderung von Land-Windstrom bessergestellt. Und SPD-Landeschef Ralf Stegner, oberster Windmacher im Land, könnte bald nach Berlin ziehen, als Generalsekretär der Bundes-SPD.
Besser könnte die Lage in Schleswig-Holstein also kaum sein - wenn da nicht dieses frostige Klima herrschen würde an der linken Basis. 'Die CDU hat sich in fast allen Bereichen durchgesetzt', nörgelt zum Beispiel Ostholsteins Kreischef in den Kieler Nachrichten. Stegner selbst brachte die Laune der linken Genossen im Radio auf den Punkt: Auf die Frage, ob die SPD in der Opposition nicht besser aufgehoben sei, sagte er kurz und knapp: 'Im Prinzip ist das ja auch so.' Kieler Politologen erwarten trotzdem ein Ja zur großen Koalition - weil viele passive Mitglieder ein schwarz-rotes Bündnis weniger quälen dürfte als die aktiven Funktionäre der polarisierten Nord-SPD. Wenn man gerne wettet, würde man sagen: 60 zu 40 für ein Ja. […]
Wenn es aber für die SPD-Bundesspitze am Mittwoch eine Wortmeldung gab, die wirklich wichtig war, dann die von Leni Breymaier aus Baden-Württemberg. Einen organisierten linken Parteiflügel, der den Namen verdient, hat die Sozialdemokratie im Südwesten nicht. Aber sie hat in Breymaier, die Verdi-Bezirksleiterin ist und zugleich SPD-Landesvize, eine linke Stimme, die erfahrungsgemäß kräftig Wind machen kann. Und genau das tat Breymaier nun eben nicht. Nach Jahren des Sozialabbaus, sagte sie, 'stimmt wenigstens die Richtung wieder'. Trotz aller Enttäuschungen, etwa in der Steuer- und Europapolitik: 'Der gesetzliche Mindestlohn wiegt schwer auf der Haben-Seite.'

Na, dann können Sigmar und Andrea ja schon mal den Sekt kaltstellen.
Oder ist die Sache doch noch nicht gelaufen?
Einigen Konservativen geht schon der Arsch auf Grundeis.

Es ist schon verrückt, dass theoretisch die Mitglieder der SPD sowohl den Wählerwillen als auch die extrem langen und umfänglichen Koalitionsverhandlungen ad absurdum führen können. Dass all das umsonst, leider nicht kostenlos, gewesen wäre, wenn es den SPD-Unterhändlern in den nächsten Wochen nicht gelingen sollte, die eigene Basis von ihren Ergebnissen zu überzeugen. Ärgerlich, unglaublich. [….] Es kann nicht angehen, dass am Ende ein paar Hunderttausend Parteimitglieder über die Zukunft der restlichen 80 Millionen Bundesbürger entscheiden, und dass die darauf so lange warten müssen.
[….] Man kann das als klug und mutig bezeichnen, genauso gut aber als verantwortungslos und feige. Denn die SPD hat ja bereits über ihre Richtung abgestimmt, als sie sich dafür entschied, Gabriel zum Parteivorsitzenden zu wählen. Der hat damit nicht nur die Pflicht, sondern auch das Recht, über eine Regierung mit der Union zu verhandeln und am Ende eben auch über den Koalitionsvertrag zu entscheiden. Dass er sich danach noch einmal die Zustimmung der Mitglieder holen möchte/muss, zeugt nicht unbedingt von einem tiefen Vertrauensverhältnis zwischen Parteispitze und Parteibasis. Die CDU hätte das, gerade unter der Vorsitzenden Angela Merkel, niemals nötig gehabt. [….] Die SPD-Spitze riskiert viel. Denn ein Nein der Basis hätte nicht nur für die Regierungsbildung in Deutschland Folgen, sondern auch für Sigmar Gabriel und die Partei als Ganzes. Natürlich müssten der Vorsitzende und seine engsten Verbündeten sofort zurücktreten, weil sie mit ihrer Politik dann bewiesenermaßen keinen Rückhalt mehr in der Basis hätten.

Unfreiwillig gibt Herr Haider zu, daß der Koalitionsvertrag vielleicht doch nicht ganz so sozialdemokratisch ist, wie er kommuniziert wird. Es gibt Genossen, wie zum Beispiel Tammox, die mit ihren Anliegen auf ganzer Linie im Stich gelassen werden.
Ich halte es zwar grundsätzlich für äußerst fragwürdig der Basis große Weisheit zuzutrauen, aber immerhin ist die breite Diskussion, die in der Partei gerade stattfindet, sicher demokratieförderlich. Die Parteien wirken an der politischen Willensbildung mit – heißt es im Grundgesetz. Und genau das passiert gerade. Deswegen sind sogar tausende Menschen in den letzten Wochen extra in die SPD eingetreten. Dort lagern sie aber nicht als Karteileichen, wie es bisher üblich war, sondern werden mit Konzepten und Schriftsätzen überhäuft, zum Diskutieren animiert und sollen am Ende entscheiden.
Das kann doch nur positiv sein.

Es fragt sich nur, ob die Genossen intellektuell dazu in der Lage sind.
In den sozialen Netzwerken und den Diskussionsforen der SPD tobt immerhin das Leben. Aber in dieser virtuellen Wirklichkeit sieht es völlig anders aus, als in der medialen Printrealität, nach der eine breite Zustimmung der Genossen zu erwarten ist.
Ich habe heute im Laufe des Tages viele hundert Stellungnahmen gelesen und kann berichten, daß rund 98% davon klar gegen die große Koalition argumentieren. Dagegen bin ich noch relativ Schwarzrotfreundlich. Ausgerechnet ich. Man kann mir einiges vorwerfen, aber nicht, daß ich jemals Sympathien für die CDU oder Merkel geäußert hätte!
Natürlich; die Verärgerten sind lauter und aktiver. Diejenigen, die mehr oder weniger grummelnd der Parteiführung zustimmen wollen, beteiligen sich nicht so rege an den Diskussionen.
Das virtuelle Meinungsbild ist aber derartig klar auf Gegenkurs, daß ich mir durchaus vorstellen kann, daß Gabriel und Nahles am 14.12. nicht etwa mit den ersehnten Ministerposten dastehen, sondern eher mit NICHTS nachdem sie in Schimpf und Schande von ihren Parteiämtern zurücktreten mußten, weil ihnen die Basis eindrucksvoll das Misstrauen ausgesprochen hat.
Und niemanden täte es mir weniger Leid, als um Nahles.
Aber die ganze Parteiführung hängt drin. Wer soll es denn sonst machen?
Die hervorragende Stimmung, die Siggi und Andrea gestern zur Schau stellten, dürfte angesichts des massiven Internetshitstorms deutlich abgekühlt sein.

Doch im Internet mehren sich die Proteste – vor allem auf der offiziellen Facebook-Seite der SPD.
Die SPD postete dort ein Foto mit den Inhalten, die die Partei bei den Verhandlungen durchsetzen konnte. Innerhalb weniger Stunden wurde das Foto schon über 1000 mal kommentiert und in den meisten Fällen kritisiert.
Norbert H. schreibt: „Das hier als 'Erfolg' zu posten, verhöhnt einen großen Teil der ehemaligen SPD-Wähler... Gute Nacht Deutschland!“ Detlef H.s Meinung: „Die Unterschrift für weitere Armut und Stillstand in Deutschland. War die SPD nicht mal eine Arbeiterpartei.????? Und jetzt“.
Zudem gibt es bereits den Aufruf: „Liebe SPD-Basis, rettet unser Land vor diesem KoaltionsvertragsENTWURF.“ Fred M. legt nach: „Diesen Vertrag könnt ihr euch an die Backe schmieren.“
Ganz offensichtlich überwiegt die Ablehnung.

Nach meinem Eindruck ist das noch eine euphemistische Darstellung der MoPo.

Mike: Ja, IHR (SPD) werdet schon wissen warum Ihr laut Brüllen müsst das der Koavertrag die SPD Handschrift trägt. Wenn das EURE Handschrift ist > Empfehlung : Grafologe besuchen

Phil: Bitte, liebe SPD Mitglieder, sagt NEIN zu dieser Koalition.

    Michael:  Selbstverständlich!
    Daniel: Selbstverständlich stimme ich mit Nein.
   
Julia: Der Koalitionsvertrag ist ein Schlag ins Gesicht für jeden SPD Wähler!
    Walter: Ex-Wähler bitte!
    Mike: Aber sowas von Ex-Wähler....!

Volker: In diesem Vertrag mit Verlaub gesagt ist nicht einmal Kerzenlicht zu sehen, leider hoffentlich sieht es Ihre Basis auch so und läßt sich nicht einlullen. Ich wünsche es mir für Alle Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, und vor allem für die ehrlichen SPD`ler und Wähler.

Dennis: Alle SPD-Mitglieder sollten gegen den Koalitionsvertrag stimmen, allein schon deswegen weil dort nicht die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare vereinbart ist.

Rita: Der Koalitionsvertrag ist ein Schlag ins Gesicht für unsere homosexuellen Mitbürger, deren Eltern, Geschwister und Freunde die aufgrund des Wahlprogramms die SPD gewählt haben.

Norman: Verkauft eure Seelen NICHT für Ministerposten, Macht & Geld... BITTE EIN KLARES NEIN!!!!!

Deborah: Ich stimme mit nein - das ist Verrat an der eigenen Partei!

Jens: Ein ganz deutliches: NEIN

Fräulein: Wir können und dürfen uns nicht so verkaufen. Wenn der Koalitionsvertrag die Zustimmung erhält, verraten wir unsere eigenen Ideale! Sagt NEIN und stoßt Gabriel und Nahles von ihrem selbst erbauten Thron. Wer meint, es seien gute Ergebnisse erzielt worden, hat es nicht anders verdient

Johan: Hoffentlich sagt die Basis NEIN und zwingt damit diese neoliberale SPD-Führung ihre Führungsposten abzugeben.

Volker: Es ist so widerlich wie sich die Parteispitze der CDU/CSU angebiedert hat. Sie haben gerade den Renteneintritt durchbekommen und das ist alles. Wagen Sie es nicht noch die 8,50 € anzuführen die erst 2017 richtig greifen und die vielen Einschränkungen, schon jetzt sagen Wirtschaftsexperten wohl gemerkt unabhängige, dass man gerade noch mit 10,50 € auskommt. Sie haben Ihre Wähler betrogen und verbreiten dann noch Halbwahrheiten, damit selbst Ihre Basis nicht merkt wie sie betrogen wird.

Bodi: Es geht um Macht und Posten. Ablehnen!

Christoph: Normal sollte man wirklich mal gegen diese Saubande demonstrieren. Was da zum Teil für Schrott veranstaltet wird ist Betrug am Volk und Wähler!!

Jörn: Handschrift der SPD? Ich sehe da gar nichts! Das ist Muttis Diktat; sie hat sich auf nichts festgelegt, was irgendwie mit Sozialdemokratie zu tun hat. Der Werbung der SPD-Spitze für dieses "Macht(t)werk" ist schon peinlich!

Usw. usf.