Montag, 24. Dezember 2012

Waffendiktatoren.



Eins der interessantesten Ergebnisse der US-Wahlen vom 06.11.12 war Romneys und Ryans echter Schock darüber verloren zu haben.
Sie hatten diese Möglichkeit offenbar gar nicht in Betracht gezogen, verzögerten das Eingestehen der Niederlage noch um Stunden, als das Ergebnis feststand.

Dabei hatte Obama letztendlich ziemlich deutlich vor seinem halbdebilen GOPer Herausforderer gelegen. Der Präsident ging mit 65,4 Millionen Stimmen (=51%) klar vor Romney mit 60,7 Millionen Stimmen (=47%) durchs Ziel.

Man fragt sich wie die Kommunikation innerhalb des Oppositionslagers funktionierte, bzw nicht funktionierte.
Daß Mitt, the twit, selbst einen falschen Eindruck bekam, ist noch am wenigsten verwunderlich. 
Er war stets von jubelnden Hardcore-GOPern umzingelt, die ihm durch die Bank weg das Gefühl gaben, der Antichrist, Kommunist und Kenianer Obama müsse weg.
Wenn man aber eine Milliardenschwere PR-Kampagne steuert und ein Heer aus Marketing-Strategen und Demoskopen beschäftigt, sollten doch auch objektivere Daten irgendwie durchdringen(?).
Republikaner leben aber offensichtlich alle in einer Blase. 

 Sie sind bubble-Menschen, die fest von einer FOX-Membran umhüllt nur ihre eigenen toxischen Ausdünstungen einatmen.

Bill Maher enthüllte dieses Phänomen auf kongeniale Weise.


Diese semipermeable Info-Membran, die republikanische Rednecks umhüllt, läßt immer einige manipulierte Nachrichten zu ihnen durch. So verstanden sie durchaus, daß es an einer Schule in Newtown zu einer Katastrophe gekommen war: Die Lehrer und sogar die Schüler mußten UNBEWAFFNET zum Unterricht gehen. Potzblitz!
Das ist doch sehr gefährlich, denkt sich die rechte Hälfte des amerikanischen Politspektrums und rast los, um sich noch viel mehr Waffen zu kaufen.
 
Der Run auf automatische oder halbautomatische Waffen in den USA bleibt auch nach dem jüngsten Massaker an einer Schule ungebrochen. […]

In mehreren Staaten der USA fanden übers Wochenende Waffenmessen statt, als ob der Todesschütze an der Schule von Newtown vor einigen Tagen nicht Tod und Schrecken verbreitet hätte.   An den Eingängen zu den Messen bildeten sich lange Schlangen und die Verkaufsstände waren dicht umlagert. Selbst höhere Preise schreckten die Kunden nicht ab. Manche Geschäfte waren sogar ausverkauft. Besonders gefragt waren laut Händlern Sturmgewehre vom Typ AR-15. […]

«Alle Welt will Sturmgewehre», sagte die Waffenhändlerin Shirley Donley auf einer Messe im Bundesstaat Pennsylvania. Seit dem Amoklauf von Newtown habe sie davon 100 Stück abgesetzt. «Ich bin ausverkauft.» Derartige Waffen können in schneller Folge feuern. Einige AR-15-Käufer hätten ihr verfassungsgemässes Recht auf Waffenbesitz demonstrieren wollen, sagte ein Händler. Verkäufer wie Kunden stellten sich hinter den Vorschlag der Waffenlobby, vor den Schulen bewaffnete Posten einzusetzen.
 Daß es nun sogar Menschen gibt, die sich gegen die totale Bewaffnung aller Amerikaner von der Wiege bis zur Bahre aussprechen, drang tatsächlich durch die Bubbel-Membran an die schwächlichen religionsverseuchten Resthirne der GOPer.
Da es zu allem Übel auch noch ein Ausländer, noch dazu ein Brite (die haben schlechte Zähne, sind alle schwul und leben auf einer bizarren Insel viel zu nah an Europa!) war, der sich in seiner CNN-Talkshow deutlich gegen den Waffenwahn der Amis aussprach, erzürnt die Rechten über alle Maßen.
Der soll weg. Am besten nach Guantanamo. Schlimm, was der von sich gegeben hat.
Zehntausende Menschen in den USA unterzeichneten unterdessen eine Petition, mit der sie die Ausweisung des britischen CNN-Moderators Piers Morgan fordern. Morgan hat sich nach dem Schulmassaker nachdrücklich für ein schärferes Waffenrecht in den USA ausgesprochen. Einen Befürworter liberaler Waffengesetze, der in der vergangenen Woche in seiner "Piers Morgan Tonight"-Show auftrat, bezeichnete der Moderator als "unglaublich dummen Menschen".

In dem am Freitag von einem Texaner auf der Petitions-Webseite des Weißen Hauses eingestellten Antrag wird Morgan ein "feindlicher Angriff auf die US-Verfassung" vorgeworfen und seine Ausweisung gefordert, weil er seine Position bei einem landesweiten Fernsehsender dazu nutze, die Rechte amerikanischer Bürger anzugreifen. Bis Montag hatten rund 32.000 Personen die Petition unterzeichnet.
 USA - gods own country und land of the free.

Es brauchte nur fünf Tagen nach dem Sandy-Hook-Massaker, um die nächsten 100 US-Amerikaner als Opfer vongun-related homicides zu registrieren.
Die Huffington Post hat spaßeshalber mal ein paar Tage dokumentiert…. 
This week, as mourners gathered in Newtown, Conn., to bury Sandy Hook Elementary's dead, and a nation renewed its debate over guns, the shootings did not stop. The Huffington Post spent the week tracking gun-related homicides and accidents throughout the U.S., logging more than 100 from Google and Nexis searches. This is by no means a definitive tally. In 2010, there were more than twice that many homicides alone in an average week.

There were murder-suicides. One was shot in the face while sleeping, a baby sound asleep in a crib nearby. One was a grandmother on her way home from a store.

On Saturday afternoon, a 3-year-old in Guthrie, Okla., died after accidentally shooting himself in the head with a gun he found inside his aunt and uncle's house. His uncle is an Oklahoma state trooper. […] Paul Sampleton Jr., 14, was bound and shot in his Gwinnett County, Ga., townhome on Wednesday afternoon. His father found him in the kitchen. Police suspect a robbery motive.

[…] A 20-year-old man shot and killed Veronica Soto, a young mother of two, in an apparent road rage incident on Thursday. Soto and her husband had gone out to a nearby Jack in the Box in the Houston area when they became involved in a confrontation with drivers in two other cars. The accused killer Mark Trevino, and the victim's husband pulled guns.

[…] Ramona Foreman was found shot in the doorway of the Oakland, Calif., 92nd Avenue Head Start office. The 48-year-old and her sister were walking home from a store when shots rang out. Foreman had been the innocent victim of a drive-by shooting. The victim's stepdaughter told a reporter that her grandmother was the 13th person she knows killed this year.

Deputy Sheriff Christopher Parsons, 31, worked the early-morning shift on Saturday, when he took an emergency call to assist an unconscious woman at a trailer park in Mineral Point, Mo. As he helped place the woman in the ambulance, her son came out of the mobile home and fired a rifle, killing Parsons.

[…] On Sunday in New Orleans, three people were shot and killed, including 18-year-old Lawrence Burt, 56-year-old Vivian Snyder, and a 56-year-old Jefferson Parish taxi driver Joseph Wilfred, who was shot behind the wheel. […] That same afternoon, 25-year-old Krystal Garcia Nacoa was allegedly shot to death by her husband, Leonardo Nacoa, 26, at their Porterville, Calif., home. […]
 Ein frisch wiedergewählter US-Präsident könnte nun natürlich sein Amt in die Waagschale werfen und sagen 
„so geht das nicht weiter, daß wir uns in diesem Land myriadenfach gegenseitig abknallen und hunderte Kinder von Psychopathen niedergestreckt werden!“
So viel Rückgrat würde Obama aber nie an den Tag legen; das wissen wir aus seiner ersten Amtszeit. 
Gerade läßt er sich wieder von geistig gelähmten Republikanern im Kongress vorführen.
Stattdessen wanzt er sich schon wieder an die Fundis von der GOP heran und möchte nun erst einmal eine Kommission einsetzen.
Selbst das geht den NRA-Fanatikern aber viel zu weit.
NRA-Vize Wayne LaPierre kritisierte auch die von Obama zur Waffengewalt eingesetzte Taskforce unter Leitung von US-Vizepräsident Joe Biden. "Wenn das eine Kommission ist, die nur aus einem Haufen Leute zusammengesetzt wird, die schon in den vergangenen 20 Jahren versucht haben, den zweiten Zusatzartikel (zur Verfassung, Anm. d. Red.) zu zerstören, bin ich nicht daran interessiert, in dieser Kommission zu sitzen", sagte er dem Sender NBC.

Auch ein Verkaufsverbot der von Obama besonders kritisierten Sturmgewehre und Schnellfeuerwaffen mit großen Magazinen an Privatpersonen lehnt die NRA ab. "Es wird nicht helfen. Es hat nicht geholfen", sagte LaPierre. [….Er]  hatte am Freitag mit seiner Forderung weltweit für Empörung gesorgt, als Konsequenz aus dem Schulmassaker in Connecticut landesweit bewaffnete Wächter in Grundschulen einzusetzen. […]  Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg warf der NRA eine "paranoide Vision eines noch gewalttätigeren Amerikas" vor, in dem "jeder bewaffnet und kein Ort mehr sicher" sei.
 OK; gerade wenn man denkt, nun geht es nicht mehr irrer, legen die GOPer noch eine Schippe drauf.
Bei Pierce Morgan wird nun das Prinzip „tötet den Boten“ verwendet.
Schlimmer geht immer.

Bei meinen Verwandten, die immerhin überzeugte US-Patrioten sind, ist unterdessen Resignation eingekehrt.

So klingen inzwischen die Mails, die ich von einer meiner Tanten aus Pennsylvania erhalte:
„I just know that all of you Germans are sitting around laughing at the dumb Americans and their guns.  I don’t blame them.  Americans are stupid.  The President of the NRA said today that what we need is armed security guards at all schools.  He blamed the media for all the hype, and said we should have a database of all mentally-ill people.
Well, I’m all pooped out now.”