Donnerstag, 12. Juli 2012

Hilfe vom obersten Chef


Das arme kleine Titanic-Magazin mit einer monatlichen Auflage von 99.000 Exemplaren ist ein Pressezwerg.
Zum Vergleich: Die Bild hat eine tägliche Reichweite von 12,5 Millionen Lesern.
Um die Aufmerksamkeit EINES Tages der BILD zu erreichen, müßte die Titanic also 121 Monate, über zehn Jahre lang, ihr Magazin verkaufen.

Es wundert wenig, daß die Finanzkraft der kleinen Frankfurter Redaktion nicht für die üblichen PR-Methoden ausreicht.
Was Kai Diekmann mit Money-Power erreicht, versucht Titanic-Chefredakteur Leo Fischer, wie schon seine Vorgänger, mit spektakulären Aktionen und Titelbildern wett zu machen.

So erlangte die Zeitschrift 1988 erstmals bundesweite Aufmerksamkeit, als ihr damaliger Chefredakteur Bernd Fritz an der ZDF-Sendung Wetten, dass..? teilnahm. Fritz behauptete, die Farbe von Buntstiften allein am Geschmack erkennen zu können. In Wahrheit gelang es ihm, unbemerkt unter den Rändern seiner Augenabdeckung hindurchzusehen. Noch vor laufenden Kameras klärte Fritz den verdutzten Moderator Thomas Gottschalk über diese Titanic-Aktion auf. Die Auflage der Titanic verdoppelte sich daraufhin – allerdings nur für eine Ausgabe.

In 55 Gerichtsverfahren war das Magazin verstrickt, 35 Ausgaben wurden gerichtlich verboten.

Leo Fischer ist Katholik und als solcher hat sich das Zahlen der Kirchensteuer durchaus gelohnt. Sein oberster Boss sprang ihm bei und tat ihm den Gefallen dem Mini-Blatt durch eine Klage des Papstes maximale Aufmerksamkeit zu bescheren. 
Das kleine Holzstöckchen, welches Fischer dem Papst hingehalten hatte war nur eine alberne Fotomontage auf dem Titelbild. 
Brav pawlowsch sprang der Vatikan sofort.



Benedikt ließ klagen. Laut einem Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, „verletzen Titelbild und Rückseite der aktuellen Titanic-Ausgabe den Heiligen Vater in seinen Persönlichkeitsrechten.“ Diese Aussage weist natürlich einen immanenten Logikbruch auf: Wenn Gott so groß und allmächtig ist, wie soll man ihn da beleidigen können? Was kümmert es die stolze Eiche, wenn sich ein Schmierfink an ihr wetzt? Und dasselbe gilt erst recht für den selbsternannten Stellvertreter Gottes auf Erden, denn wer so weit aus dem Fenster ruft, sollte gefälligst auch das Echo vertragen können.
Aber nein. Die heiligen Leberwürste kamen auch noch damit durch. Dass das Landgericht Hamburg sich mit der einstweiligen Verfügung gegen die Titanic zu einer billigen Pfaffenhure gemacht hat, würde im Ernst natürlich niemand behaupten, der nicht selber mit einer solchen überzogen werden will.

Die Titanic bedankte sich postwendend für die willkommene mediale Hilfe aus Rom und lud zu einem Papst-Freunde-Casting ein.

Sein Kammerdiener ist ein Verräter, die Kardinäle tuscheln über ihn, und jetzt hat ihn auch noch sein Lieblingsmagazin TITANIC betrübt – so einsam und traurig war unser Papst noch nie!
Bereits im Juni hatte TITANIC mit dem großen Freundecasting neue Kumpel für den Papst gesucht. Nun braucht er wieder Beistand! Hast DU das Zeug zum BPFE – Best Pope Friend Ever? Wie würdest du dich verhalten, wenn der Papst dein Freund wäre? Finde es raus – und schicke deine Freundschaftsbewerbung direkt an den Vatikan.

Zum Glück konnte ich mich als „Kardinal“ qualifizieren.


Wenn man Chef einer 1,2-Milliarden-Leute-Organisation ist, kann man sich natürlich nur um die wirklich wichtigen Dinge kümmern.
 Also zum Beispiel diesen Freundschaftsdienst für eine kleine Frankfurter Redaktion, die ohne das direkte Eingreifen des Vatikans noch nicht mal den Bruchteil der Aufmerksamkeit für ihr Titelbild erreicht hätte.

Interessant ist aber auch welche Taten von Katholiken Ratzinger NICHT beleidigen. 

So hat er über Dekaden klaglos hingenommen, wenn Priester kleine Jungs vergewaltigten.

In den Fällen hielt es der oberste Glaubenswächter nicht für notwendig Gerichte einzuschalten.

Auch seine Anhänger in Nordirland lässt er ohne ein Wort der Missbilligung gewähren.

Katholiken liefern sich Straßenschlacht mit Polizei.
Belfast - Es ist jedes Jahr das gleiche Spiel: Im Anschluss an einen Marsch des protestantischen Oranier-Ordens ist es am Donnerstag in einem katholisch geprägten Teil Belfasts zu Ausschreitungen gekommen. Dabei griffen irisch-katholische Extremisten im Bezirk Ardoyne die Bereitschaftspolizei an, indem sie ein brennendes Auto in Richtung der Beamten schoben, während andere mit Steinen und Flaschen warfen.