Dienstag, 19. Juni 2012

In festen Händen….




Das war ein Schockerwochende für die Austeritäts-Epigonen Berlin und Brüssel.

Es hätte ja auch schief gehen können in Athen. 
Den schlimmen Linken, der offenbar lediglich von Jutta Dithfurth gemocht wird und stets bramarbasierend als der „radikale Sozialist Alexis Tsipras“ beschrieben wird, hatte man gefürchtet wie der Teufel das Weihwasser.

Das Griechische Wahlrecht hätte es möglich machen können, da die stärkste Fraktion freundlicherweise einen Aufschlag von 50 Sitzen bekommt (!).
Seine Syriza hatte mit 28,89 % satte 10,1 Prozentpunkte hinzugewonnen. Macht 71 Sitze. Die konservative Neo Dimokratia landete mit 29,66 % nur knapp davor und bekam wegen des 50-Sitze Bonus‘ 129 Sitze.
 Einen lumpigen Prozentpunkt mehr für Tsipras und er hätte den 50-Sitze-Bonus bekommen, während die Konservativen auf 79 Stimmen geschrumpft worden wären. Gerade mal 170 350 Stimmen mehr als die SYRIZA hatten die Rechten erfochten.

Das war knapp und Merkel atmet durch.

Eigentümlicherweise ist die „Euro-Krise“ dennoch nicht vorbei.

Die Finanzmärkte geben Europa keine Atempause: Selbst 100 Milliarden Euro für Spaniens Banken und die eigentlich beruhigenden Wahlergebnisse in Griechenland sorgen derzeit nur stundenweise für Entspannung.

Meiner Ansicht ist das eine faszinierende Betrachtungsweise der Krise, die sehr viel über die handelnden Personen und Kommentatoren offenbart.

Es steckt offensichtlich immer noch das Denken dahinter „die Linken können nicht mit Geld umgehen; nur die Konservativen bringen die Finanzen in Ordnung“

Dabei waren es doch zweifelsfrei die neoliberalen „alle-Macht-den-Märkten“-Strategien, die das Desaster angerichtet hatten.

Statt endlich jemanden ans Ruder zu lassen, der die Banken an die Kandare nähme, freuen sich die Merkel-Europäer über einen hellenischen Wahlsieg, der genau die Typen stärkt, die schuldig an der katastrophalen Lage sind.

Der Sieg der Konservativen in Griechenland beruhigt Europa. Fragt sich nur: warum eigentlich? Immerhin sind sie für das Elend mitverantwortlich.  […]  Wer sich erinnert, wie die Anhänger der Nea Dimokratia einst gejubelt haben, wie sie in Athen die Nacht zum Tag gemacht haben nach ihrem Triumph bei den Wahlen im Olympiajahr 2004, dem muss das jetzt vorkommen wie ein kleinlauter Sieg. Von 2004 bis 2009 durfte die ND schon mal das Land verwalten, und sie hat in dieser Zeit das Haushaltsdefizit von fünf auf 15 Prozent hochgetrieben. Vergessen haben das die Griechen nicht. Auch nicht die Skandale, in die Politiker der Konservativen verwickelt waren.
(Christiane Schlötzer 19.06.12, SZ)

Als Deutschlands Wirtschaft nach dem Krisenjahr 2008 wegtaumelte, befand der Urnenpöbel allerdings auch, es sei nun der richtige Zeitpunkt ausgerechnet die Markt-schreienden antiregulatorischen FDP’ler Westerwelles mit dem 15%-Rekordergebnis in die Regierung zu schicken.
Das ist so, als ob der Dachstuhl brennt und man Brandstifter dagegen engagiert, um mal ein ordentliches Feuerchen zu machen.

Die beliebteste Kanzlerin der Deutschen tut unterdessen das, was sie am besten kann: Umverteilen - von unten nach oben. Unten gibt es ein Heer der Billig- und Leiharbeiter, der Aufstocker und Ein-Euro-Jobber. Und Oben....

Deutschland wird zur Hochburg der Millionäre.
In Deutschland ist die Zahl der Wohlhabenden stark gestiegen - trotz Euro-Krise. Nur in zwei Ländern der Welt gibt es mehr Dollar-Millionäre als in der Bundesrepublik. […]
Der Club der Reichen bekommt in Deutschland immer mehr Mitglieder. Die Euro-Krise kann den Vermögenden hierzulande offenbar nichts anhaben. Die Zahl der Millionäre ist überdurchschnittlich gestiegen, heißt es im aktuellem "World Wealth Report 2012".
 […] Der größte Anteil dieses Wachstums kann den vermögenden Privatanlegern zugeordnet werden, die zwischen einer und fünf Millionen Dollar besitzen.
 (Spon 19.06.12)