Freitag, 1. Juni 2012

Impudenz des Monats Mai 2012.



Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Heute wird mal wieder eine Einzelperson geehrt, obwohl auch Piraten und Linke gut im Rennen lagen.

Gewonnen hat aber Dr. Manfred Lütz, der Kölner Fach-Theologe für Wahnsinn und Umnachtung.
Er ist die Impudenz des Monats Mai!
Lütz ist für Talkshows sowas wie Nina Hagen auf katholisch. „Bereichert“ er eine Runde, kann man sich genüsslich zurück lehnen und herzlich lachen.
Ein oberflächliches Amüsement. 
Die Vorstellung, daß dieser Mann auch noch als Psychiater arbeitet, läßt einem das Blut in den Adern gefrieren.
Ob es im Alexianer-Krankenhaus in Köln, welches er leitet, einst eine Kuckucksnest-Rochade gab? Daß also Patienten und Ärzte vertauscht wurden, ohne daß es auffiel?

Da er auch Mitglied des Päpstlichen Rates für die Laien, Mitglied im Direktorium der Päpstlichen Akademie für das Leben und Berater der Vatikanischen Kleruskongregation ist, spricht viel dafür, daß der mit einer Hochadeligen verheiratete Ratzingerianer schon lange nicht mehr alle Murmeln beisammen hat.

Die Einschläge der geistigen Umnachtung passieren inzwischen in immer höherer Frequenz.
Einige Lütz-Erkenntnisse:

Vor zwei Jahren schaltete er sich mit einem Meinungsartikel im FAZ-Feuilleton in die Debatte um die sexuellen Missbräuche durch katholische Priester ein. 
Klar war für ihn:
Die öffentliche Aufregung darüber sprenge jedes Maß!

Nun hat die Deutsche Bischofskonferenz im Jahre 2002 Leitlinien erlassen, nach denen alle Diözesen ein klares Prozedere eingeführt haben. [….] Mit Erfolg. Auch die engagierte Offenheit der Presse gegenüber, die jetzt der Leiter des Berliner Canisiuskollegs an den Tag legte, entsprach dieser Linie.  Reduziert man das derzeitige aufgeregte Rascheln im deutschen Blätterwald auf seinen Kern, so zeigen die jetzt bekanntgewordenen Altfälle aus den siebziger und achtziger Jahren nur erneut, wie wichtig die vor einigen Jahren getroffenen Maßnahmen sind. Wirkliche Neuigkeiten sind das nicht. Es hat sozialpsychologische Gründe, wenn dennoch die öffentliche Aufregung alle Grenzen sprengt. In unserer „vaterlosen Gesellschaft“ [….]  wächst der katholischen Kirche eine wenig attraktive Rolle zu. [….]
Vor allem die obrigkeitsfrommen Deutschen, denen ihre Kaiser und Führer ein für alle Mal abhandengekommen sind, umschleichen diese Leerstelle und haben in der katholischen Kirche ein Ersatzobjekt des Protestierens gefunden. Dass an der Spitze dieser Kirche auch noch Männer stehen und ganz an der Spitze ein Heiliger Vater, erleichtert die Projizierung aller nichtgelebten Vaterkisten, aller nachgeholten Pubertät, allen nicht addressierbaren Protestes auf eine Institution, die sich zu Normen bekennt und ihre historische Identität nicht leugnet.
Sex ist das Lieblingsthema der Pubertät, und pubertär wirken tatsächlich nicht selten die Debattenbeiträge von sonst ganz erwachsenen Zeitgenossen, wenn es gegen die Kirche geht. Da ist manch einem selbst die alte Machothese „Sex muss sein“ nicht zu schade, um den Zölibat anzugreifen. [….]
Die linke Szene hätschelte die Pädophilen. Bevor sich Jan Carl Raspe in die RAF verabschiedete, pries er 1969 im „Kursbuch“ die Kommune 2, in der Erwachsene Kinder gegen deren Widerstand zu Koitierversuchen brachten. Bei den Grünen gab es 1985 einen Antrag auf Entkriminalisierung von Sex mit Kindern, und noch 1989 erschien im renommierten Deutschen Ärzteverlag ein Buch, das offen für die Erlaubnis von pädosexuellen Kontakten warb. In diesen Zeiten wurde insbesondere die katholische Sexualmoral als repressives Hemmnis für die „Emanzipation der kindlichen Sexualität“ bekämpft.
[….] In der derzeitigen Debatte wird gewöhnlich der gesellschaftliche Kontext ausgeblendet und die katholische Kirche isoliert als Sündenbock für all die abseitigen und skandalösen Träume vom Kindersex gebrandmarkt, die in alternativen Kreisen vor vierzig Jahren geträumt wurden. Kirchenkritiker und auch manche Kirchenvertreter ergreifen die willkommene Gelegenheit, ihre üblichen Platten aufzulegen: Die kirchlichen Strukturen, die Sexualmoral, der Zölibat seien schuld. Doch das ist nichts anderes als unverhohlener Missbrauch mit dem Missbrauch, vor allem aber gefährliche Desinformation, die Täter schützt.
 (Manfred Lütz 11.02.10)

(Wußte ich's doch: Wenn ein Priester einen Messdiener penetriert, sind daran nur die ausgeflippten 68'erSchuld.)

Trotz seiner unermüdlichen Tatshowtätigkeit mußte der 58-Jährige entsetzt feststellen, daß es immer noch einige Herz-versteinerte Widerborstige gibt, die leugnen, daß es Gott gibt. 
Dabei lägen die Beweise doch klar auf der Hand.

Nach 2000 Jahren Unklarheit schwingt sich Dr. Lütz mit seinem bahnbrechenden Buch
 „Gott: Eine kleine Geschichte des Größten“ 
zum ultimativen Evangelisten auf. Er wird allen ketzerischen Zweiflern die Existenz Gottes beweisen, auf daß wir alle Christen werden. 
Explizit an die Ungläubigen richtet er seine finale Bekehrungsschrift. 
Und das geht so:

Gott existiert! Das ist für Manfred Lütz kein persönlicher Glaube, sondern Wahrheit. […] Mit seinem Versuch, Atheisten zu Gott zu führen, tut er nach seiner Vorstellung ein gutes Werk. Denn "wer denkt, Atheismus sei eine lustige Sache, der hat sich geirrt", meint Lütz. So stellt er eine zunehmende Angst in unserer Gesellschaft fest, die auf die Enge unseres Lebens zurückzuführen sei.
[…] Mit Gottesbeweisen aus unterschiedlichsten Zeiten und Bereichen will der Psychiater und Theologe die Existenz Gottes belegen. […] So würde auch aus naturwissenschaftlicher Perspektive nicht alles auf der Welt notwendig passieren. Wäre also ein Eingreifen Gottes möglich. Quantensprünge zum Beispiel seien Phänomene, die keiner Gesetzmäßigkeit folgten. […]  "Warum rauben Sie keine Bank aus, wenn Sie sicher sein können, dass man Sie nicht erwischt?", fragt er. Der Gläubige könne die Bank nicht ausrauben, da seine Religion ihm Werte vorgebe und er Rechenschaft vor einem höheren Wesen abzulegen hätte.
Für den Atheisten sei es dagegen unvernünftig, eine Bank nicht auszurauben.

Logisch. 
Als Atheist hat man keine Moral und muß sich nicht vor dem Jüngsten Gericht fürchten. 
Daher ist es für uns nur logisch kriminell zu sein. Nur Polizei und Justiz, also die Angst erwischt zu werden, halten uns davon ab Tag und Nacht zu rauben, morden und vergewaltigen.

Unter Christen hingegen ist Kriminalität unbekannt. 
Ihre natürliche Gottesfurcht bewahrt sie vor amoralischen Verhaltensweisen.

Diese Woche nun erklärt uns der Psychiater und Theologe des Vatikans wie schädlich es ist gesund sein zu wollen.
 Da Atheismus eine trostlose Angelegenheit sei, versuchten die Ungläubigen Ersatz zu schaffen und ihr irdisches Dasein möglichst in die Länge zu ziehen.

Lütz: Viele Leute glauben nicht mehr an den lieben Gott, sondern an die Gesundheit. Früher hat man gefastet, um in den Himmel zu kommen. Heute fastet man, um möglichst spät und möglichst gesund in den Himmel zu kommen. Die uralte Sehnsucht des Menschen nach ewigem Leben, nach ewiger Glückseligkeit ist unverändert. Aber da man sich zumindest in Mitteleuropa angewöhnt hat, auf den eigenen spirituellen Wurzeln, also auf Christentum und Kirchen, herumzutrampeln und sich mit Buddhismus aus der Dose begnügt, geht die Sehnsucht ins Leere. [….]
Die Bewältigung dieser Todeserfahrung war bisher Aufgabe der Religion. In einer so religionsmüden Situation, wie wir sie im Moment in Mitteleuropa haben, fehlt vielen der Trost des Christentums. Deshalb äfft man Religion nach. Wie beim Ablasshandel hofft man auf den Segen des neuen Doktors und tut gute Werke für die Gesundheit. [….]  Die Menschen leben ja heute kürzer als im Mittelalter. Der mittelalterliche Mensch lebte sein diesseitiges Leben plus das ewige Leben. Psychologisch war der Tod für ihn nur ein Durchgangspunkt zum ewigen Leben. Doch heute ist für viele Menschen das Leben zusammengeschnürt auf diese kurze irdische Lebenszeit. Im Wartesaal des Lebens ist der Tod ausgebrochen, der endgültige Tod ohne Wenn und Aber. Und das führt zu dieser gesundheitsfrommen Hektik.
(Die Presse 27.05.12)

Unglücklicherweise wählte die Impudenz des Monats Mai für sich nicht den Zölibat, sondern bummerte mehrfach sein Eheweib Isabelle Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg an, so daß seine bedenklichen Gene in die nächste Generation gestreut wurden.

Seine allerneueste Erkenntnis verriet das Hirn unter den Theologen der Katholischen Nachrichtenagentur:

Joseph Ratzinger zeichne sich durch besondere Liberalität aus!

Lütz: „Über das Katholische befindet letztlich nur der Papst. Und der verhält sich bekanntlich wenig exkommunikatorisch. Für mich ist das durchaus eine Form von Liberalität.“
(KNA 27.Mai 2012)

Es ist beruhigend zu wissen, daß der Vatikan so gute Berater wie Manfred Lütz hat!