Sonntag, 22. April 2012

Generationengerechtigkeit.



Der unbeliebteste Außenminister, den die Bundesrepublik Deutschland jemals hatte, wurde im Mai 2011 als Parteivorsitzender abgesetzt. 
Mit 49 Jahren war er zu alt geworden. Die junge Generation mußte ran.

Mit der eigenen Programmatik passt das nicht recht zusammen - aber seit wann kümmert sich die FDP um ihre eigenen Versprechen?

Die FDP fordert eine generationengerechte Rentenpolitik, die den Erfordernissen der älter werdenden Gesellschaft entspricht. Sie tritt deshalb für eine möglichst lange Teilhabe der Bürger am Erwerbsleben auf der Basis einer freien Entscheidung ein. Das Konzept eines flexiblen Übergangs vom Erwerbsleben in den Ruhestand ermöglicht es Älteren, die Arbeitszeit bei Bedarf ab dem 60. Lebensjahr zu reduzieren. Gleichzeitig erhalten sie die Möglichkeit, unbegrenzt hinzu zu verdienen.
(FDP 06.04.2011)

An die Parteispitze sollten Jüngere.
 Philipp Rösler rutschte kurz nach seinem 38. Geburtstag an die Parteispitze, übernahm das Vizekanzleramt und tauschte gleich auch noch das Gesundheitsministerium gegen das Wirtschaftsministerium. 
Nicht daß er irgendetwas von Ökonomie verstünde; der studierte Arzt hatte nie in der Wirtschaft zu tun und genoß keinerlei Ausbildung auf diesem Gebiet. 
Aber die FDP besetzt eben gerne Staatsämter anti-qualifikatorisch. 
Wer es am wenigstens kann, bekommt den Job.
Siehe Entwicklungsminister Niebel, der als FDP-General das Entwicklungshilfeministerium abschaffen wollte und heute ausrangierten FDP-Versager auf den Stellen seines Amtes parkt, während er die Lobbyisten ganz direkt Politik machen läßt.

Das BMZ setzt ungeniert den Lobbyisten Ralf Retter vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) als Referenten ein.
 Retter ist als BMZ-Referent für die Vorbereitung von G-8-, G-20- und Sherpa-Treffen verantwortlich. Diese neue Stufe der FDP-Hörigkeit läßt einen mit den Ohren schlackern.
 "Es ist degoutant, dass ein BDI-Vertreter in solchen Verhandlungen die Bundesregierung vertritt", kritisiert die Vorsitzende von Transparency Deutschland, Edda Müller.


Er wurde mit 30 Jahren FDP-Generalsekretär und kann auf die eindrucksvollste Negativbilanz der Parteigeschichte zurück blicken:
 Als Parteimanager führte er die FDP innerhalb von zwei Jahren von 15% ins 3%-Tal und die totale inhaltliche Bedeutungslosigkeit.

Mit 32 Jahren hatte er Ende 2011 ein solches Desaster angerichtet, daß er sich mit einer vernichtenden Bilanz vom Acker machte.

Und so gehen die Parteimitglieder mit dem Totalversager um:

Als er von der Bühne geht, springen sie auf. Sie pfeifen, sie johlen, sie klatschen und ihre Gesichter strahlen. […] Stolz, Selbstbewusstsein, Toleranz und natürlich Freiheit: „Das ist meine FDP“, hat er ihnen zugerufen. So etwas wollen die Liberalen hören, das macht ihnen Mut, das gibt ihnen Kraft. […] 200 000 Flyer und unzählige Plakate hat die FDP in Düsseldorf Ende März mit den Botschaften und dem Gesicht ihres jungen Spitzenkandidaten gedruckt, dem es gelungen ist, sogar den ehemaligen SPD-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement in seinen Wahlkampf einzubinden. Dessen heiße Phase hat in Nordrhein-Westfalen an diesem Wochenende noch gar nicht begonnen. Doch die Flyer und Plakate mit dem Gesicht von Lindner sind schon alle vergriffen.

Gaga ist das Motto der Liberalen. 
Auch der 39-Jährige Rösler gilt inzwischen als total ausgebrannt. Unrettbar hat er die FDP in Richtung Bedeutungslosigkeit manövriert.

Die Partei, die einen 32-Jährigen General Linder verschlissen und einen 39-Jährigen Chef so gut wie aussortiert hat, wendet sich nun dynamischeren Altersgruppen zu.

Liberale feiern ihren Erwecker Brüderle. […]
Brüderle, den viele als potentiellen Nachfolger von Parteichef Philipp Rösler sehen, berauschte die Delegierten zum Abschluss mit einem Frage-und Antwort-Spiel. Er rief reihenweise Erfolge der Koalition auf und fragte dann den Saal: "Wer hat's gemacht?" Donnernd kam die Antwort: "Wir haben es gemacht!" So ging das minutenlang, zur sichtbaren Freude vieler Delegierten. Hier wärmte einer die strapazierte liberale Seele. Hätte Westerwelle einen solchen Auftritt hingelegt, es wäre wohl anmaßend erschienen, bei Rösler wäre es gar als kabarettistische Vorlage interpretiert worden. Bei Brüderle aber, dem listigen Mann aus Rheinland-Pfalz, wird ein solcher Polter-Auftritt allein schon durch seine nuschelnde Mundart ins Gemütlich-Ironische abgemildert.
 […] Je länger Brüderle sprach, umso mehr rauschte es durch die Halle. Es gipfelte in dem Bekenntnis, die FDP gehöre nicht zu den "Wegduckern, Warmduschern und Wegguckern". Der Saal dankte es ihm mit langem Jubel.

Brüderle, der im Juni 67 Jahre alt wird, ist also der Mann der Zukunft in der FDP.

Das ist ja kein Alter. 

Uralt und daher dringend austauschbedürftig ist die hessische FDP-Kultusministerin Dorothea Henzler, die mit 63 Jahren offenbar innerhalb ihrer Partei als hoffnungslose Gerontin angesehen wird. Ihre Partei mobbte sie erfolgreich weg.

Es ist der zweite Rücktritt eines FDP-Ministers in Hessen innerhalb von zwei Tagen: Nach Wirtschaftsminister Dieter Posch hat am Samstag Kultusministerin Dorothea Henzler ihren Rückzug angekündigt. Grund: Die Partei wünsche eine Verjüngungskur.  Henzler will „spätestens bis zum 1. Juli 2012“ aus dem Amt scheiden, wie sie am Samstagnachmittag schriftlich verkündete. „Als Kultusministerin habe ich mehr als drei Jahre mit Leib und Seele Bildungspolitik mit liberaler Handschrift gestaltet und hätte gerne gemeinsam mit Staatssekretär Dr. Herbert Hirschler meine Arbeit bis zum Ende der Legislaturperiode fortgesetzt“, schrieb sie. „Es besteht in meiner Partei jedoch der Wunsch nach einem Generationenwechsel noch in dieser Legislaturperiode.“ Henzler ist 63 Jahre alt. […]  „Ich fühle mich nicht zu alt für dieses Amt“, sagte Henzler der Nachrichtenagentur dpa. Das Ansinnen der Partei habe sie „überrascht“, sie beuge sich aber der Parteiräson. […]   Die SPD hingegen bezeichnete die 63-Jährige als „das zweite Mobbingopfer der Parteiführung an zwei Tagen“. Offensichtlich lägen bei der hessischen FDP die Nerven blank. Den Grünen zufolge „herrscht blanke Panik bei Schwarz-Gelb“.

Am Freitag hatte die eigene Partei den 67-Jährigen Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) zum Rücktritt gezwungen.

Ich vermute, die Hessische FDP wird beide Ministerien mit Thirtysomethings neu besetzen, die dann innerhalb von einem Jahr die Hessen-FDP, die jetzt in Umfragen bei drei Prozent steht (Landtagswahlergebnis Hessen 18.01.2009: FDP = 16,2%) auf demoskopische Promillewerte reduzieren werden.

Anschließend wird man ganz fürchterlich unzufrieden sein und die ehemalige Chefin Ruth-„Arschloch“-Wagner (geb. 1940) als neue Hoffnungsträgerin installieren.

Ich vermisse Fipsi Rösler jetzt schon; er ist so lustig.

Am Tiefpunkt seiner Rede nimmt sich Philipp Rösler die Piraten vor. Ein ihm bekannter Fotograf, beginnt Rösler seine schräge Argumentationskette, habe die Piraten auch mal toll gefunden. Als der aber gemerkt habe, dass die seine Bilder kostenlos im Netz verteilen wollten, fand er sie nicht mehr toll. Die deutschen Soldaten vor Somalia, sagt Rösler da völlig unvermittelt, sollten doch auch mal gefragt werden, was sie von den Piraten hielten. "So bekommt Freibeuterei eine ganz neue Bedeutung."    Die Mitglieder der deutschen Piratenpartei gleichsetzen mit den mordenden Freischärlern am Horn von Afrika? Viele in der Messehalle Karlsruhe schütteln ob dieses Vergleichs aus der Kategorie "geschmacklos" den Kopf, während sie pflichtschuldig ihre Hände zum Applaus nötigen.

Jepp!“, sagte Philipp Rösler. Der Vizekanzler machte ein Lausbubengesicht und grinste den Fernsehmoderator an. Es war nicht so, dass Rösler gerade auf die Frage geantwortet hätte, ob er als Kind mal ein Päckchen Streichhölzer geklaut hat. Darauf wäre „Jepp!“ möglicherweise eine passende Erwiderung gewesen. Nein, Philipp Rösler war gefragt worden, ob es stimmt, dass die Kanzlerin aus der Presse erfahren musste, dass die FDP gegen ihren Willen Joachim Gauck als neuen Bundespräsidenten vorschlagen würde. „Jepp!“, sagte Rösler. Und grinste. Dieser Moment gab den letzten Hinweis, den es noch brauchte, um sicher zu sein, dass der FDP-Chef, Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister innenpolitisch endgültig in den Bereich der Lächerlichkeit abgerutscht ist. Ein Parteivorsitzender, der die Staatsgeschäfte medial als Lausbubenstreich verwurstet, der ist keine ernst zu nehmende Kraft mehr. Und seine Partei gleich mit.

In Wahrheit aber ist das Parteivolk tief unzufrieden mit seinem Vorsitzenden. Die Prophezeiungen, dass er bald abtreten müsse, könnten schon bald eintreten.  Die Verunsicherung Philipp Röslers ist mit Händen zu greifen. Der Parteitag schien weitgehend an ihm vorbeizulaufen. Seine Rede, von der sich alle neuen Schwung versprochen hatten, blieb ohne Resonanz. Rösler hat in Karlsruhe seine Partei nicht erreicht. Schlimmer noch: Nichts spricht dafür, dass ihm dies je noch einmal gelingen wird.

Nachdem Terminator Rösler die FDP in die absolute Bedeutungslosigkeit bugsiert hat, sehe ich noch viele internationale Posten für ihn.

Es wäre schön, wenn er mit ähnlichem „Erfolg“ anschließend noch der FPÖ, den US-Republikanern und dem Front national vorsäße!

So ein Talent darf man nicht verschwenden.