Mittwoch, 29. Februar 2012

Wenn es zu Ende geht und die Christen kommen.


Heute war es wieder einmal soweit, daß ich beruflich in einer Einrichtung der „Albertinengruppe“ in Hamburg zu tun hatte. 
Dabei handelt es sich im Wesentlichen um zwei Krankenhäuser, die vom evangelisch-freikirchlichen Albertinen-Diakoniewerk e.V. betrieben werden.
Diese wurde 1907 von der baptistischen Oberin Albertine Assor gegründet, stellt sich dieser Aufgabe seit über 100 Jahren: in unseren Krankenhäusern, den Senioren- und Pflegeeinrichtungen sowie dem ersten Hamburger Hospiz in christlicher Trägerschaft.
Unsere Einrichtungen stehen für hohe medizinische und pflegerische Kompetenz sowie die Verzahnung von ambulanten, stationären, akut-medizinischen, rehabilitativen und pflegerischen Leistungsangeboten. Gemeinsam mit vielen Partnern.
Doch genauso wichtig wie innovative Medizin und Pflege bleibt die menschliche Zuwendung - von der Geburt bis ins hohe Lebensalter. Unser Leitsatz "Menschen so zu behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen" ist aktueller denn je und prägt die Atmosphäre in unseren Einrichtungen.
„Die Albertinen-Stiftung fördert die Arbeit des Albertinen-Diakoniewerks und unterstützt humanitäre und soziale Projekte. Die Albertinen-Gruppe erwirtschaftet mit rund 2.400 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von über 150 Mio. Euro und zählt zu den Top-30-Arbeitgebern in der Hansestadt.“

Ein recht großer Laden also

Bekanntlich werden in kirchlichen Einrichtungen die Mitarbeiter untertariflich bezahlt, genießen nicht die vollen Arbeitnehmerrechte und können gefeuert werden, wenn sie sich scheiden lassen oder homosexuell sind. 
Juden, Moslems oder Atheisten müssen draußen bleiben.

In speziellen "Arbeitsrechtsregelungen" der evangelischen Landeskirchen und "Grundordnungen" der katholischen Bistümer ist zum Beispiel auch verordnet, dass es keine Betriebsräte und kein Streikrecht gibt. Im Konfliktfall suchen die Gerichte bestenfalls einen "schonenden Ausgleich" zwischen der widersprüchlichen weltlichen und religiösen Rechtsordnung.
"Um der Glaubwürdigkeit der Kirche willen", wie der führende protestantische Jurist Walther Rießbeck formuliert, müssen alle Mitarbeiter auch außerdienstlich als wahre Christen auftreten.
(Hermann Horstkotte, 20.02.12)

 Das bei den Lohnkosten eingespart Geld wird für fromme Folklore ausgegeben.
Kein Zimmer, das nicht von übergroßen Kalendern mit täglich neuen Bibelsprüchen dominiert wird, kein Schrank, keine Schublade ohne Bibel und Kreuze soweit das Auge reicht.

Die enorme Zahl von jährlich 35.000 stationären Patienten erreicht die Albertinen-Stiftung unter anderem dadurch, daß man Alte und geriatrische Fälle in Viererzimmer zusammenfasst.

Vier Mann, vier Betten, ein Klo, ein Waschbecken.
Mehr ist nicht.

Mir ist klar, daß man auf hohem Niveau jammert, wenn man Viererzimmer beklagt. 
In den meisten Ländern wäre das Luxus.

Aber andererseits werden von ganz normalen gesetzlichen Krankenkassen betriebene Einrichtungen heutzutage ganz anders ausgestattet. 

Nur zwei Straßen weiter liegt beispielsweise das Herz-Rehazentrum der Barmer-Ersatzkasse; deren Ausstattung wie von einem anderen Stern wirkt.

Sie wohnen alleine oder gemeinsam mit Ihrer Begleitung in einem unserer komfortablen und geschmackvoll eingerichteten 40 Einzelzimmer.
Alle Zimmer sind mit Dusche/WC, Föhn, Telefon, Flachbildfernseher, Radio und Direktruf zum Pflegedienst ausgestattet.
Eine kleine Sitzgruppe sowie ein bequemer TV- und Ruhesessel runden Ihren Wohnbereich ab.

Das mit der Nächstenliebe ist eine auslegbare Angelegenheit.
Der Dienst am Mitmenschen ist relativ.

Unser Leitsatz "Menschen so zu behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen" ist aktueller denn je und prägt die Atmosphäre in unseren Einrichtungen.
Herzlich willkommen bei Albertinen!

Auf Würde kommt es da nicht so an. 
Wichtiger ist, daß die Patienten unter allen Umständen am Leben gehalten werden. 
Wie es ihnen dabei geht und ob das überhaupt ihren Wünschen entspricht, zählt gar nichts.

Da kann man eben auch ein vier Personen ohne Telefon und TV stapeln, die dann dazu verdammt sind stumm die Decke anzuglotzen, bis der liebe Gott sie zu sich holt.

Das ist das Grundverständnis der Christen - man ist zur Fremdbestimmung verdammt und hat kein Recht

 Zu entscheiden, welcher Art von Erotik man zusagt, wen man lieben möchte, was im Uterus vor sich geht und wann man keine Lust mehr hat zu leben - steht einem Christen nicht an.

Diese absolut grundlegend menschlich-Individuellen Angelegenheiten werden von Dogmen geregelt, welche auf Prämissen fußen, die nur ein Religiot versteht.

 Beide großen Kirchen betonen heute, daß Suizide grundsätzlich verboten wären und unter keinen Umständen zu tolerieren wären.

Da ist nämlich ganz schnell Schluß mit der Nächstenliebe.
Falls es jemand noch nicht weiß: Wir müssen alle sterben; der Tod ist weder unnatürlich noch selten.
Selten ist aber in unserer hochtechnisierten westlichen Welt, die sich viel auf die stets steigende Lebenserwartung einbildet, daß man im hohen Alter schmerz- und beschwerdefrei plötzlich stirbt. 

Über 90 % der Deutschen sterben in Krankenhäusern, davon Hunderttausende an Krebs.

Die einzige noch häufigere Todesursache sind Herz/Kreislauferkrankungen. 
Das klingt für den Laien vielleicht harmloser, bedeutet aber praktisch gesehen nicht weniger Unannehmlichkeiten.

Bei Herzklappendefekten oder Herzschwäche wird das Ende in der Regel so eingeläutet, daß die Flüssigkeit im Körper nicht mehr umgepumpt werden kann. Wasser lagert sich in den Beinen und schließlich in der Lunge ein (Pleuraerguss).
Nach meiner Vorstellung ist das eine der übelsten Todesarten überhaupt - man ertrinkt innerlich, da eine volllaufende Lunge natürlich immer weniger in der Lage ist Sauerstoff und Kohlendioxid auszutauschen.
Man „bekommt immer weniger Luft“.
 Dieses grausame Spiel wird in Krankenhäusern üblicherweise mit Diuretika bekämpft, weil Punktionen zu viele Risiken (Protein-Schock, Infektionen, Pneumonie...) bergen. 
In dem Fall läuft man innerlich voll Wasser und wird gleichzeitig ausgetrocknet. 
Das bedeutet Inkontinenz, grauenvollen Durst und Kollaps des Mineralhaushalts, wodurch das Gehirn immer weniger funktioniert und man auch noch langsam den Verstand verliert.

Ein Teufelskreis. 

Ein Spiel, das man irgendwann verliert.

Ich wüßte beim besten Willen nicht was näher läge, als in so einem Fall zu entscheiden, daß man den Prozess zumindest etwas beschleunigt, indem man sich nicht mehr beatmen läßt und das grauenhafte Erstickungsgefühl mit Morphium übertüncht.

Die Experten für die Nächstenliebe sehen das ganz anders. 
Ihr Motto ist „der Mensch soll sich quälen, so lange wie möglich!“

„Gott hat uns das Leben geschenkt, es ist uns anvertraut“, sagt Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz. Die Selbsttötung verstoße gegen das sittliche Gesetz. Das fünfte Gebot spreche eine klare Sprache: „Du sollst nicht töten.“
Die beiden Kirchen lehnen die Selbsttötung sowie die Beihilfe dazu ab. Die katholische Kirche glaube an den barmherzigen und liebenden Gott. „Gerade deshalb dürfen wir seiner Liebe nicht begegnen, indem wir das, was er uns anvertraut hat – unser Leben – zerstören. Gott ist der Herr des Lebens – auch wenn wir den Tod nicht immer verstehen können“, sagt Kopp.
Den gleichen Standpunkt vertritt die Evangelische Kirche. „Vertrau’ dich Gott an, auch wenn es schwer wird, seine Pläne und Wege sind manchmal rätselhaft“, sagt Reinhard Mawick, Sprecher der Evangelischen Kirche Deutschland. Der Wunsch, sich umzubringen, sei oftmals ein Ausdruck der Verzweiflung, hier sollte dem Betroffenen lebensbejahend zur Seite gestanden werden. Trotzdem verurteile die Evangelische Kirche niemanden, der sich für eine Selbsttötung entscheidet.

Falls ich es noch nicht gesagt haben sollte:

Ich verachte die Kirchen für ihre unmenschliche und über alle Maßen arrogante Haltung!

Hier handelt es sich um das Gegenteil von Mitleid.
Und wie soll jemand das Leben geschenkt haben, den es gar nicht gibt?

Wundersame Welt der Religioten!