Mittwoch, 8. Februar 2012

Taktiererei.

Ich weiß gar nicht, was ich mir noch wünschen soll.
Wenn sich die wirtschaftliche Lage in Amerika deutlich verbessert, was einige Journalisten behaupten und was die Republikaner fürchten wie der Teufel das Weihwasser, könnten Obamas Beliebtheitswerte wieder ansteigen. 
Ein kräftiger Aufschwung in den USA wäre also gut - am besten in Kombination mit einer Rezession in Europa (was Merkel mit dem Abwürgen der Konjunktur schon noch hinbekommen wird…), so daß sich das Weiße Haus als überlegener Ökonom inszenieren kann.

Der Nachteil wäre allerdings, daß ich mir dann auch wieder ewig anhören muß, daß damit bewiesen wäre, wie hoffnungslos das kommunistische Wirtschaftsmodell in Europa (Kündigungsschutz, Krankenversicherung für alle, Mitbestimmung, Umweltrichtlinien, Regulierung der Finanzmärkte…) dem angelsächsischem Kapitalismus unterlegen wäre.

Angesichts der bedrohlichen Weltlage möchte ich natürlich unbedingt, daß Obama wiedergewählt wird, weil ich diese GOP-Halbaffen einfach für zu gefährlich halte.

Man kann sich schließlich auch nicht darauf verlassen, daß alle anderen Regierungen stets vernünftig handeln und die irrational irrlichternden Amis besänftigen.
Vielleicht will Cameron ja mal wieder ein bißchen mit Argentinien Krieg spielen.
Und in der brenzligen Region wimmelt es mit Achmadinedschad, Netanjahu und Assad von Irren. 

Wenn man sich dazu noch einen Rick Santorum oder Newt Gingrich am Koffer mit den Atom-Codes vorstellt, wird es unbefriedigend.

Und wieso stecken wir in so einer Situation? 
Aufgrund der Doofheit der Menschen und der Religion; die auch noch eine Interdependenz bilden.

Nein, es sollte lieber Obama im Oval Office absitzen, der mich zwar ähnlich befriedigt, wie Mücken im Schlafzimmer, aber dafür vermutlich nicht ganz so schnell auf den Auslöse-Knopf für einen neuen Krieg drückt.

Welches ist also der schlagbarste Gegner für den amtierenden Präsidenten? 
Wenn man den Umfragen glauben darf, Santorum. 
Dann Gingrich und Romney dürfte die härteste Nuss für die Demokraten sein.
Der Mormonen-Moron hat den Vorteil, daß er einigermaßen überzeugend stets das behaupten kann, was gerade bei seinen Zuhörern angesagt ist.

Beispiel:
Gestern hat das oberste Kalifornische Gericht das Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe aufgehoben. Ein Geschenk für die wahlkämpfenden GOPer, die wieder ein Thema mehr haben, mit dem sie sich als konservative Wertebewahrer inszenieren können.

Mitt Romney zürnt öffentlich und vertritt damit die diametral entgegengesetztem Linie seiner  Amtszeit als Gouverneur.

Romney Slams Proposition 8 Verdict, ‘Politics And Prejudices’ Of Judge.
  In 1994, Mitt Romney called for “full equality” for LGBT Americans, but this afternoon his presidential condemned the Ninth Circuit Court of Appeal’s ruling against Proposition 8. “Today, unelected judges cast aside the will of the people of California who voted to protect traditional marriage. This decision does not end this fight, and I expect it to go to the Supreme Court,” Romney said. “I believe marriage is between a man and a woman and, as president, I will protect traditional marriage and appoint judges who interpret the Constitution as it is written and not according to their own politics and prejudices.”

Flipflopping wird zwar nicht gern gesehen und ich wüßte auch nicht, daß je ein GOPer ganz in deutscher Tradition seinen Wählern zugerufen hätte “Was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern?“

Aber zum Glück für die Flippflopper sind die rechten amerikanischen Wähler extrem auf den Kopf gefallen und können sich nichts merken. 
Hartnäckig glauben sie, daß ihr größter Held Reagan die Steuern gesenkt und die Demokraten sie erhöht hätten - obwohl genau das Gegenteil der Fall ist. 
Aber ein GOPer läßt sich nicht von Fakten verwirren, wie eine erschreckende Reuters-Studie über die Ansichten der Zuschauer des erfolgreichsten „Nachrichtensenders“ Fox-news (Fixed noise) ergab.

99% of Fox News viewers who were Medicare recipients said they opposed “socialized medicine.”
94% Believe Reagan lowered the National Debt.
88% Believe that Bill Clinton failed as a President, because of his affair with Monica Lewinsky.
75% Believe that people on welfare are lazy.
24% Believe Santa Claus is real.
36% Believe the “Bill of Rights” is legislation introduced by the Republican Party to stop “Barack Obama’s socialist agenda.”
99% Believe that communism, socialism, fascism and tyranny are all the same.
70% Believe Barack Obama was born in Kenya
38% Believe Barack Obama was born in Indonesia
92% Believe that Bill Clinton left Barack Obama with a surplus, which he spent.
96% Believe the economy was doing great when Barack Obama took office.
84% Believe the Tea Party is a grassroots movement without any corporate sponsorship.
94% Believe the Constitution mentions Jesus Christ as America’s savior.
74% Believe that unemployment is higher now than it was during the Great Depression.
92% Couldn’t find Iraq on a map.
9% Believe that homosexuals are trying to take over America with glitter.
93% Couldn’t name the 7 continents.
99% Believe that the Government doesn’t create jobs, but 95% of those surveyed credit Governor Rick Perry (R-TX) with creating 1 million jobs as Governor of Texas.
100% of Fox News viewers said they wouldn’t care if the entire country fell apart as long as Barack Obama isn’t elected to a second term.

Nur mit einem derart systematisch durch FOX und andere ultrarechte Medien desintelligentisierten Wählerreservoir ist möglich was gestern in Missouri, Minnesota und Colorado passierte.
Der hanebüchen verlogene Schwätzer Rick Santorum, der eben noch mal versicherte den Klimawandel gäbe es nicht und sich ansonsten darauf beschränkt Schwule zu beschimpfen gewann alle drei GOPer-Vorwahlen!

Rick Santorum: I've Never Believed In The 'Hoax Of Global Warming'

Ein herber Rückschlag für den haushohen Favoriten Romney, der so eine Klatsche aufgrund seiner gewaltig überlegenen Wahlkampfmaschine kaum noch für möglich hielt.
Romney blieb weit abgeschlagen, landete in Minnesota mit 17 Prozent sogar nur auf Platz drei, hinter Ron Paul. 
Der ewig-grinsende Maximal-Heuchler Santorum dürfte sich nur in zweiter Linie über die wenigen gewonnenen Delegiertenstimmen freuen. Wichtiger ist das Signal an die Milliardenschweren Spender, die seine ausgetrocknete Wahlkampfkasse wieder füllen könnten.

Symbolisch aber ist diese Nacht allemal, mit ihrem unerwarteten Triple für Santorum: Sie zeigt, dass die "Konservativen weiter ein fundamentales Problem mit Romney haben", wie Ari Fleischer, der Ex-Sprecher von Präsident George W. Bush, lakonisch analysiert.
Der gerne offen frömmelnde Katholik Santorum dagegen, der das Rampenlicht nach seinem Iowa-Sieg an den lauteren Romney-Rivalen Newt Gingrich abtreten musste, sieht seine Kandidatur nun im Aufwind. Plötzlich kann er sich wieder als die bessere, konservativere Alternative gegen den moderaten Romney empfehlen, der bei der Basis unbeliebt bleibt.
[….] Der an Überraschungen bisher kaum arme US-Vorwahlkampf hat somit eine neue, irrwitzige Kapriole geschlagen. Santorum hatte zuvor prophezeit, diese Nacht werde "die Richtung des Rennens ändern" - zu Recht, wie sich nun herausgestellt hat. Auf jeden Fall haben die drei Abstimmungen die Zweifel an Romney erneuert.
"Der Konservatismus lebt", jubelt dann Santorum vor seinen Anhängern - und holt zum Doppelschlag aus, gegen den Parteirivalen und den US-Präsidenten: "Mitt Romney hat dieselben Positionen wie Barack Obama." Am Mittwoch will Santorum gleich nach Texas weiterreisen - nicht für Wahlauftritte, sondern um Spender zu werben. Sein Top-Finanzier, der Multimillionär Foster Friess, steht bei seiner Siegesrede direkt hinter ihm auf dem Podium.

Bleibt zu hoffen, daß sich die verbliebenen vier Irren bei den Republikanern weiter gegenseitig fertig machen und ordentlich Federn lassen.